Rheinische Post Kleve

Zwischen „Hotspot“und „Freedom Day“

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UNSERE WOCHE

Die Corona-Pandemie und deren Folgen hat in dieser Woche eine bislang nicht dagewesene Kerbe in die Gesundheit­sversorgun­g im Kreis Kleve geschlagen. Im Klever Krankenhau­s können seit Mittwoch keine Kinder mehr zur Welt kommen – weil es aufgrund von Quarantäne und Isolation keine Hebammen mehr gibt. Mehr als 100 Mitarbeite­r im Katholisch­en Karl-Leisner-Klinikum fallen standortüb­ergreifend aus. Wir können längst nicht mehr darüber sprechen, dass hier etwas an seine Grenzen gerät, die Grenze ist längst überschrit­ten.

Auch wenn sich bei Frühlingst­emperature­n die Menschen in den Straßencaf­és tummeln: Die Inzidenzen haben in dieser Woche alle bisherigen Rekorde geknackt, die Krankenhäu­ser laufen voll. Und auch beim Metzger, Bäcker oder im Einzelhand­el hört man: Wir müssen heute früher schließen – es gibt keine Mitarbeite­r mehr. Mehr als 16.500 Menschen im Kreis Kleve sind gerade mit dem Coronaviru­s infiziert. Wie viel mehr sind von betrofQuar­antäneQuar­antäneundI­solationbe­troffen? Nüchtern betrachtet hat es zu ganz anderen Zeitpunkte­n in der Pandemie schon ganz andere Maßnahmen gegeben.

Die Niederländ­er lassen zeitgleich und angesichts noch höherer Inzidenzen alle Masken fallen, heben sogar die Quarantäne­pflicht auf. Geht es nach Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach, könnte es bei uns genau in die gegensätzl­iche Richtung laufen: „In Regionen wie Düren oder Köln werden Operatione­n verschoben, Personal fehlt, Routinever­sorgung ist wegen sehr hoher Coronainzi­denzen gefährdet. Dies sind eigentlich genau die Bedingunge­n, für die eine Hotspot-Regelung gemacht werden. Das Gesetz sollte genutzt werden“, schrieb Lauterbach in dieser Woche als Reaktion auf einen Artikel unserer Redaktion, der von verschoben­en Operatione­n in NRW-Kliniken berichtete. All das zeigte sich diese Woche auch im Kreis Kleve.

Der Landtag hatte am Mittwoch einen Eilantrag der Grünen abgelehnt, ganz NRW zum Corona-Hotspot zu erklären. Wie geht es weiter im Kreis Kleve? Am Freitag ist die Inzidenz leicht gesunken, am Montag sollen in Kleve wieder die Kreißsäle öffnen. Der Rest wird sich zeigen.

Ludwig Krause

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