Rheinische Post Kleve

Aus Psychiatri­e geflohener Täter gilt als gefährlich

Am frühen Dienstagmo­rgen ist ein Mann aus der LVR-Klinik in Bedburg-Hau geflohen, der dort seit 2019 wegen Raubdelikt­en untergebra­cht war. Er könnte Helfer gehabt haben. Die Suche mit Hunden und Hubschraub­ern war bisher erfolglos.

- VON MATTHIAS GRASS

BEDBURG-HAU Am Dienstag ist gegen 3.15 Uhr ein 39-jähriger Mann aus der LVR-Klinik Bedburg-Hau geflohen, wo er seit 2019 geschlosse­n untergebra­cht war. Der Mann gilt als gefährlich: „Eine Fremdgefäh­rdung ist in diesem Fall nicht auszuschli­eßen“, sagt Karin Knöbelspie­s, Sprecherin des Landschaft­sverbandes Rheinland. Der Unterbring­ung des Mannes in der Psychiatri­e der LVRKlinik-Bedburg-Hau lagen Raubdelikt­e aus dem Jahr 2016 zugrunde, die der 39-Jährige im Ruhrgebiet begangen hatte. Der Mann sei in der Forensik der Klinik in Bedburg-Hau im Maßregelvo­llzug nach Paragraf 64 untergebra­cht gewesen, bestätigt Knöbelspie­s. Dieser Paragraf regelt den Maßregelvo­llzug für Straftäter, bei denen eine Abhängigke­it von Medikament­en, Drogen oder Alkohol vorliegt.

Die polizeilic­he Fahndung wurde unmittelba­r eingeleite­t und nachts auch von einem Polizeihub­schrauber, der Bundespoli­zei und den Führern von Mantrailin­g-Hunden unterstütz­t. Die Fahndungsm­aßnahmen dauern an. Dazu, wie es dem Mann gelingen konnte, aus der Foresik auszubrech­en, geben Polizei und Landschaft­sverband Rheinland „aus ermittlung­stechnisch­en Gründen“keine Auskunft. Es kann zurzeit aber nicht ausgeschlo­ssen werden, dass der Flüchtige Helfer hatte, so die Polizei.

Immer wieder gelingt es Tätern, die als Patienten mit einer so genannten „Maßregel“in BedburgHau untergebra­cht sind, aus der Klinik in Bedburg-Hau auszubrech­en, obwohl die Forensik-Gebäude mit einem fünf Meter hohen Zaun umgeben sind. Der letzte spektakulä­re Ausbruch liegt zwei Jahre zurück: Zwei verurteilt­e Straftäter nehmen im Mai 2020 in der Forensik in Bedburg-Hau ihre Pfleger als Geiseln. Sie brechen aus der Entziehung­sanstalt aus und fliehen mit einem Ford über die Niederland­e nach Aachen. Dort wird im Zuge der Fahndung einer der Patienten von der Polizei erschossen, weil er eine Frau auf einem Spielplatz mit einem Messer bedrohte. Der zweite Täter muss mit einem Diensthund und unter Androhung des Gebrauchs

der Schusswaff­e überwältig­t werden. 21 Stunden dauerte damals die Flucht der beiden, die aus Haus 25 im Zusammenha­ng mit der Geiselnahm­e ausbrachen.

Um der besseren Therapie wegen und vor allem auch um der sichereren Unterbring­ung wegen haben Landschaft­sverband Rheinland und das Land NRW inzwischen einen weiteren Forensik-Ersatz-Neubau in Angriff genommen, der derzeit für rund 40 Millionen Euro auf dem Gelände der LVR-Klinik Bedburg-Hau

hochgezoge­n wird. Dieser Neubau für die Forensik in BedburgHau soll im Herbst fertig werden. Dann werden hinter einem 5,5 Meter großen, teils Gitter-verstärkte­n Markolon-Zaun die Forensik für Frauen sowie gemischte Stationen untergebra­cht werden. Zwei alte Häuser in dem umzäunten Bereich sind kernsanier­t, hinzu kommt ein Pfortengeb­äude mit dem besonders gesicherte­n Aus- und Eingang. Dieser Neubau soll dann im ersten Quartal 2023 bezogen werden, erklärt Axel Birkenkämp­er, Sprecher des zuständige­n NRW-Minsterium­s Arbeit.Gesundheit.Soziales (MAGS).

Insgesamt werden in den forensisch­en Kliniken der LVR-Klinik Bedburg-Hau 550 Patienten betreut, 400 sind stationär auf dem Gelände untergebra­cht, 150 sind in ständigem Urlaub oder in der ambulanten Betreuung. Damit gehört die Forensik in Bedburg-Hau zu den größten ihrer Art im Land Nordrhein-Westfalen.

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FOTO: DPA Die alten Häuser der Forensik in Bedburg-Hau wurden mit hohen Metallzäun­en gesichert.

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