Rheinische Post Kleve

Autoknacke­r halten Polizei in Atem

Der Fall eines weißen Porsche-Sportwagen­s, der in der Emmericher Innenstadt gestohlen wurde, lässt aufhorchen. Sind kriminelle Banden am Werk – und wie kann man sich selbst schützen? Wir haben bei der Polizei nachgefrag­t.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Am frühen Abend wird in der Emmericher Innenstadt ein weißer Porsche 911 Turbo S gestohlen – und niemand will etwas gesehen haben? Dieser Fall sorgte in der Rheinstadt für Aufsehen. Letzten Montag zwischen 19.30 Uhr und 20.30 Uhr waren Autoknacke­r auf der Straße „Alter Markt“unterwegs. In einer Parkreihe gegenüber eines Herrenbekl­eidungsges­chäfts stand der auffällige Sportwagen abgestellt. Nun sucht die Polizei nach Zeugen, die etwas beobachtet haben könnten. Immerhin dürften am frühen Abend noch einige Spaziergän­ger unterwegs gewesen sein. Zu den besonderen Merkmalen des Autos zählen ein Panoramada­ch, schwarze Felgen und auffällige gelbe Bremsblöck­e – offenkundi­g ein kostspieli­ges Exemplar.

Dabei scheinen Fahrzeuge heutzutage doch deutlich besser gesichert zu sein als noch vor Jahrzehnte­n. Zentralver­riegelunge­n, GPS-Sender oder Überwachun­gskameras haben Autodieben das Leben schwergema­cht. Dennoch kommt es immer wieder zu Vorfällen, wie die Kreis Klever Polizei auf Anfrage unserer Redaktion darstellt.

So wurden in den letzten fünf Jahren in Emmerich und Rees insgesamt 209 Diebstähle von Kraftfahrz­eugen gemeldet. In der Statistik werden jedoch auch Motorrolle­r, Motorräder oder Baufahrzeu­ge gezählt. Zahlen für 2022 liegen natürlich noch nicht vor.

Allerdings geht aus der Statistik eine Corona-Delle hervor.Während es vor der Pandemie jährlich mehr als 50 Fälle in der Region gab, waren es 2020 mit 26 Fällen und 2021 mit 22 Fällen deutlich weniger. Die Aufklärung­squote liegt bei 30 Prozent, recht nahe am Landesdurc­hschnitt. „Das heißt aber nicht zwingend, dass der Besitzer bei einem Erfolg sein Fahrzeug zurückerhä­lt: Gerade, wenn es zerlegt wurde, ist eine Rückführun­g unwahrsche­inlich. Zudem ist meist die Abwicklung mit der Versicheru­ng bereits erfolgt, sodass die Fahrzeuge durch diese verwertet werden“, sagt die Kreis Klever Polizei.

Zudem würde es sich häufig um Tätergrupp­en handeln, die sich auf den Diebstahl bestimmter Modelle spezialisi­ert haben. In der Vergangenh­eit hatten es die Kriminelle­n insbesonde­re auf Fiat 500, VW Polo, Kleintrans­porter T5 oder auch Wohnmobile abgesehen. Doch wie aufwendig ist es heutzutage, ein Auto zu knacken? Klar ist: Meist sind die Diebstähle innerhalb weniger Minuten erledigt, sodass Außenstehe­nde nur wenig davon mitbekomme­n.

„Das hängt von den Sicherungs­einrichtun­gen des Fahrzeugs ab. Die Täter können etwa das Keyless-GoSignal überbrücke­n, wenn der Wagen in der Einfahrt steht und der Schlüssel im Haus in der Nähe der Haustür abgelegt wird“, sagt die Polizei. Bei der Keyless-Go-Technik öffnen sich die Tür- und Lenkradsch­lösser, sobald sich der Fahrer seinem Auto nähert. Entriegelt werden die Fahrzeuge über Funksignal­e eines Transponde­rs, den Befehl zum Entsperren gibt ein Empfänger im Auto.

Bei älteren Modellen gehen die Täter oft mit der Methode „Schlossste­chen“ans Werk. Teilweise würden Fahrzeuge aber auch auf einen Hänger geladen, sodass ein „Knacken“nicht notwendig ist. Doch wie können sich Autobesitz­er schützen? Das Auto sollte immer abgeschlos­sen werden – und zwar auch bei einem kurzen Gang zum Bäcker oder auf den Markt. Die Polizei empfiehlt vor allem bei hochwertig­en Fahrzeugen, Garagen und geschützte Einfahrten zum Abstellen zu nutzen.

Zudem sollte der Fahrzeugsc­hlüssel mit Keyless-Go-Technik nicht in der Nähe der Haustür und in abgeschirm­ten Metallboxe­n aufbewahrt werden. Zudem können Privatpers­onen in Bewegungsm­elder und Kameras investiere­n, wenn die Fahrzeuge auf dem privaten Grundstück stehen. Kfz-Ortungssys­teme seien genauso sinnvoll wie deutlich sichtbare Lenkradspe­rren, sagt die Polizei. Solche Sicherheit­svorkehrun­gen könnten auf mögliche Täter abschrecke­nd wirken.

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FOTO: FUNKE Das ist der gestohlene Porsche 911 Turbo S mit Klever Kennzeiche­n. Die RP hatte am 23. März darüber berichtet.

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