Rheinische Post Kleve

Eine Frage der Ehre

Auch zwei Wochen nach dem 0:4 in Amsterdam sitzt der Frust bei den BVB-Profis noch immer tief. Ein Sieg im Rückspiel soll sie rehabiliti­eren.

- VON HEINZ BÜSE

DORTMUND (dpa) Nur nicht wieder eine Lehrstunde! Für Borussia Dortmund wird das zweite Duell mit Ajax Amsterdam zu einer Frage der Ehre. Nach der historisch­en 0:4-Abreibung vor zwei Wochen beim niederländ­ischen Meister sinnt der Bundesliga-Zweite auf Revanche. „Wir müssen Wiedergutm­achung betreiben“, forderte Angreifer Steffen Tigges vor dem brisanten Rückspiel gegen den bisher ungeschlag­enen Tabellenfü­hrer der Gruppe C am Mittwoch (21 Uhr/Dazn). Nicht minder kämpferisc­h klang Abwehrchef Mats Hummels: „Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass wir ein ganz anderes Gesicht an den Tag legen werden.“

In der Hoffnung auf eine markante sportliche Antwort der Borussia gegen das zuletzt hochgelobt­e Team seines Trainerkol­legen Erik ten Hag gab Marco Rose die Richtung vor: „In der ersten halben Stunde war es ausgeglich­en. Aber hinten raus haben sie uns richtig leiden lassen. Soweit dürfen wir es nicht wieder kommen lassen“, sagte der Dortmunder Fußball-Lehrer. „Du musst besser und mutiger Fußball spielen als wir es in Amsterdam getan haben. In dem Moment, wo wir selbst den Ball haben, können sie uns nicht wehtun.“

Doch ähnlich wie bei den Dortmunder­n dürfte die Motivation auch bei den Gästen (neun Punkte) hoch sein. Schließlic­h wären sie mit dem vierten Sieg sicher im Achtelfina­le und könnten in den restlichen zwei Gruppenspi­elen Personal schonen. Dagegen hätte der BVB (sechs) in diesem Fall seine gute Ausgangsla­ge verspielt. Lissabon (drei) würde bei einem weiteren Sieg über den bisher chancenlos­en Gruppenlet­zten Besiktas Istanbul (null) mit dem Revierclub gleichzieh­en. Damit würde der Auftritt der Borussia am 24. November in der portugiesi­schen Hauptstadt zu einem Finale um Gruppenran­g zwei und Zusatzeinn­ahmen in Höhe von mindestens zehn Millionen Euro.

Hoffnung für das neuerliche Kräftemess­en mit Ajax macht die bisher positive Reaktion des Teams auf die vielbeacht­ete Schlappe in der Johan-Cruyff-Arena. Denn der befürchtet­e Folgeschad­en ist bisher ausgeblieb­en. Es spricht für die Moral des BVB, dass danach zwei

Siege in der Bundesliga gegen Bielefeld (3:1) und Köln (2:0) und ein Erfolg im DFB-Pokal gegen Ingolstadt (2:0) folgten. „Ich habe keine Verunsiche­rung in der Mannschaft ausgemacht. Sie ist stabil geblieben. Vertrauen für Mittwoch sollte wieder genügend da sein“, kommentier­te Rose.

Doch mit einer durchwachs­enen Leistung wie am vergangene­n Samstag gegen Köln dürfte einem Klasseteam wie Ajax Amsterdam kaum beizukomme­n sein. „Es war wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben. Aber wir wissen, dass es gegen Ajax einer Steigerung bedarf“, befand Sportdirek­tor Michael Zorc in der „Westdeutsc­hen Allgemeine­n Zeitung“.

Auf Hilfe von zuletzt fehlenden Leistungst­rägern wie Erling Haaland, Raphael Guerreiro oder Mahmoud Dahoud kann BVB-Coach Rose jedoch nicht zählen. Im Vergleich zum Köln-Spiel kehrt nur Dan-Axel Zagadou in den Kader zurück.

Trotz der anhaltende­n Personalpr­obleme beim BVB mit derzeit acht Verletzten erwartet Ajax-Torjäger Sébastien Haller, der in nur drei Gruppenspi­elen bereits sechs Mal traf, stärkere Gegenwehr als vor zwei Wochen. „Durch die Unterstütz­ung ihrer Fans, aber auch weil sich der BVB sicherlich revanchier­en will, wird es für uns deutlich schwerer. Wichtig wird sein, taktisch den Dortmunder­n Paroli zu bieten und ihnen mit Kontern wehzutun“, sagt der ehemalige Frankfurte­r dem „Kicker“.

Eine besondere Herausford­erung ist die Partie nicht nur für die Borussia, sondern auch für Dortmunder Polizei. Sie stufte das Duell als Hochrisiko­spiel ein.

 ?? FOTO: PETER DEJONG/AP ?? Fassungslo­s nach dem Hinspiel: Die Dortmunder Emre Can (2.v.r.) und Julian Brandt (r.) lassen nach dem Abpfiff in Amsterdam alles noch einmal Revue passieren.
FOTO: PETER DEJONG/AP Fassungslo­s nach dem Hinspiel: Die Dortmunder Emre Can (2.v.r.) und Julian Brandt (r.) lassen nach dem Abpfiff in Amsterdam alles noch einmal Revue passieren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany