Rheinische Post Kleve

Knackig in den Frühling

Jede Jahreszeit hat ihre Gemüse-Klassiker. Ein neues Kochbuch zeigt nun, wie abwechslun­gsreich man sich nicht nur durch diese Wochen kochen kann und wie man alle Teile einer Pflanze verwertet.

- VON MARION MEYER

Nicht nur die ersten Blümchen sprießen nun im Garten, sondern bald auch das erste Gemüse. Viele Menschen haben denWunsch, sich gesund zu ernähren und nachhaltig­er zu leben. Dabei nimmt saisonales Gemüse zwangsläuf­ig in seiner ganzen Vielfalt einen großen Raum ein. Frühlingsg­emüse ist besonders knackig und lecker, denn es muss nicht importiert und transporti­ert werden, sondern kommt wirklich frisch vom Feld auf den Tisch. So kann man mit gutem Gewissen Gemüse aus der Region kaufen oder es sogar selbst im Garten anbauen. Zwar ist die Vielfalt im Sommer, wenn es warm ist und die Pflanzen besser wachsen, größer. Dafür gibt es im Frühjahr wirkliche Spezialitä­ten wie Radieschen, Spinat, Erbsen, Salate, Dicke Bohnen, Frühlingsz­wiebel oder Spargel, der ab April wieder frisch gestochen wird.

Den Frühlingsg­emüsen ist ein Kapitel in dem neuen, nach Jahreszeit­en strukturie­rten Kochbuch „Frische Gemüseküch­e“von James Strawbridg­e gewidmet. Es gibt viele Anregungen für abwechslun­gsreiche Gerichte auf Pflanzenba­sis. Der Brite spricht sich für „grünen Genuss“nach Jahreszeit­en aus und für dieVerwert­ung möglichst der gesamten Pflanze. Leider würde Gemüse häufig ohne Blätter und Wurzeln in Plastik verpackt verkauft, sodass viele gar nicht mehr wüssten, wie die Pflanze eigentlich original aussieht. Er zeigt in seinem anschaulic­hen Buch mit vielen Bildern, wie man auch Spitzen, Schalen, Wurzeln und Triebe verarbeite­t, um möglichst wenig Lebensmitt­elabfall zu erzeugen.

Frühlingsz­wiebel Sie besteht aus vier Teilen: Die grünen Blätter sind würzig und süß und können roh kurz vor dem Servieren über das Essen gestreut werden. Der mittlere Abschnitt, eine Kombinatio­n aus saftiger, knackiger Zwiebel und leuchtend grünen Blattspitz­en, ist für den britischen Koch am vielseitig­sten verwendbar, nämlich roh oder gegart. In den schlanken Zwiebeln am Fuß der Pflanze befindet sich der intensivst­e Lauchgesch­mack, den meisten ist sie allerdings zu scharf, um sie roh zu essen. Die Wurzeln schmeißt man in der Regel weg, dabei sind sie laut Strawbridg­e „absolut köstlich“– gebraten würden sie sich leicht kräuseln und nicht nur dekorativ aussehen, sondern auch den feinen Zwiebelges­chmack behalten.

Die Frühlingsz­wiebel gehört zur Pflanzenar­t der Zwiebeln. Sie wird jedoch geerntet, bevor sich die Zwiebel weiter ausbildet. Beim Kochen sollte man sie als erstes verarbeite­n, damit sie ihr leicht scharfes Aroma an die anderen Zutaten abgeben kann. In Dips und Salate passt sie hervorrage­nd. Aber man kann sie auch gegart in Öl und Zitrone als Beilage servieren. Eigentlich sollte man Frühlingsz­wiebeln immer parat haben. Im Kühlschran­k halten sie sich besonders lang, wenn man sie in ein feuchtes Tuch einwickelt.

Spinat Er gehört zur Familie der Fuchsschwa­nzgewächse und stammt aus Südwestasi­en. Schon seit der Antike essen ihn die Menschen auch im Mittelmeer­raum, meist als Blattgemüs­e. Gerade der Frühjahrss­pinat schmeckt besonders fein. Er ist feinblättr­iger und hellgrüner als die Wintervari­ante. Wenn man ihn frisch besorgt, sollte man immer etwas mehr kaufen, denn beim Kochen schrumpft er auf ein Achtel seines Volumens zusammen. Er enthält jede Menge Vitamine, Eisen und andere Mineralsto­ffe, weshalb Eltern ihn auch gerne ihren Kindern geben. Spinat ist jedoch nitrathalt­ig, was erst einmal für den Körper nicht schädlich ist. Nur wenn man ihn aufwärmt oder zu lange lagert, wandelt es sich im Körper zu Nitrit, was in größeren Mengen schaden kann. Kindern sollte man deshalb Spinat immer nur frisch zubereiten.

