Medizincheck ohne Krebsdiagnostik
Die Untersuchungen von Fußballern vor der Saison umfassen nicht alle Bereiche.
DÜSSELDORF (rent/jol/sb) Verpflichtet ein Fußballverein einen neuen Profi, dann geht es vor der Vertragsunterzeichnung für diesen erst mal zum Medizincheck beim möglichen neuen Arbeitgeber. Warum werden manche Erkrankungen dabei dennoch nicht festgestellt? Diese Fragen wirft auch die Tumor-Diagnose bei Borussia Dortmunds Sébastien Haller wieder auf, der seinen Medizincheck erst vor vier Wochen beim BVB absolviert hat.
„Die Medizinchecks decken ein viel größeres Spektrum ab als noch vor einigen Jahren“, erklärt Ulf Blecker, Mannschaftsarzt von Fortuna Düsseldorf und der Düsseldorfer EG. „Neben den orthopädischen Aspekten, die immer schon eine große Rolle gespielt haben, werden heute auch die kardiologischen und neurologischen Aspekte intensiv untersucht. Zudem werden alle Erkrankungen des Spielers selbst und auch seiner Familie abgefragt, da viele Krankheiten genetisch bedingt sind. Aber es wird nie möglich sein, alle
Bereiche abzudecken.“
Urologische Tumore oder auch schwere Bronchial- oder Nierenerkrankungen seien bei jungen Leuten Raritäten. „Man kann nicht jeder dieser Möglichkeiten ohne jedes Verdachtsmoment durch eine prophylaktische Untersuchung nachgehen“, sagt Blecker.
Einige Untersuchungen sind allerdings von der Deutschen Fußball-Liga vorgeschrieben. In Paragraph 2.4 der Lizenzordnung wird der Nachweis der Sporttauglichkeit nach einer vorgeschriebenen ärztlichen Untersuchung auf orthopädischem und kardiologisch-internistischem Gebiet festgelegt. Beim internistischen Teil testen die Ärzte alle inneren Körperteile, insbesondere die Organe, auf ihre Funktionen. Blut wird abgenommen, das Urin wird getestet. Auch ein Ruheund Belastungs-EKG gehört zu der Untersuchung. Eine Krebsdiagnostik sieht aber weder der Medizincheck bei Transfers noch der jährliche Check vor dem Saisonstart vor. Gewisse Werte, die auf eine Tumorerkrankung hinweisen können, werden bei einigen Vereinen aber dennoch analysiert. Bei Bayer 04 Leverkusen wird über das Alpha-Fetoprotein in den Blutwerten und über ein MRT der Hüfte geprüft, ob eine Tumorerkrankung vorliegen könnte. Das Alpha-Fetoprotein (AFP) kann im Blut bei bestimmten Tumorerkrankungen erhöht sein.
Gibt es bei einem Spieler Auffälligkeiten bei den Tests, kann ein Transfer auch schon mal scheitern. Es gibt auch Fälle, in denen die Untersuchung tatsächlich lebensgefährliche Diagnosen ergeben hat. 2015 stellten die Ärzte des 1. FC Köln bei Philipp Hosiner von Stade Rennes einen Nierentumor fest.
„Es wird nie möglich sein, alle Bereiche abzudecken“Ulf Blecker Teamarzt von Fortuna Düsseldorf