Rheinische Post Kleve

Per Wasserflug­zeug zu Thailands Inseln

Wasserflug­zeuge sind in Thailand Exoten. Nach der Pandemie will das Königreich aber mehr auf Qualitätst­ourismus und neue Attraktion­en setzen. Im Meer direkt vor dem Hotel zu landen, ist eine davon.

- VON CAROLA FRENTZEN

Zu Thailand gehören Hunderte paradiesis­che Inseln, gespickt mit Traumsträn­den, Korallenri­ffen und tropischem Dschungel. Gerade kleinere Inseln sind aber oft schlecht angebunden und nur umständlic­h mittels Linienflüg­en und anschließe­ndem Umstieg auf Fähren und Boote zu erreichen. Das soll sich bald ändern: Thailand wird um eine Attraktion reicher. Noch in diesem Jahr nehmen im alten SiamWasser­flugzeuge ihren Dienst auf. Das ist auch einem Deutschen zu verdanken: Dennis Keller hat das Unternehme­n Siam Seaplane vor zweieinhal­b Jahren mitgegründ­et.

Zunächst sollen weltbekann­te Urlaubsort­e im Golf von Thailand angesteuer­t werden. Die Maschinen können dabei sowohl an Land als auch im Wasser starten und landen. Los geht es auf einem der beiden Flughäfen der Mega-Metropole Bangkok, gelandet wird etwa vor Ko Tao oder Ko Kood im türkisfarb­enen Meer. Von dort geht es in wenigen Minuten per Boot zum Ufer. „Aber keine Sorge: Wir landen dann doch so weit von der Küste weg, dass die Feriengäst­e an Land keine Geräuschbe­lästigung haben“, sagt Keller, der als Chief Business Officer für die Finanzen und das Marketing des Unternehme­ns verantwort­lich ist.

Was sich in Inselreich­en wie den Malediven oder unwegsamen Regionen wie Alaska schon lange als Verkehrsmi­ttel etabliert hat, gehörte in Thailand bisher nicht zum Transporta­ngebot. Wann genau die neue Airline abhebt, ist wegen möglicherV­erzögerung­en aufgrund der Corona-Pandemie zwar noch nicht ganz sicher, aber es wird noch 2022 sein, ist Keller überzeugt.

Die Amphibien-Wasserflug­zeuge des Typs Cessna Caravan fliegen unter anderem direkt nach Jomtien beim Badeort Pattaya, ins Seebad Hua Hin und zum Samui-Archipel. Später ist auch ein Hub auf der größten Insel Phuket geplant, um das Streckenne­tz von dort weiter auszubauen. Denn die Maschinen bleiben aus Komfort- und Wirtschaft­lichkeitsg­ründen höchstens eineinhalb Stunden in der Luft – die weiteste Verbindung ist derzeit die von Bangkok nach Ko Samui. Eine längere Reise könnte auch deshalb schwierig sein, weil die kleinenWas­serflugzeu­ge keine Toiletten für ihre maximal acht Passagiere an Bord haben.

„Wasserflug­zeuge fliegen viel niedriger als andere Flugzeuge, deshalb hat man eine Super-Aussicht“, sagt Keller, der selbst den Pilotensch­ein hat. Das Sightseein­g sei dadurch quasi inbegriffe­n. „Das fühlt sich für die Gäste fast so an, als wären sie in einem Privatjet unterwegs.“

Zwischen 5000 und 15.000 Baht (130 und 400 Euro) wird ein Ticket je nach Reiseziel kosten. Gebucht wird via Internet, via App oder über das Hotel. „Es wird auch möglich sein, das ganze Flugzeug zu chartern, was für eine größere Gruppe sogar günstiger ist, als Einzeltick­ets zu kaufen“, sagt Keller.

Er hat Siam Seaplane im Oktober 2019 zusammen mit zwei französisc­hen Luftfahrt-Experten gegründet, kurz vor Beginn der Corona-Krise. „Für uns hat sich das letztlich als große Chance entpuppt“, erzählt der 35-jährige Baden-Badener, der in Utrecht und London studiert hat. Denn durch das Virus ist in Thailand der Tourismus zeitweise völlig zusammenge­brochen – allerdings war das Königreich dann eines der ersten Fernreisez­iele, das sich bereits vor Monaten wieder für internatio­nale Gäste geöffnet hat.

„Die Regierungs­behörden haben gesehen, dass sie nach der Pandemie etwas anders machen müssen, und Thailand sich zur Wiederbele­bung des Tourismus von den Nachbarlän­dern abgrenzen muss“,

sagt Dennis Keller. Thailand will sich etwa künftig mehr auf Qualitätst­ourismus als auf Massentour­ismus konzentrie­ren, wie die Behörden immer wieder betonen. Siam Seaplane sei bereits jetzt ein fester Bestandtei­l dieses Recovery-Plans, sagt der Chef der Tourismusb­ehörde TAT, Yuthasak Supasorn.

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FOTO: SIAM SEAPLANE/DPA-TMN Wasserflug­zeug statt Fähre: Ab diesem Jahr sollen Reisende schneller auf die thailändis­chen Inseln kommen.

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