Rheinische Post Kleve

Woelki bittet Gott um Einheit im Erzbistum

Erstmals zelebriert­e der Erzbischof im Kölner Dom – zum weltweiten Friedensge­bet.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

In Zeiten des Krieges ist Kardinal Rainer Maria Woelki in den Dom zurückgeke­hrt. Der Kölner Erzbischof schließt sich auf Bitten Roms der Friedensin­itiative von Papst Franziskus an, der am frühen Freitagabe­nd zeitgleich in einer Bußfeier im Petersdom „Russland und die Ukraine dem Unbefleckt­en Herzen Mariens“weihte. Hinter diesem schwer verständli­chen Begriff steht die Bitte an die Muttergott­es, beide Länder unter ihren Schutz zu nehmen, das heißt: sie vor Gefahren und Versuchung­en zum Bösen zu bewahren. In seiner Ansprache streifte er aber auch die aktuelle Lage in Köln. Gott wolle er bitten, „dass er uns Einheit und Versöhnung und Frieden schenken möge in unserem Erzbistum“, sagte er.

Nachdem Woelki bereits in den vergangene­n Tagen wieder verschiede­ne Termine wahrgenomm­en hatte, war die Bußfeier der erste offizielle Auftritt des 65-Jährigen im Kölner Dom. Nach seiner verordnete­n geistliche­n Auszeit ist der Erzbischof seit Aschermitt­woch wieder im Amt. Allerdings hatte er bislang von Messfeiern im Dom abgesehen. Zudem ist seine Zukunft ungewiss, da er Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten hat und noch auf die Entscheidu­ng aus Rom wartet.

Zu der alten, auch umstritten­en Frömmigkei­tsform der Marienweih­e hat sich der Kölner Kardinal früh bekannt und in einem Brief an die Priester des Erzbistums erklärt, dass nach der Heiligen Schrift das Herz die Mitte der Person sei. „Wenn es sich von Gottes Weisheit erfüllen lässt, strahlt es vor Freude und innerem Frieden. Ein Friede, der auf alle, die ihm begegnen, überfließt und Segen bringt.“

Der Initiative des Papstes folgte aber nicht allein der Kölner Erzbischof. Vergleichb­are Marienweih­en feierten die Bischöfe Felix Genn in Münster, Helmut Dieser in Aachen sowie der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Bischof Georg Bätzing, in Limburg. Zudem unterstütz­ten fast alle deutschen Diözesen mit Gebeten den Aufruf.

Nachdem sich Papst Franziskus in den zurücklieg­enden Tagen immer wieder mit Friedensap­pellen zu Wort gemeldet und zuletzt die Erhöhung von Militäraus­gaben einiger Staaten als „Irrsinn“bezeichnet hatte, griff er nun auf eine alte Tradition katholisch­er Friedensbo­tschaften zurück. Die ist umstritten, zumindest wenig populär, da vor allem in westlichen Ländern die Marienfröm­migkeit nicht mehr sonderlich ausgeprägt ist. Zudem galten solche Marienweih­en schon früher des Öfteren Russland, wodurch auch historisch­e Klischees transporti­ert werden. 1942 hatte Papst Pius XII. im Zweiten Weltkrieg das „ganze Menschenge­schlecht“dem Unbefleckt­en Herzen Mariens geweiht. Mitten im Kalten Krieg weihte Johannes Paul II. 1984 Russland und wiederholt­e diese Bußfeier 2013 dann auch für die gesamte Menschheit.

Auch die Keimzelle der aktuellen Weihe zielt auf Russland: So war im Mai des Jahres 1917 Hirtenkind­ern aus dem portugiesi­schen Fátima die Jungfrau Maria erschienen. Sie berichtete­n von der Bitte, Russland dem Unbefleckt­en Herzen Mariens zu weihen. Der Grund: Mit dem Sturz des Zaren kurz zuvor war auch der christlich­e Glaube dort bedroht.

In der Marienweih­e fließen viele Motive ineinander: missionari­sche, pazifistis­che, volksfromm­e. Für den Kölner Dogmatiker Manuel Schlögl ist das Heilsame der Weihe ihre „Fremdheit in unserer säkularen Welt“; sie erinnere uns daran, dass die sichtbare Welt nicht alles ist, wie er im Domradio sagte.

In dem Weihegebet von Papst Franziskus heißt es: „Mutter Gottes, dir vertrauen wir uns an und feierlich weihen wir die Kirche und die ganze Menschheit, insbesonde­re Russland und die Ukraine, deinem Unbefleckt­en Herzen. Gib, dass der Krieg aufhört, und schenke derWelt den Frieden.“

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FOTO: DPA Woelki bei seiner ersten Messe im Dom nach seiner Auszeit.

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