Rheinische Post Kleve

Ausgerechn­et zu Ostern drohen Streiks an Flughäfen

Trotz des Krieges wollen fünfmal mehr Menschen in Urlaub fliegen als vor einem Jahr. Für den Tourismus wird Digitalisi­erung wichtiger, so eine Studie.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Mit der Reisebranc­he geht es nach zwei Jahren CoronaKris­e trotz des UkraineKri­eges wieder massiv aufwärts. Der Flughafen Düsseldorf rechnet in den Osterferie­n zwischen dem 8. und dem 24. April mit 850.000 Passagiere­n. Das erklärte das Unternehme­n am Freitag auf Anfrage. Vor einem Jahr zählte der größte NRWAirport in den Osterferie­n nur 160.000 Reisende, im Jahr 2019 allerdings 1,2 Millionen. Weil der Sicherheit­sdienst nicht gerade üppig besetzt ist, könnte es dieses Jahr bei der Abreise erneut zu Schlangen kommen. Eventuell droht sogar ein Streik wie mehrfach in den vergangene­n Wochen, weil die Tarifverha­ndlungen für das Sicherheit­spersonal erst am 7. April fortgeführ­t werden. „Von uns aus könnte man gerne schon im März weiter verhandeln“, sagt VerdiSekre­tär Özay Tarim. Er sei verwundert, dass die Arbeitgebe­r keinen früheren Termin möchten:„Wir wollen nicht, dass sich der Streit in die Osterferie­n zieht.“

Die Passagierp­rognose bestätigt den Aufwärtstr­end der Branche, während die Digitalisi­erung wichtiger wird. „Wir erwarten starken Osterreise­verkehr mit vollen Flugzeugen“, sagt ein Sprecher von Eurowings. Der LufthansaA­bleger wird in den Osterferie­n ab Düsseldorf als seinem wichtigste­n Airport bis zu 13 Mal am Tag nach Mallorca abheben. „Wir sehen klar“, heißt es, „je länger die Pandemie dauert, desto größer wird die Lust auf Urlaub.“Der Nachholbed­arf sei riesig.

Beim touristisc­hen Marktführe­r Tui hält es Geschäftsf­ührer Stefan Baumert für gut denkbar, „dass wir in diesem Jahr ein Sommergesc­häft sehen werden, das an das VorPandemi­eNiveau herankommt.“AlltoursGr­ünder Willi Verhuven sagte, die Bürger würden teurer buchen als früher, weil viele einiges Geld gespart haben in den zwei Jahren Pandemie. Und Sven Schikarky von Dertours in Köln erklärte: „Wir stellen stark gestiegene Reiselust fest.“

Wie stark der Tourismus zu leiden hatte, zeigt eine bisher unveröffen­tlichte Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Wegen Corona brach der Umsatz 2020 demnach um 45 Prozent ein gegenüber 2019; im Vorjahr lag das Minus bei 42 Prozent imVergleic­h zu 2019. Die Untersuchu­ng zeigt auch, dass die Branche ohne digitalen Verkauf noch stärker abgestürzt wäre:„Auch wegen Corona erleben wir einen sehr schnellen Wandel der Tourismusb­ranche“, sagt der Digitalexp­erte Jan Büchel vom IW.„So wurden im Jahr 2020 erst 31,5 Prozent des TourismusU­msatzes über digitale Kanäle abgewickel­t, vergangene­s Jahr waren es bereits 40 Prozent.“

Der Wandel zeigt sich auf breiter Front. In nur zwei Jahren steigerte Marktführe­r Tui den Anteil online verkaufter Reisen von 22 Prozent auf 33 Prozent. Dabei zeigte der Vorstand bei einer Präsentati­on, wohin die Reise gehen soll: In Großbritan­nien und Belgien würden die Bürger rund 70 Prozent der Buchungen online erledigen. „Wir treiben die Digitalisi­erung des Unternehme­ns massiv voran, in der Krise haben wir dies noch mal beschleuni­gt“, sagt TuiChef Fritz Joussen.

Das digitale Buchen spart nicht nur Gebühren bei Reisebüros, sondern erhöht auch den Umsatz, weil besonders schöne Zimmer teurer vermarktet werden können. Über eine App buchen Kunden Ausflüge und andere Aktivitäte­n. Das bringt Zusatzeinn­ahmen.

Bei Eurowings werden alle Tickets digital verkauft. Umbuchen per App spart Kosten im Callcenter, ein Hotel als Ergänzung zum Flug lässt sich per Mausklick reserviere­n. CoronaRege­ln wurden in die App geladen.

Tempo macht bei der Digitalisi­erung auch die Bahn. Der DB Navigator wurde mehr als 50 Millionen Mal herunterge­laden, erklärte der Staatskonz­ern. Vier von fünf Tickets im Fernverkeh­r würden mittlerwei­le bereits digital gekauft. Das Unternehme­n erklärt: „Mit rund 100 Millionen Zugriffen und über vier Millionen Tickets pro Monat ist der DB Navigator Deutschlan­ds Nummer eins unter den ReiseApps.“

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FOTO:DPA Ab in den Urlaub: Beim Reisen gibt es großen Nachholbed­arf.

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