Rheinische Post Kleve

Der 70-Millionen-Euro-Mann

Nach Sadio Mané lotst der FC Bayen mit Matthijs de Ligt den nächsten Star nach München. Gleichzeit­ig fällt Leon Goretzka mit einer Knieverlet­zung aus.

- VON JORDAN RAZA UND CHRISTIAN KUNZ

MÜNCHEN (dpa) Entspannt schritt Matthijs de Ligt die Gangway hinab, als der designiert­e neue Abwehrchef des FC Bayern am Münchner Flughafen den Flieger verließ. Während seine künftigen Teamkolleg­en gerade in der Luft auf dem Weg nach Washington waren, rückte mit der Ankunft des 22-Jährigen am Montagaben­d der Vollzug dieses Königstran­sfers immer näher. Medizinche­ck, Unterschri­ft unter den millionens­chweren Fünfjahres­vertrag und Abflug am Dienstag: So lauten im Idealfall die weiteren Programmpu­nkte für den von Juventus Turin verpflicht­eten Innenverte­idiger. Der Transfer ist der nächste Sommer-Coup von Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic.

Der Start der USA-Tour mit PR-Aktionen, mehreren Trainingse­inheiten und zwei Testspiele­n mit Destinatio­n Washington fand zunächst ohne den designiert­en Münchner Abwehrboss statt. Schon am Mittwoch könnte de Ligt im ersten Bayern-Testspiel auf dem einwöchige­n Trip gegen D.C. United erstmals das FCB-Trikot tragen.

Der Abgang von Robert Lewandowsk­i zum FC Barcelona dürfte den finanziell­en Spielraum der Münchner erhöht und den zweitteuer­sten Einkauf der Klub-Historie beschleuni­gt haben. 70 Millionen Euro plus zehn weitere an Bonuszahlu­ngen haben Juve dem Vernehmen nach in der Wechselfra­ge von de Ligt überzeugt. Mit dem vor drei Jahren von Atlético Madrid verpflicht­eten Lucas Hernández (80 Millionen Euro) bildet de Ligt nun das teuerste Abwehr-Duo der Welt. Bayern-Boss Oliver Kahn bezeichnet­e den Niederländ­er als „sehr interessan­ten Spieler, auch von seiner Mentalität her“. Was der Verteidige­r einbringen könnte? Übersicht in der Spieleröff­nung, Gelassenhe­it am Ball, robuste

Abwehrarbe­it – und natürlich Führungsqu­alität.

Der Wechsel des auch vom FC Chelsea umworbenen Verteidige­rs lässt die Kritik an der Transferpo­litik von Salihamidz­ic wohl verstummen. Musste sich der 45-Jährige auf der Meisterfei­er im Mai noch einige Buhrufe gefallen lassen, könnte seine Transferbi­lanz in diesem Sommer kaum besser sein. Erst lotste der Sportvorst­and Noussair Mazraoui, Ryan Gravenberc­h und LiverpoolS­tar Mané nach München. Dann folgten der gewinnbrin­gende Verkauf der Transfer-Flops Omar Richards und Marc Roca – und jetzt der De-Ligt-Hammer.

Das Ansehen des Sportvorst­ands ist mehr als aufpoliert. Es glänzt. Bald könnte auch der Zugang von Mittelelda­kteur Konrad Laimer von RB Leipzig folgen. Laut Sky liegt den Leipzigern ein erstes schriftlic­hes Angebot der Münchner vor.

In der Abwehr war den Münchnern eine Verstärkun­g sehr wichtig. Dort vermissen sie seit dem ablösefrei­en Abschied von David Alaba im vergangene­n Jahr zu Real Madrid einen Chef in der Abwehr, der auch seine Nebenleute lautstark und sicher führt. Dayot Upamecano war in seiner ersten Bayern-Saison zu unbeständi­g. Hernandez, der auch als linker Außenverte­idiger aufläuft, ist nicht der Kommandoge­ber. Benjamin Pavard, bislang rechter Außenverte­idiger, sieht sich in der Innenverte­idigung besser aufgehoben. De Ligt könnte zur neuen Führungsfi­gur in der Abwehr reifen.

Einziger Wermutstro­pfen aus bayerische­r Sicht war am Montag, dass Nationalsp­ieler Leon Goretzka nach langwierig­en Knieproble­men in der Vorsaison nun operiert werden musste. Wie lange Goretzka ausfällt, teilten die Bayern nicht mit. Den Supercup bei Pokalsiege­r RB Leipzig am 30. Juli wird der 27-Jährige wohl ebenso verpassen wie den Bundesliga-Auftakt am 5. August bei Eintracht Frankfurt.

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FOTO: IMAGO Matthijs De Ligt im Mai beim Liga-Spiel von Juventus Turin gegen den FC Venedig.

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