Von engen Kleidern und heimlichen Männerlichtungen
HALDERN (d.kle) Sie verfügt über einen Migrationshintergrund. Einen männlichen Migrationshintergrund. Was es damit auf sich hat, erfuhren am Samstag 31 Gäste in der Theater-Kulturwerkstatt Haldern, als Vera Nentwich ihr Kabarettsolo „Frau-Sein ist auch keine Lösung“präsentierte. Es lauschten 29 Frauen und doch auch zwei Männer.
Die 62-jährige Vera Nentwich ist als Mann auf die Welt gekommen.
Bis zum 34. Lebensjahr lebte sie – bis auf wenige weibliche Exkursionen - in ihrer zugewiesenen männlichen Rolle und heiratete sogar eine Frau. Erst dann stellte sie sich ihrer Transsexualität: „Ich machte rüber.“
Die Schwierigkeiten während der Umstellungsphase und beim Leben als Frau verpackte Vera Nentwich in ein 90-minütiges KabarettProgramm. Wie zu erwarten, ging es dabei nicht nur lustig zu, viele Passagen
regten zum Nachdenken an und zeigten den schweren Weg vom Mann zur Frau.
Nentwich berichtete von ihrer Unsicherheit in Sachen Kleiderwahl. Während sie sich – dank Morphium-Effekt – zuhause im Spiegel noch bewundert, erschreckt sie sich regelmäßig über ihr Spiegelbild in Schaufenstern. Allein das Einkaufen neuer Kleidung ist schon schwer, wenn die Hüfte genau so breit wie die Taille ist. Die Probleme in ein enges Kleid zu schlüpfen oder die Erlebnisse bei der ersten Mammografie stellte die Kabarettistin sehr bildhaft dar. Ihr erstes Blinddate mit Paul wurde dank rutschender Unterund Strumpfhose zum Desaster. Die Kabarettistin stellte auch ihre ersten Chatversuche mit dem männlichen Geschlecht auf Kontaktseiten im Internet vor. Denn grundsätzlich hat sie das Problem, dass sie kaum Männern
begegnet, da die sich wohl am liebsten in der Natur aufhalten würden: „Es gibt dort im Wald heimliche Männerlichtungen, wo die Männer zusammenleben, dort basteln, jagen, grillen und sich nur mit Hilfe ihre Instinkte orientieren“.
Die 62-Jährige ist immer noch auf der Suche nach dem Mann, der sie auf Händen trägt, auch wenn er sich dabei bestimmt einen Bruch heben würde.