Einspruch gegen Stoppschilder auf Radbahn
Weil in Kranenburg die Waldstraße verlängert wurde, müssen Fietser anhalten. Der ADFC protestiert.
KRANENBURG In die Diskussion um eine bauliche Maßnahme an der Europa-Radbahn in Kranenburg schaltet sich nun der Klever ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club) ein. Wie berichtet wurde die Waldstraße, die bislang vor der Bahnstrecke endete, über die Zugtrasse und die Europa-Radbahn hinweg zum Drüller Weg verlängert. Die Folge: Stoppschilder zwingen Radler ab sofort zum Anhalten. RP-Leser hatten zuletzt ihr Unverständnis erklärt – und auch der Fahrradverband ist verwundert.
„So etwas Kontraproduktives habe ich lange nicht gesehen. Diese Maßnahme ist absolut unlogisch“, sagt Gerd Cröpelin vom ADFC. Hintergrund der Maßnahme ist der Verwaltung nach die Errichtung des Waldstraßen-Quartiers auf dem brachliegenden Gelände der Warengenossenschaft (Ecke Waldstraße/Elsendeich). Es entstehen sechs Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 56 Wohneinheiten. „Wir wissen überhaupt nicht, was dort für Verkehre entstehen. Aber die Wahrheit ist doch, dass sich niemand beschweren wird, wenn dort von Anfang an keine Durchfahrt ist und die Leute es nicht anders kennen“, sagt Gerd Cröpelin. Der ADFC hat entschieden, Widerspruch gegen die Maßnahme einzulegen. Dieser muss der Straßenverkehrsbehörde, also dem Kreis gegenüber erklärt werden.
„Wir werden Widerspruch gegen die Verkehrszeichensetzung einlegen. Das muss man allerdings auch begründen können und damit sind wir aktuell beschäftigt“, so Cröpelin, der auch Kontakt zur Kommunalpolitik aufgenommen hat. Ganz so einfach sei das Begründen aber nicht. „Herausfordernd ist, dass es sich bei der Europa-Radbahn nicht um einen klassischen Fernradweg handelt, sondern er gewissermaßen ein Zwitter ist“, sagt das ADFC-Vorstandsmitglied.
Und tatsächlich: Um einen Radschnellweg handelt es sich bei der Verbindung, die Kleve mit Nimwegen über Kranenburg und Groesbeek verbindet, nicht. Zur Abwicklung größerer Verkehre sollen Radschnellwege so gestaltet sein, dass eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde möglich und die Breite so gewählt ist, dass zwei Fahrräder nebeneinander fahren und ohne Störung durch ein drittes Fahrrad überholt werden können. Diesen Ansprüchen wird der internationale Radweg nicht gerecht, insbesondere nicht ab der Landesgrenze. Dort wird die Strecke, die im Jahr 2019 eingeweiht wurde, deutlich schmaler.
Die Gemeinde Kranenburg hatte das Projekt zuletzt auf Anfrage unserer Redaktion verteidigt. Schließlich würde das neue Wohnquartier durch die Verlängerung der Waldstraße besser erschlossen. „Wir sind an der Stelle nicht Herr des Verfahrens. Aufgrund der Erfahrungen, die die Straßenverkehrsbehörde an anderen Stellen gemacht hat, wurden die Vorfahrtsregeln dort entsprechend angeordnet. Rechtlich ist man also auf der sicheren Seite. Wir haben dort auch keine Änderung bewirken können“, sagte Kranenburgs Bürgermeister Ferdi Böhmer.
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