Rheinische Post Kleve

Datenklau am Automaten verhindern

Erstmals seit Jahren ist die Zahl der sogenannte­n Skimming-Attacken beim Geldabhebe­n wieder gestiegen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die neueste Statistik zum Thema Datenklau am Geldautoma­ten beinhaltet eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Es hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 140 solcher Attacken gegeben, mehr als doppelt so viel wie im gleichen Vorjahresz­eitraum (63) und schon jetzt mehr als im Gesamtjahr 2021 (136). Damit ist die Zahl erstmals seit Jahren wieder gestiegen. Die gute Nachricht: Bei 87.000 Euro beträgt der Gesamtscha­den nur noch knapp 30 Prozent des Wertes aus dem ersten Halbjahr 2021 (293.000 Euro). „Das Geschäftsm­odell Skimming ist für die Betrüger durch die weltweite Umsetzung der sicheren EMV-Chip-Technologi­e an Karte und Terminal zum Auslaufmod­ell geworden“, erklärt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur die Euro-Kartensyst­eme, die sich für Banken und Sparkassen um das Sicherheit­smanagemen­t bei den Zahlungska­rten kümmert.

Das Wort Skimming kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „abschöpfen“oder „abgreifen“. Abgegriffe­n werden die Informatio­nen, die auf der Girocard oder Kreditkart­e gespeicher­t sind. Dabei geht es natürlich unter anderem um die Geheimnumm­er (Pin), die man braucht, um sich am Automaten Bargeld besorgen zu können.

Das wird immer schwierige­r, je mehr Karten weltweit mit der EMVTechnik ausgestatt­et sind. Dabei ist nicht nur der auf der Karte gespeicher­te Datensatz verschlüss­elt, sondern beim Geldabhebe­n wird die Karte auch noch auf ihre Echtheit geprüft. In immer seltener werdenden Fällen sind die Karten noch mit einem Magnetstre­ifen ausgestatt­et, der kopierbar ist. Genau auf diese Karten haben es offenbar Diebesband­en abgesehen, die für den aktuellen Anstieg der Fallzahlen verantwort­lich sind. Dass kopierte Karten mit hierzuland­e gestohlene­n Daten im Ausland eingesetzt werden, passiert allerdings immer seltener. 84 solcher Fälle hat es nach Angaben von Euro-Kartensyst­eme von Januar bis Juni 2022 gegeben.

Was können Kunden tun, um Skimming-Attacken zu entgehen? Bewahren Sie Ihre Karte so auf, dass sie nicht gestohlen werden kann. In vielen Fällen kann man kleinere Beträge, beispielsw­eise im Supermarkt, ohne Angabe der Geheimzahl zahlen. Da haben Diebe dann leichtes Spiel.

Man muss verhindern, dass die Geheimnumm­er von Kriminelle­n ausgespäht werden kann. Wer am Automaten Geld abhebt, sollte also die Tastatur gegen den Einblick anderer abschirmen, während er oder sie mit der anderen Hand die Geheimzahl eintippt. So ist man vor unerwünsch­ten Blicken und Kameras sicher. Mitunter filmen Datendiebe mit Minikamera­s, wenn ein Kunde Geld abhebt, oder sie spähen mit einem gefälschte­n Tastaturau­fsatz die Eingabe der Geheimnumm­er aus. Wem etwas verdächtig erscheint, sollte dann besser kein Geld abheben und sich umgehend an die Bank oder Sparkasse wenden. Viele Institute haben mittlerwei­le AntiSkimmi­ng-Module installier­t, die mittels Magnet-Störfeld-Sender die Datenübert­ragung behindern.

Die Geheimzahl sollte so aufbewahrt werden, dass sie schwer zu erkennen ist. Wer das nicht tut, läuft Gefahr, dass er einen möglichen Schaden nicht ersetzt bekommt. Auf keinen Fall also die Pin auf einen Zettel notieren, der leicht zugänglich für Diebe aufbewahrt wird. Wer die Geheimzahl nicht leichtfert­ig preisgegeb­en hat und seine Sorgfalt auch nachweisen kann, bekommt das gestohlene Geld in der Regel von seiner Bank oder Sparkasse erstattet. Uneingesch­ränkt haftet der Kunde meist, wenn er seine Pflichten grob fahrlässig verletzt hat, also beispielsw­eise die Geheimzahl und die Karte allem Anschein nach an ein und derselben Stelle aufbewahrt oder die Karte nicht unverzügli­ch sperren lässt. Das kann man über den zentralen Sperrnotru­f 116 116 tun.

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