„Endlich wieder auf Ameland“
Nach zwei Jahren Corona-Pause sind während der Sommerferien wieder hunderte Kinder aus dem Kleverland auf der niederländischen Urlaubsinsel unterwegs. Die Erleichterung ist groß, doch die Pandemie spielt weiter eine Rolle.
KREIS KLEVE Nachtwanderungen, spätabendliche Lagerfeuer, Schnitzeljagden, Tauziehen am Strand, Völkerball bis in die Puppen – die Kreis Klever Kinder sind zurück auf Ameland. Nachdem viele Lager zwei Jahre Corona-Pause einlegen mussten, toben nun während der Sommerferien wieder hunderte Kinder aus der Region zwischen Hollum, Ballum und Nes. Doch was hat sich verändert – und welche Rolle spielt das Virus noch in den Camps? Wir haben bei den Veranstaltern nachgefragt.
Vor wenigen Tagen kehrte die Gruppe der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Kleve zurück. Zwei Wochen lang wurden 52 Kinder in der Gruppenunterkunft Zonnedouw bespaßt. „Nach zwei Jahren Pause mussten sich einige Dinge neu einpendeln. Das fing schon damit an, dass wir nicht mehr genau wussten, was wir an Material noch vor Ort hatten. Zudem war das Betreuer-Team sehr jung, der Älteste war 25 Jahre alt. Aber die Zusammenstellung hat sich bewährt“, sagt Felix Dräger, der für die Finanzen im Lager verantwortlich zeichnet. „Die Vorbereitung war durchaus stressig, vor Ort ist dann alles glattgelaufen. Die Kinder waren aber auch Goldschätze“, so Dräger.
Am Programm habe man im Vorfeld wochenlang gefeilt, um dem Nachwuchs eine unvergessliche Zeit zu bescheren. „In der Vergangenheit war es so, dass unter den Kindern viele alte Hasen waren, die bereits häufig mitgefahren sind und deshalb die Traditionen kennen. In diesem Jahr war das ganz anders, aber die Kinder haben dennoch toll mitgezogen“, sagt Dräger. Es folgte Höhepunkt auf Höhepunkt: Bei einem Dünensuchspiel lernten die Kinder die Natur kennen, es wurde eine Disko auf die Beine gestellt, ein Gottesdienst am Strand ausgerichtet und bei Sonnenuntergang Fußball gespielt. „Wir hatten nach der Corona-Pause leider keine Strandkette mehr, mit der wir den Bereich eingrenzen können, in dem geschwommen wird. Aber wir waren spontan – und haben mit den Kindern eine neue Kette gebastelt. Solche Aktionen schweißen zusammen“, sagt Felix Dräger.
Besonders schwer wurde das Ferienwerk Bedburg-Hau 2021 von der Pandemie getroffen. Das Jungenlager musste aufgrund von fünf Corona-Infektionen unter den Teilnehmern abgebrochen werden. Wenig später wurde auch das Mädchenlager auf Ameland abgesagt. Doch nun scheint endlich wieder Normalität eingekehrt zu sein. Das Mädchenlager mit 40 Teilnehmerinnen
kehrte jüngst zurück, nun sind die Jungs auf der Urlaubsinsel unterwegs. „Es läuft alles super, das Wetter ist nun sogar noch ein bisschen besser als bei den Mädchen“, sagt Karsten Müller, Vorsitzender des Ferienwerkes. In dieser Woche erreicht
Ameland Temperaturen von durchschnittlich 20 Grad Celsius.
Doch ganz vergessen ist Corona nicht. „Man ist vorsichtig und hält sich von großen Gruppen fern. Wir gehen nur mit Maske shoppen, auch wenn man von Niederländern dann mitunter schief angeschaut wird. Aber mit ein bisschen Vorsicht gelingt es uns hoffentlich, dass keine Probleme entstehen“, sagt Karsten Müller. Im Vorfeld der Lager mussten sich die Heranwachsenden unbedingt testen lassen. All jene, die ein positives Testergebnis erhielten, mussten Zuhause bleiben oder dem Tross nachreisen. Aktuell ist die Corona-Situation auf dem Eiland übrigens bemerkenswert entspannt. In den vergangenen sieben Tagen haben sich nur zwei Personen vor Ort infiziert, wie das niederländische RIVM, vergleichbar mit dem deutschen Robert-Koch-Institut, auf seiner Homepage veröffentlicht. Die Impfquote ist auf Ameland überdurchschnittlich hoch, das Infektionsgeschehen überschaubar.
Mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt sich aktuell Michael Jansen von der DJK Rhenania Kleve. Vom 23. Juli bis zum 6. August geht es auf die westfriesische Insel. 55 Mädchen und Jungen haben sich eingeschrieben, hinzu kommen die Betreuer. „Wir brennen auf Ameland. Nach zwei Jahren Pause ist die Vorfreude riesig“, sagt Jansen. Auch er hat eine Vor-ab-Testpflicht auferlegt, sodass das Virus nicht schon im Bus grassieren kann. Bei der Kofferabgabe müssen die Teilnehmer ein negatives Testergebnis vorzeigen.
„Natürlich besteht die Sorge und Angst, dass Corona uns empfindlich stören könnte. Daher werden wir auch vor Ort weiter testen. Nicht ständig, aber bei Bedarf. Sonst kann das übel ausgehen“, sagt Michael Jansen. Der Höhepunkt des Programms sei auch in diesem Jahr das Nachtgeländespiel bei Dunkelheit. Dann lernen die Kinder die Ferieninsel noch auf eine ganz andere Art kennen. „An mehreren Stellen in den Dünen richten die Betreuer dann Posten ein, wo die Kinder Hinweise bekommen können, um das Ziel zu erreichen. An solchen Abenden geht es dann auch einmal später zu Bett, am nächsten Tag darf man aber auch länger schlafen“, so Michael Jansen.
Felix Dräger ist stolz darauf, dass das junge Betreuerteam St. Mariä Himmelfahrt die Belastungsprobe bestanden hat. „Die Begleiter haben sich durchweg verhalten, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Auch das Küchenteam hat wieder klasse abgeliefert. Man muss sowieso einmal dem Ehrenamt ein großes Lob aussprechen. Hinter diesen Lagern steckt ein gewaltiger Aufwand“, sagt Dräger. Die Kinder würden pro Person knapp 320 Euro zahlen. „Das sind bloß Selbstkosten. Eher sogar weniger, weil wir auch noch Fördergelder bekommen. Wenn man jedem Betreuer jeden Tag für acht Stunden Arbeit zehn Euro auszahlen müsste, dann würden die Lager den doppelten Betrag kosten. Und die Betreuer arbeiten weitaus mehr als acht Stunden am Tag. Man sagt immer, dass das Ehrenamt zunehmend ausstirbt. Die Ferienlager beweisen gewissermaßen das Gegenteil“, so Dräger.