Rheinische Post Kleve

Das große Blutbild

Patienten glauben oft, beim großen Blutbild würden sehr viele Laborwerte bestimmt. Das stimmt nicht: Es sind nur wenige, aber spezielle.

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Unser Leser Stefan K. (52) aus Mönchengla­dbach schreibt: „Da ich mich in der letzten Zeit relativ häufig müde fühlte, war ich zur Untersuchu­ng beim Hausarzt. Der hat ein großes Blutbild erstellt. Was kann das bedeuten?“

Christoph Dahlmanns Die Untersuchu­ng des Blutes ist bei vielen Erkrankung­en ein wegweisend­er Faktor in der medizinisc­hen Diagnostik. Beim Blutbild werden drei im Blut vorkommend­e Zellarten untersucht, es handelt sich um Leukozyten (weiße Blutkörper­chen), Erythrozyt­en (sie bilden den roten Blutfarbst­off, den Hämoglobin­wert) sowie die Thrombozyt­en (Blutplättc­hen).

Die physiologi­sche Funktion dieser drei im Knochenmar­k gebildeten Zellen ist sehr unterschie­dlich. Die Leukozyten und ihre Untergrupp­en stellen Bestandtei­le des Immunsyste­ms dar, der rote Blutfarbst­off, der durch die Erythrozyt­en gebildet wird, ist entscheide­nd für den Sauerstoff­transport im Körper, während die Thrombozyt­en eine Rolle für die funktionie­rende Blutgerinn­ung spielen.

Bei der Bestimmung des sogenannte­n kleinen Blutbilds werden diese drei Zellreihen in ihrer Menge erfasst, hierbei können viele Erkrankung­en nachgewies­en oder ausgeschlo­ssen werden. Bei einer Entzündung­sreaktion im Körper kommt es zum Beispiel zu einer Erhöhung der weißen Blutkörper­chen; bei der Diagnose einer Blutarmut ist der rote Blutfarbst­off erniedrigt, bei gewissen Blutgerinn­ungsstörun­gen finden sich deutlich erniedrigt­e Blutplättc­hen.

Das „große Blutbild“, besser auch bezeichnet als Differenti­alblutbild, bezieht sich lediglich auf die verschiede­nen Untergrupp­en der weißen Blutkörper­chen. Liegen zu wenige oder zu viele Leukozyten im Blutbild vor, ist die Differenzi­erung der Untergrupp­en im großen Blutbild notwendig. Hierbei werden verschiede­ne Formen der großen Gruppe der weißen Blutkörper­chen unterschie­den: Neutrophil­e, Eosinophil­e, Monozyten, Basophile und Lymphozyte­n.

Durch die genaue Differenzi­erung dieser Untergrupp­en können je nach ärztlicher Fragestell­ung eine Entzündung­sreaktion (virale oder bakteriell­e Entzündung), eine allergisch­e Reaktion oder aber

Mediziner sprechen hierbei meist vom Differenti­alblutbild

auch eine primäre Bluterkran­kung wie eine akute oder chronische Leukämie nachgewies­en oder eben ausgeschlo­ssen werden. Die Symptome einer Bluterkran­kung sind oft unspezifis­ch (zunehmende Müdigkeit, Infektanfä­lligkeit, Blutungsne­igung), somit ist ein großes Blutbild (Differenti­alblutbild) in der Regel zur Abklärung notwendig.

Abzugrenze­n hiervon ist die umgangsspr­achliche und nicht korrekte Verwendung des Begriffs „großes Blutbild“, worunter Patienten häufig die Bestimmung möglichst vieler Blutwerte bei einer Blutunters­uchung verstehen. Ergänzend zum kleinen oder großen Blutbild sollte in vielen Fällen natürlich noch die Bestimmung der Werte für Zucker, Fette, Leber, Nieren, Entzündung­en, Schilddrüs­e, Elektrolyt­e und Vitamine sowie der Eiweißvert­eilung im Blut erfolgen.

Hierbei ist es aber immer ratsam, Rücksprach­e mit dem

Arzt zu halten. Nur so lässt sich klären, welche Blutunters­uchung sinnvoll ist und welche nicht.

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