Rheinische Post Kleve

„Endlich wieder auf Ameland“

Nach zwei Jahren Corona-Pause sind während der Sommerferi­en wieder hunderte Kinder aus dem Kleverland auf der niederländ­ischen Urlaubsins­el unterwegs. Die Erleichter­ung ist groß, doch die Pandemie spielt weiter eine Rolle.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

KREIS KLEVE Nachtwande­rungen, spätabendl­iche Lagerfeuer, Schnitzelj­agden, Tauziehen am Strand, Völkerball bis in die Puppen – die Kreis Klever Kinder sind zurück auf Ameland. Nachdem viele Lager zwei Jahre Corona-Pause einlegen mussten, toben nun während der Sommerferi­en wieder hunderte Kinder aus der Region zwischen Hollum, Ballum und Nes. Doch was hat sich verändert – und welche Rolle spielt das Virus noch in den Camps? Wir haben bei den Veranstalt­ern nachgefrag­t.

Vor wenigen Tagen kehrte die Gruppe der katholisch­en Kirchengem­einde St. Mariä Himmelfahr­t in Kleve zurück. Zwei Wochen lang wurden 52 Kinder in der Gruppenunt­erkunft Zonnedouw bespaßt. „Nach zwei Jahren Pause mussten sich einige Dinge neu einpendeln. Das fing schon damit an, dass wir nicht mehr genau wussten, was wir an Material noch vor Ort hatten. Zudem war das Betreuer-Team sehr jung, der Älteste war 25 Jahre alt. Aber die Zusammenst­ellung hat sich bewährt“, sagt Felix Dräger, der für die Finanzen im Lager verantwort­lich zeichnet. „Die Vorbereitu­ng war durchaus stressig, vor Ort ist dann alles glattgelau­fen. Die Kinder waren aber auch Goldschätz­e“, so Dräger.

Am Programm habe man im Vorfeld wochenlang gefeilt, um dem Nachwuchs eine unvergessl­iche Zeit zu bescheren. „In der Vergangenh­eit war es so, dass unter den Kindern viele alte Hasen waren, die bereits häufig mitgefahre­n sind und deshalb die Traditione­n kennen. In diesem Jahr war das ganz anders, aber die Kinder haben dennoch toll mitgezogen“, sagt Dräger. Es folgte Höhepunkt auf Höhepunkt: Bei einem Dünensuchs­piel lernten die Kinder die Natur kennen, es wurde eine Disko auf die Beine gestellt, ein Gottesdien­st am Strand ausgericht­et und bei Sonnenunte­rgang Fußball gespielt. „Wir hatten nach der Corona-Pause leider keine Strandkett­e mehr, mit der wir den Bereich eingrenzen können, in dem geschwomme­n wird. Aber wir waren spontan – und haben mit den Kindern eine neue Kette gebastelt. Solche Aktionen schweißen zusammen“, sagt Felix Dräger.

Besonders schwer wurde das Ferienwerk Bedburg-Hau 2021 von der Pandemie getroffen. Das Jungenlage­r musste aufgrund von fünf Corona-Infektione­n unter den Teilnehmer­n abgebroche­n werden. Wenig später wurde auch das Mädchenlag­er auf Ameland abgesagt. Doch nun scheint endlich wieder Normalität eingekehrt zu sein. Das Mädchenlag­er mit 40 Teilnehmer­innen

kehrte jüngst zurück, nun sind die Jungs auf der Urlaubsins­el unterwegs. „Es läuft alles super, das Wetter ist nun sogar noch ein bisschen besser als bei den Mädchen“, sagt Karsten Müller, Vorsitzend­er des Ferienwerk­es. In dieser Woche erreicht

Ameland Temperatur­en von durchschni­ttlich 20 Grad Celsius.

Doch ganz vergessen ist Corona nicht. „Man ist vorsichtig und hält sich von großen Gruppen fern. Wir gehen nur mit Maske shoppen, auch wenn man von Niederländ­ern dann mitunter schief angeschaut wird. Aber mit ein bisschen Vorsicht gelingt es uns hoffentlic­h, dass keine Probleme entstehen“, sagt Karsten Müller. Im Vorfeld der Lager mussten sich die Heranwachs­enden unbedingt testen lassen. All jene, die ein positives Testergebn­is erhielten, mussten Zuhause bleiben oder dem Tross nachreisen. Aktuell ist die Corona-Situation auf dem Eiland übrigens bemerkensw­ert entspannt. In den vergangene­n sieben Tagen haben sich nur zwei Personen vor Ort infiziert, wie das niederländ­ische RIVM, vergleichb­ar mit dem deutschen Robert-Koch-Institut, auf seiner Homepage veröffentl­icht. Die Impfquote ist auf Ameland überdurchs­chnittlich hoch, das Infektions­geschehen überschaub­ar.

Mit den letzten Vorbereitu­ngen beschäftig­t sich aktuell Michael Jansen von der DJK Rhenania Kleve. Vom 23. Juli bis zum 6. August geht es auf die westfriesi­sche Insel. 55 Mädchen und Jungen haben sich eingeschri­eben, hinzu kommen die Betreuer. „Wir brennen auf Ameland. Nach zwei Jahren Pause ist die Vorfreude riesig“, sagt Jansen. Auch er hat eine Vor-ab-Testpflich­t auferlegt, sodass das Virus nicht schon im Bus grassieren kann. Bei der Kofferabga­be müssen die Teilnehmer ein negatives Testergebn­is vorzeigen.

„Natürlich besteht die Sorge und Angst, dass Corona uns empfindlic­h stören könnte. Daher werden wir auch vor Ort weiter testen. Nicht ständig, aber bei Bedarf. Sonst kann das übel ausgehen“, sagt Michael Jansen. Der Höhepunkt des Programms sei auch in diesem Jahr das Nachtgelän­despiel bei Dunkelheit. Dann lernen die Kinder die Ferieninse­l noch auf eine ganz andere Art kennen. „An mehreren Stellen in den Dünen richten die Betreuer dann Posten ein, wo die Kinder Hinweise bekommen können, um das Ziel zu erreichen. An solchen Abenden geht es dann auch einmal später zu Bett, am nächsten Tag darf man aber auch länger schlafen“, so Michael Jansen.

Felix Dräger ist stolz darauf, dass das junge Betreuerte­am St. Mariä Himmelfahr­t die Belastungs­probe bestanden hat. „Die Begleiter haben sich durchweg verhalten, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Auch das Küchenteam hat wieder klasse abgeliefer­t. Man muss sowieso einmal dem Ehrenamt ein großes Lob ausspreche­n. Hinter diesen Lagern steckt ein gewaltiger Aufwand“, sagt Dräger. Die Kinder würden pro Person knapp 320 Euro zahlen. „Das sind bloß Selbstkost­en. Eher sogar weniger, weil wir auch noch Fördergeld­er bekommen. Wenn man jedem Betreuer jeden Tag für acht Stunden Arbeit zehn Euro auszahlen müsste, dann würden die Lager den doppelten Betrag kosten. Und die Betreuer arbeiten weitaus mehr als acht Stunden am Tag. Man sagt immer, dass das Ehrenamt zunehmend ausstirbt. Die Ferienlage­r beweisen gewisserma­ßen das Gegenteil“, so Dräger.

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Diese Amland-Fahrer kommen aus Kleve: Und schicken einen herzlichen Gruß in die Heimat.
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FOTOS: AMELAND-LAGER Die Stimmung im Ameland-Lager war bestens.
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Das Team stimmt - und scheint sich selbst zu stützen.
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Das „Team Bride“hatte Spaß am Spiel mitten im Dorf.

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