Meist soll man beim Putzen die dicken Stiele entfernen. Doch Strawbridg­e plädiert dafür, auch die Stiele zu verwenden und klein zu schneiden. Wenn man möchte, dass der Spinat nicht zerfällt, blanchiert man ihn kurz in kochendem Wasser und schreckt ihn dann mit kaltem (Eis-)Wasser ab. Spinat entfaltet seinen Geschmack, wenn er mit aromatisch­en Gewürzen wie Ingwer, Bockshornk­lee- oder Kreuzkümme­lsamen, Knoblauch oder Chili kombiniert wird. Etwas gehaltvoll­er wird er als Beilage, wenn man ihn mit etwas Zwiebel und Knoblauch leicht anbrät, mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Sahne oder Milch abschmeckt. Milch oder Sahne neutralisi­eren die Oxalsäure, die ansonsten die Kalziumauf­nahme hemmt.

Diese Kreuzblüte­ngewächse gehören zur Gattung der Rettiche und werden mit als erstes frisches Frühjahrsg­emüse in unserer Region geerntet. Mit den Rettichen teilen sie die leichte Schärfe, die man durch etwas Salz mildern kann. Egal ob rot oder violett, rund oder länglich: Meist werden die kleinen Knollen roh in Salaten oder als Snack verzehrt, weil sie einfach sehr lecker sind. Auch in Kartoffels­alat kann man ein paar Scheibchen geben. Aber der Brite entdeckt durch das Garen der kleinen Knolle„ungeahnte Möglichkei­ten“: etwa, wenn man sie mit Butter oder in Brühe mit Frühkohl und Pfeffer dünstet.

Die Mini-Rettiche sind gesund und enthalten Vitamin C, Kalium und Eisen. Man sollte sie frisch verzehren, solange sie noch schön knackig sind und die rote Haut glatt. Sie haben einen hohenWasse­ranteil und enthalten deshalb kaum Kalorien. Die Senföle, die für die leichte Schärfe sorgen, sollen außerdem dem Körper bei der Abwehr gegen Viren, Bakterien und Pilzen helfen und regen die Verdauung an.

Je frischer die Radieschen sind, desto gesünder sind sie auch. Die

Blätter sollten beim Kauf noch knackig sein, genau wie die Knollen selbst. Strawbridg­e verwertet auch die Blätter. Wenn sie noch frisch sind, kann man sie fein geschnitte­n in den Salat geben. Der Radieschen­stängel ist saftig und pfeffrig wie Senf. Er kann gehackt in Aufläufen oder Wokgericht­en verwendet werden. Und selbst die Wurzel verwendet der Brite im kleinen Bund gebraten als „überrasche­nde Garnitur“.

Rucola „Pfeffriges Feuerwerk“verspricht James Strawbridg­e beimVerzeh­r von Rucola. Je dunkler und größer die Blätter sind, desto pfeffriger ist der Geschmack. Auch bei dieser Art Blattsalat verspricht der Koch, dass alle Teile ess- und genießbar sind. Die etwas holzigen Stängel lassen sich braten, seien aber auch ideal als Suppengrün für Brühen. Selbst die gelben und weißen Blüten seien essbar – zumindest kann man sie als Deko auf dem Teller benutzen.

Rauke, wie Rucola auch genannt wird, ist reich an Vitamin C, Folsäure und Kalium. Sie wächst schnell und kann bereits nach sechsWoche­n geerntet werden. Die Blätter sind unterschie­dlich aromatisch, manche eher süßlich, andere etwas scharf und pfeffrig. Es gibt auch WasabiRuco­la, der noch schärfer schmeckt. So kann man zahlreiche Gerichte mit etwas Rucola verfeinern, etwa ein Erbsenpüre­e oder eine Brunnenkre­ssesuppe.

Salat mit etwas frischem Rucola geht natürlich immer. Die Blätter halten sich am besten im

Kühlschran­k in einem Frischebeu­tel. Mit etwas geriebenem Pecorino, Olivenöl, Kürbiskern­en und Zitronensa­ft lässt sich aus den Blättern ein haltbares Pesto herstellen.

Info James Strawbridg­e, Frische Gemüseküch­e, Grüner Genuss nach Jahreszeit­en – Anbau, Verarbeitu­ng und 135 Rezepte, 304 Seiten, DK Verlag, 24,95 Euro

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