Bastler für 100 Puppen gesucht
Das Nähen war zeitlebens ihr großes Hobby. Inzwischen machen aber die Finger der 86-jährigen Irene Dellemann nicht mehr so mit, sie braucht Hilfe beim Handarbeiten. Die fertigen Puppen möchte sie verschenken.
Dass hier ein kreativer Mensch wohnt, sieht man schon von außen: Tiffany-Glaselemente dienen als Sichtschutz in den Fenstern des Hauses von Irene Dellemann. Drinnen hängen selbstgemalte Bilder, und vor allem fällt schnell ins Auge, dass in diesen Räumen jemand gerne näht. Besonders im oberen Stockwerk dominieren Utensilien rund ums Handarbeiten: Zwei Räume voller Puppen und Materialien, aus denen Puppen hergestellt werden können, sind das Herz des Hauses. „Aber so gerne ich immer aufgenähtgenähthabe:Ichmussdamitaufhören. Die Hände und vor allem die Finger machen nicht mehr so richtig mit“, bedauert die 86-Jährige.Weil sie aber noch jede Menge Rohlinge für die Puppenkörper hat, Formen für die Köpfe und unzählige Kleider säuberlich auf Bügeln und in Klarsichthüllen, kann sie nicht einfach so aufhören.„Ich wünsche mir, dass ich Helfer finde, die selbst gerne nähen oder es sich von mir zeigen lassen. Dann möchte ich alle fertigen Puppen einem guten Zweck zukommen lassen.“Mit den Flüchtlingen aus der Ukraine, hofft sie, müsste da schon ein geeigneter Personenkreis vorhanden sein. Ihrer Erfahrung nach sei der Nachwuchs unserer Wohlstandsgesellschaft nicht mehr erpicht auf Puppen. Und bestimmt würden die weichen Tröster den traumatisierten Kindern, die kaum etwas mitnehmen konnten, gut tun.
„Ich bin ja selbst ein Kriegskind, wenn wir auch nicht fliehen mussten“, sagt Irene Dellemann. „Ich kenne die Armut und den Hunger, wir haben hier damals in Wissel sogar gebettelt“, erinnert sie sich. Zum Glück sei das lange her, heute könne sie anderen etwas geben. Bei derVHS und der FBS gab die Frau aus Wissel früher Kurse, anderen ihr Hobby nahe zu bringen ist ihr ein Bedürfnis. „Ich stelle mir vor, dass wir uns hier bei mir zusammen an den Tisch setzen, ich zeige, wie man die Puppenkörper ausstopft und dann Arme und Beine annäht.“Es geht nicht um Ausstellungsstücke für Erwachsene, womöglich mit Porzellankopf und harten Füßen und Händen, sondern um Puppen zum Knuddeln. „Zu jeder Puppe gibt es eine Tasche, von mir selbst genäht, dazu“, erklärt Dellemann. Dann kann das Lieblingsspielzeug überall hin mit genommen werden, und die Hände bleiben trotzdem frei.
Die Köpfe werden aus einem Rohling aus Styropor, den die Bastlerin mit einem Trikotstoff überzieht, gemacht. Es gibt auch solche ausVinyl. „Das Schwierigste ist das Bemalen“, sagt die Fachfrau, denn der Gesichtsausdruck muss ja stimmen. So wird jede handgefertigte Puppe ein echtes Original mit jeweils eigenem Charakter. Und dann kommt ja noch die
Kleidung hinzu.
Ganze Kleiderstangen voller Hängerchen, Hosen, Pullis, Blusen und Unterkleider stehen in den Räumen, unzählige Kartons und Kästchen enthalten Rohformen für Arme und Beine, außerdem Knöpfe, Nähgarn und was sonst noch alles nötig ist. Mit den vorgefertigten Armen und Beinen, die die Bastel-Industrie anbietet, war Irene Dellemann auch nie so zufrieden. Oft sind sie einfach zu eng, „wie soll man da noch dieWolle reinstopfen?“Deshalb hat sie, so lange es ging, auch diese Teile selbst genäht.
Nicht vergessen werden darf natürlich das Puppenhaar, das es in diversen Qualitäten, Farben und Frisuren gibt. Freche strubbelige Jungsschnitte sind ebenso dabei wie glattes langes Blondhaar für ein Mädchen. Farbige Puppenkinder werden ebenso bedacht, und natürlich kann bei der Auswahl jeder Bastler seinem Geschmack folgen.
Wer Irene Dellemann beim Nähen helfen möchte oder schon Kontakte zu Flüchtlingsfamilien hat, kann sich gerne bei der Wisselerin melden. Telefonisch ist sie erreichbar unter 02824 6328, die E-Mailadresse ist irene.dellemann@gmail.com