Die CDU hat keine Zeit zu verlieren
Die CDU stellt sich neu auf. Diesmal sollen die Mitglieder die Führungsfrage regeln. Auf einem Parteitag im Januar wird dann – so zumindest der Plan – nur noch formal der Nachfolger des amtierenden Vorsitzenden Armin Laschet gewählt.
In der Theorie klingt der Plan gut, ob er praxistauglich ist, werden die nächsten Wochen zeigen. Und es wird auf die Protagonisten der Kandidatensuche ankommen. Wie eine Teamlösung aussehen soll, die nun immer mal wieder ins Spiel gebracht wird, ist zum Beispiel fraglich. Zumindest ist es die Interpretation des Begriffs Team: Die Idee wird bisher von denen aufgebracht, die führen wollen – um dann Leute zu sich als Nummer zwei ins vermeintliche Team zu holen. Doch die Partei braucht mehr als nur eine neue Spitze: gezielte und ehrliche Nachwuchs- und Frauenförderung, mehr Seiteneinsteiger. Besonders aber eine klarere Führung im Adenauer-Haus. Unter Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel wurde die Parteizentrale zum ausführenden Organ dezimiert, Strategie- und Machtzentrum war das Kanzleramt. Der jeweilige Generalsekretär war eher in der Botenrolle zwischen den Welten der Parteichefin als in einer strategischen Position.
Armin Laschet hat für seine Partei die Bundestagswahl verloren. Er hat Wort gehalten, das NRW-Ministerpräsidentenamt und die Führung der Landes-CDU aufgegeben und die Nachfolge ruhig und sachlich geregelt. Nun hat er in der Bundes-CDU den Weg freigemacht. Noch unter seiner Regie soll nun die Basis sprechen, obwohl er selbst immer dezidiert gegen eine Mitgliederbefragung war. Er hat der Partei mit seinem Verhalten nach der Bundestagswahl einen großen Dienst erwiesen. Es wird jetzt an seinem Nachfolger sein, die Partei wieder nach vorne zu bringen. Viel Zeit hat derjenige allerdings nicht.
BERICHT DER CDU-ZUG KOMMT INS ROLLEN, POLITIK