Kalenderblatt
26.03.1990
Fünf Figuren befinden sich auf einer freischwebenden
Platte. Sie müssen fürchten, hinunterzufallen, denn mit jedem
Schritt, den einer der Männer macht, gerät die Platte aus dem Gleichgewicht. Die anderen sind dann gezwungen, die Bewegungmühsam auszugleichen. Der Puppentrickfilm „Balance“entstand 1989 an der Kunsthochschule Kassel. Er wurde von den Zwillingsbrüdern Christoph und Wolfgang Lauenstein konzipiert, sie führten gemeinsam Regie und schrieben das Drehbuch. Mehr oder weniger durch Zufall kam das siebenminütige Werk in die USA, wo es durch die Kinos tourte. Schließlich erhielten die Brüder eine Auszeichnung, die eher selten an deutsche Filmschaffende verliehen wird. Sie erhielten am 26. März 1990 den Preis der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences – den Oscar – für den besten animierten Kurzfilm. Ihr Film sei, so hieß, ein Spiegel der Wirklichkeit. Die Balance, in der sich die Figuren befinden, wird in Gefahr gebracht, als einer der Männer mit einer Art Angel ein Objekt auf die Platte zieht. Es ist eine Kiste, sie kann Musik abspielen. Schon bald begehren auch die anderen das Ding. Ein Streit beginnt, in dessen Folge vier der fünf in die Tiefe stürzen. Auch der fünfte kann sich über seinen Sieg nicht freuen: Er steht an einer Ecke der Platte, der begehrte Gegenstand ist für ihn unerreichbar auf der gegenüberliegenden Seite. Der Film wird heute von der Bundeszentrale für politische Bildung empfohlen und auch im Schulunterricht verwendet. Die Brüder Lauenstein spezialisierten sich in den folgenden Jahren auf Animationsfilme. 2018 kamen mit „Luis und die Aliens“und „Die sagenhaften Vier“ihre ersten Filme in Spielfilmlänge in die Kinos.