Rheinische Post Kleve

Zehn Künstler im Salon im Café

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Der Salon der Künstler war im Paris des 19. Jahrhunder­ts das gesellscha­ftliche Ereignis. Für die, die drin waren. Aber es gab auch einen „Salon des Refusés“, eben für die, die nicht drin waren - und doch zu Ehren kamen. Der Salon des Refusés von 1863 galt gar als Geburtsstu­nde der Moderne und sorgte mit Whistlers „Mädchen in Weiß“und Manets „Das Frühstück im Grünen“für Gesprächss­toff. Jetzt ziert das „Mädchen inWeiß“in einer wunderbare­n Interpreta­tion durch Kirsten Becken das Plakat zum„salon des refusés“in Kleve: Dem Salon neben dem Salon im Kurhaus, dem Salon im kleinen ehemaligen Café Lust mitten in der Stadt. Dem Salon, an dem auch vom Kurhaus-Salon abgewiesen­e Künstler ihr Schaffen zeigen.

Auch beim „Mädchen in Weiß“ist es wieder die Stärke von Beckens Arbeit, Frauen nicht als Objekt zu sehen, sondern den Figuren immer auch ihre eigene Macht zu geben. Dafür wurde ihr Film „Ihre Geister sehen“ausgezeich­net und bekam beste Kritiken, wie ihre Fotografie­n von Frauen. Beckens „Mädchen“hängt auch zentral in der Ausstellun­g im Cafe Lust, wo künftig regelmäßig „Kunst und Gäste“zu sehen sein sollen. Kirsten Becken, Judith Anna Schmidt und Markus Mengeler sind hier federführe­nd mit einem Projekt, das kraftvoll und unkonventi­onell Kunst mitten in die Stadt tragen möchte – und in Teilen auch auf die Straße.

Auf die Straße geht in diesem Jahr Nicole Peters mit einem Teil ihrer Arbeit „Imagine Peace“, die sich aus dem Raum heraus aufs Pflaster zieht und Gedanken über den Frieden aufschreib­t. In Kreide drinnen und in Kreide aufs Pflaster draußen. Es sind Antworten, die Nicole Peters von den Besuchern derVerniss­age der Ausstellun­g am Sonntag, 27. März, 17 Uhr sammelt und notiert. Die Antworten können bleiben, werden von Passanten abgelaufen, vom Regen abgewasche­n.

Zehn Künstler haben „Kunst und Gäste“versammelt zu ihrem Salon im Café, vier Männer und sechs Frauen. „Es geht uns darum, Künstler in der Region mehr miteinande­r zu vernetzen, einen Raum zu bieten, wo man ausstellen kann– auch spontan“, sagt Mengeler. Und Judith Anna Schmidt fügt an, hier die Chance bieten zu können, als Künstler selbst aktiv zu werden und seine Kunst mitten in die Stadt unter die Menschen tragen zu können, neue Räume künstleris­ch öffnen zu können ohne die Hemmschwel­leMuseumüb­erschreite­n zu müssen.„Oder schon beim Aufbau Kontakt mit den Passanten zu haben, so Mengeler. Letztlich wolle man aus dem„salon des refuses“eine Reihe machen.Gezeigtwer­denindemDo­ppelraum an der Münze 12, ab Sonntag, 27. März bis 7. April, Malerei, Fotografie und eine Klanginsta­llation.

Leichte, frische Farben beherrsche­n die Bilder von Schmidt, die das Leuchten der Farben erforschen will und Licht als grundsätzl­ichen Anlass zum Malen aufzeigt. Alejandra Baltazares setzt sich auf ihren Blättern mit den Auswirkung­en des ZuhauseSei­n-Müssens in der Pandemie oder des Nach-Zuhause-Zurückkomm­en auseinande­r. Oder Maja Lilian Krakau, die die Transluzen­z untersucht und fragt, wie viel Farbe ein Bild eigentlich braucht.

Die zehn Salon-Künstler: Alejandra Baltazares, Alexander Hermanns, Bernd Deckers, Elvira Neuendank, Holger Becken, Judith Anna Schmidt, Kirsten Becken, Maja Lilian Krakau, Markus Mengeler, Nicole Peters.

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FOTO: BECKEN Kirsten Becken, Judith Anna Schmidt und Markus Mengeler.

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