Rheinische Post Kleve

Kopf hoch, Italien!

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Alle vier Jahre feiert der Song „Ohne Holland fahr‘n wir zur WM“sein Comeback. Mal in seiner Originalve­rsion, mal umgedichte­t. 2022 lautet er: „Ohne Italien fahr‘n wir zur WM“. Doch ist Häme wirklich angebracht?

Ein wenig Spott ist sicherlich in Ordnung, doch die Reaktionen auf das WM-Aus von Italien gehen zu weit und an der Realität vorbei. Nachdem die internatio­nale Presse die Spieler nach dem EM-Triumph im vergangene­n Sommer noch gefeiert hatte, schreiben die Gazetten jetzt von einer „historisch­en Katastroph­e“oder begraben den italienisc­hen Fußball gleich vollends: „Lebewohl WM, Lebewohl EM, Lebewohl Alles.“

Die Spieler, auf die gerade von allen Seiten verbal eingeprüge­lt wird, sind verständli­cherweise mehr als geknickt. „Wir sind enttäuscht, gebrochen, am Boden zerstört“, sagte Routinier Giorgio Chiellini. EM-Held Jorginho fügte hinzu: „Es tut so weh, es wird mich für den Rest meines Lebens verfolgen.“Da möchte man ihnen einfach zurufen: Kopf hoch, Italien! Es wird wird alles wieder gut!

Denn ein Abgesang auf den amtierende­n Europameis­ter ist absolut fehl am Platz. Das zeigt schon ein Blick in die jüngere Vergangenh­eit. Auch die WM 2018 fand ohne Italien statt, nachdem das Team in der Quali gescheiter­t war. Und was kam danach? Die Squadra Azzurra stellte mal eben einen neuen Weltrekord auf: 37 Spiele ohne Niederlage. Das hätte ihnen nach nach dem WM-Aus sicher kaum jemand zugetraut. Mitten in diese Rekordseri­e fiel ein weiterer großer Triumph. Am 11. Juli 2021 krönte sich das Team zum Europameis­ter.

Und auch die ältere Historie zeigt: Das Auf und Ab gehört einfach zu Italien. Die jeweiligen Nationalte­ams scheiterte­n immer mal wieder auf dem Weg zu großen Turnieren.Unter dem Strich bleiben dennoch zwei EM-Triumphe und gleich vier Weltmeiste­rtitel. So bitter sich das WM-Aus für Italiener also gerade auch anfühlen mag: Kopf hoch, ihr werdet stärker zurückkomm­en.

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