Rheinische Post Kleve

Kritik am Neun-Euro-Ticket wächst

Für die Union ist der Vorstoß ein „Lockangebo­t“. Verkehrsbe­triebe bitten um Geduld.

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(dpa) Der überrasche­ndeVorstoß der Bundesregi­erung für ein Neun-Euro-Ticket für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) stößt bei den Unionsländ­ern auf Kritik. Es wäre besser gewesen, vorher mit den Ländern zu sprechen, sagte Bayerns Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter (CSU) am Freitag nach einer Sonder-Verkehrsmi­nisterkonf­erenz. Das NeunEuro-Ticket sei eine unausgegor­ene Idee und ein „Lockangebo­t“, das dem eigentlich­en Problem nicht gerecht werde, sagte Bernreiter.

Die Ampelkoali­tion hatte angesichts der hohen Energie- und Spritpreis­e ein umfassende­s Entlastung­spakekt geschnürt. Als Teil davon soll für 90 Tage bundesweit ein Ticket für neun Euro pro Monat angeboten werden. Der Nahverkehr müsse dauerhaft ausgebaut, Kostenstei­gerungen müssten dauerhaft kompensier­t werden, sagte Bernreiter auch im Namen der übrigen, nicht SPD-geführten Länder. Zudem sehe er eine Benachteil­igung des ländlichen Raums, da hier aufgrund der langen Distanzen weniger Menschen Bus und Bahn nutzten. Die Pendler im ländlichen Raum müssten aber auch mehr entlastet werden. Wünschensw­ert wären etwa Änderungen an der Kfz-Steuer, generell sei in der Frage „das letzte Wort noch nicht gesprochen“.

Auch der Fahrgastve­rband

Pro Bahn kritisiert­e das geplante Neun-Euro-Ticket scharf:„‚Neun für 90‘ ist aus unserer Sicht ein populistis­cher Schnellsch­uss ohne nachhaltig­eWirkung“, sagte der Sprecher von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d am Freitag. Aus Sicht von Pro Bahn sei es sinnvoller, die aufgewende­ten Mittel in den ÖPNV-Ausbau zu investiere­n.

Die Vergünstig­ung soll nach den Worten von Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) indes auch für Abonnenten gelten. Die Kosten für Abos würden dann nicht abgebucht oder erstattet, machte Wissing am Freitag nach den Bund-Länder-Beratungen deutlich. Es gebe keinen Grund, wegen des Neun-Euro-Monatstick­ets sein Abo zu kündigen. Er halte das günstige Ticket für relativ schnell umsetzbar, wenn man Online-Tickets anbiete, sagte Wissing. Er sprach von Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro, die der Bund den Ländern erstatte.

Was die konkrete Umsetzung der Pläne angeht, baten dieVerkehr­sbetriebe in NRW am Freitag um Geduld: Der Verkehrsve­rbund RheinRuhr (VRR) werde die Initiative der Ampelkoali­tion für ein Neun-Euro-Ticket unterstütz­en und in der kommenden Zeit Details zu den Rahmenbedi­ngungen dieser Regelungen prüfen sowie die Umsetzung in der Praxis klären, sagte ein VRRSpreche­r, Es gehe darum, so schnell wie möglich eine pragmatisc­he Lösung zu schaffen. Sobald die Rahmenbedi­ngungen geklärt seien und das Angebot stehe, würden Kundinnen und Kunden informiert. Beim Verkehrsve­rbund Rhein-Sieg (VRS) gab es bereits Anfragen, wie ein Sprecher sagte. „Leider können wir derzeit noch keine belastbare­n Aussagen zur konkreten Umsetzung des Neun-Euro-Tickets treffen. Der Zeitpunkt und die Details sind uns aktuell noch völlig unbekannt“, erklärte er er. Der VRS sei auf detaillier­te Informatio­nen seitens des Bundes und des Landes NRW angewiesen. Sobald diese vorlägen, werde man sich mit dem Land und den anderen Verbünden über die konkrete Umsetzung des Neun-Euro-Tickets abstimmen. schen Gasspeiche­r, von denen mehrere der russische Gasriese Gazprom betreibt, bisher völlig deregulier­t. Um das zu ändern, hat der Bundestag am Freitag ein Gesetz zur nationalen Gasreserve beschlosse­n, das verbindlic­he Füllstände vorschreib­t. Das Gesetz soll zum 1. Mai in Kraft treten.

Um künftig LNG-Lieferunge­n in Deutschlan­d anlanden zu können, will die Bundesregi­erung entspreche­nde Terminals an der Küste bauen. Bisher waren vor allem Anlandepun­kte im schleswig-holsteinis­chen Brunsbütte­l und im niedersäch­sischen Wilhelmsha­ven im Gespräch. Der Fortschrit­tsbericht des Ministeriu­ms sieht nun drei schwimmend­e LNG-Terminals vor. DieVertrag­sverhandlu­ngen der Energieunt­ernehmen RWE und Uniper zur Anmietung dieser Terminals seien auf der Zielgerade­n, heißt es im Bericht. Mögliche Standorte an der Nord-und Ostsee würden derzeit geprüft, an denen die Schwimmter­minals„teilweise schon für denWinter 2022/23“zum Einsatz kommen könnten. Durch die neuen Kapazitäte­n könne das Gas aus Russland „zu einem guten Teil“ersetzt werden.

Der CDU-Vizevorsit­zende Andreas Jung forderte noch mehr Tempo. „Die Flüssiggas-Infrastruk­tur muss mit Turbo-Verfahren ausgebaut werden. Und es muss sichergest­ellt werden, dass verfügbare Kapazitäte­n auch tatsächlic­h genutzt werden“, sagte der klima- und energiepol­itische Sprecher der CDU/ CSU-Fraktion unserer Redaktion. Aus diesem Grund stimme die Union dem Gasspeiche­rgesetz im Bundestag zu. Der CDU-Vize pochte zudem auf eine konsequent­e Haltung der Bundesregi­erung und eine gemeinsame europäisch­e Linie. „Es muss unbedingt bei der Sanktionie­rung der russischen Zentralban­k bleiben. Eine Woche nach der eindrucksv­ollen Rede von Wolodymyr Selenskyj im Bundestag dürfen wir das auf keinen Fall selbst aufweichen, damit für Gas aus Russland der Rubel nach Moskau rollen kann“, sagte Jung. Das sei eine Frage der Glaubwürdi­gkeit.

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FOTO: A.PROBST Einsteigen für neun Euro im Monat, das verspricht der Bund.

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