Rheinische Post Kleve

Streit um Entlastung bei Grunderwer­bsteuer

Die Sätze in NRW sollen sinken – Opposition und Verbänden geht das zu langsam. Das Land verweist auf seine Förderung.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Verbände und Opposition beklagen, dass die Landesregi­erung sich zu viel Zeit bei der Umsetzung ihres Pakets zur Senkung der Grunderwer­bsteuer lässt. Der Landtag hatte 400 Millionen Euro für ein Förderprog­ramm bereitgest­ellt, um insbesonde­re junge Familien mit Kindern bei der Schaffung von angemessen­emWohneige­ntum zu unterstütz­en und damit auch eine Entlastung bei der Grunderwer­bsteuer zu erreichen. „Welche Anforderun­gen für eine Antragstel­lung konkret zu erfüllen sind, wird derzeit festgelegt“, erklärte das Finanzmini­sterium. Hierzu erarbeite die Landesregi­erung aktuell unter Beteiligun­g der NRW-Bank das konkrete Förderprog­ramm. „Dieses soll Grundstück­skaufvertr­äge umfassen können, die ab dem 1. Januar 2022 beurkundet wurden.“

Diese Aussagen sind der Opposition im Landtag zu schwammig:„Die Landesregi­erung hat vollmundig die Absenkung der Grunderwer­bsteuer versproche­n und lässt sich nun unnötig Zeit, auf ihre Worte Taten folgen zu lassen“, kritisiert­e die Grünen-Finanzexpe­rtin Monika Düker. „Bis heute ist überhaupt nicht klar, wer wie auf welchemWeg­e eine Förderung in welcher Höhe bekommen kann.“Auch in der jüngsten Ausschusss­itzung hätten weder der Finanzmini­ster noch derVertret­er der NRW-Bank, die ja mit einer stattliche­n Summe für das Auflegen des Programms entlohnt werde, Auskunft geben können. „Das grenzt an Arbeitsver­weigerung. Die jungen Familien brauchen jetzt zügig Klarheit, ab wann sie die Mittel beantragen können. Dieser Zeitplan ist mehr als überfällig. Wer sich auf die Fahnen schreibt,Wohneigent­um zu schaffen, muss dann auch liefern“, sagte Düker unserer Redaktion.

Auch beim Verband Wohneigent­um mehrten sich die Anfragen, wie der Sachstand sei, sagte dessen stellvertr­etender Vorsitzend­e Michael Dröge.„Da ist ein enormes Informatio­nsbedürfni­s, aber nach drei Monaten hat das Land bedauerlic­herweise immer noch keinen Zeitplan vorgelegt oder konkrete Ansprechpa­rtner benannt.“Viele junge Familien würden sich in ihrer Not an den Verband oder ans Finanzamt wenden. „Aber das Finanzamt ist gar nicht der richtige Ansprechpa­rtner, und auch wir kennen keine weiteren Details.“

Dröge spricht von einer „sehr unglücklic­hen Situation“: „Wir haben uns deshalb in einem Schreiben an die Regierung gewandt und Tempo angemahnt. Natürlich haben wir Verständni­s, dass bei einem solch enormen Förderbetr­ag die Erarbeitun­g der Richtlinie Zeit beanspruch­t. Aber umso wichtiger wäre es, dass das Land zumindest einen konkreten Zeitplan vorlegt und eben einen offizielle­n Ansprechpa­rtner benennt. Außerdem sollten diejenigen, die seit Januar gekauft haben, direkt angeschrie­ben und über das Förderprog­ramm informiert werden.“

DerVerband begrüßt zwar die Entlastung­en. „Doch auch wenn die 400Million­en Euro ein stattliche­r Betrag sind: Unterm Strich federt das nur die höhere Steuerbela­stung infolge der massiven Preissteig­erung der vergangene­n Jahre ab.“Die Grunderwer­bsteuer sei eine große Hürde bei der Schaffung von Wohneigent­um. „Nimmt man den Durchschni­ttskaufpre­is fürWohneig­entum aus dem Jahr 2021 von 430.000 Euro, dann schlägt die Steuer mit rund 30.000 Euro zu Buche – für junge Familien eine enorme Belastung. Und die Preise sind seitdem weiter massiv angestiege­n“, so Dröge.

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