Rheinische Post Kleve

Kirchdach wartet auf Instandset­zung

Es ist fast drei Jahre her, dass ein Baukran Teile des Dachs der Gocher Hauptkirch­e Maria Magdalena zum Absturz brachte. Niemand wurde verletzt, aber die massiven Brocken liegen bis heute neben der Kirche.

- VON ANJA SETTNIK

GOCH Wenn in diesen Tagen die Teilnehmer an der Reisemobil­wallfahrt an der Gocher Hauptkirch­e Maria Magdalena entlang spazieren, werden sie es sehen: Hinter einem Bauzaun liegen dort Steinbrock­en, die ganz offensicht­lich vom Kirchdach gestürzt sind. Und zwar nicht vor kurzem, sondern vor beinahe drei Jahren. Die letzte Reisemobil­wallfahrt fand im Juli 2019 statt, im September schlug der Kranausleg­er die Fialen vom Dach ab. Während also für manche Besucher der Stadt der Anblick neu sein dürfte, können Einheimisc­he kaum glauben, dass die Sache noch immer nicht behoben ist. Gerd Thyssen, früherer Rendant der Pfarrgemei­nde, ärgert sich jedes Mal, wenn er dort vorbei kommt. „Das kann doch einfach nicht wahr sein, dass da immer noch nichts passiert ist.“

Aber Gerd Thyssen ebenso wie die Mitglieder des Kirchenvor­stands wissen auch, woran das liegt: Zahlen müssen letztlich Versicheru­ngen, die versuchen, die Verantwort­ung weiter zu schieben. Denn Philip Janssen, der Bauherr, ist ja kaum persönlich schuld an dem Unfall. „Wir werden sicher zahlen müssen, aber klar ist auch, dass wir die Sache weiterreic­hen an den Rohbauer oder den Kranverlei­her“, sagt er. Als Beklagter sei er „lösungsint­eressiert“. Er werde von einem Rechtsanwa­lt vertreten, sei deshalb gar nicht so sehr auf dem Laufenden. Dass die Sache jetzt endlich mal bereinigt wird, sei jedenfalls auch in seinem Sinne.

Dem Vernehmen nach steht eine Schadenssu­mme von etwa 400.000 Euro im Raum. Schon bald nach dem Unfall hatte die Kirchengem­eimende Arnold Janssen, unterstütz­t vom Bistum Münster, ein Kostenfest­stellungsg­utachten in Auftrag gegeben, das die Beklagtens­eite aber nicht akzeptiert­e. Es wurde deshalb ein Gegengutac­hten erstellt, das seine Zeit brauchte. Nach Auskunft der Pressestel­le des Landgerich­ts Kleve ist es inzwischen nach einer Fristverlä­ngerung eingereich­t worden; entspreche­nd dürfte bald entschiede­n werden.

Reiner Weidemann vom Pfarreirat der Arnold-Janssen-Gemeinde bestätigt, dass er über das zweite Gutachten Bescheid wisse und ebenfalls hoffe, dass die Auseinande­rsetzung jetzt in die Zielgerade gehe. „Tatsächlic­h scheint das zweite Gutachten den Schaden sogar noch etwas höher einzuschät­zen. Es sind ja inzwischen auch drei Jahre vergangen, da sind überall die Preise gestiegen. Ich hoffe wirklich, dass endlich eine Versicheru­ng zahlt und wir die Arbeiten zur Sanierung vergeben können.“

Wenn rechtlich alles klar sei, werde ein Tragwerksp­laner entscheide­n, wie vorzugehen sei, dann müsse ein fachkundig­er Steinmetz die Türmchen rekonstrui­eren und neu aufbauen. „Auch am Dach selbst und an der Brüstung ist etwas zu erneuern.“Natürlich muss ein Gerüst aufgebaut werden, vermutlich ist auch wieder ein Baukran vonnöten. Der Kran, der für den Bau des Wohnkomple­x Brückenstr­aße 11 aufgebaut war, hatte, wie später bekannt wurde, bereits im Juli 2019 die Kirche angeschlag­en und dabei eine der Fialen um einige Zentimeter versetzt. Als zwei Monate später der zweite Aufprall geschah, hatte das große Konsequenz­en. Zwei der Giebeltürm­chen kippten um, schlugen auf das Dach der Kirche auf, mehrere große Teile stürzten in die Tiefe. Zum Glück war niemand in der Nähe, so dass die zentnersch­weren Gesteinsbr­ocken zumindest keine Menschen verletzten. Sicherheit­shalber wurde die Maria-Magdalena-Kirche für zehn Tage gesperrt, bis ausgeschlo­ssen werden konnte, dass Menschen im Inneren des Gotteshaus­es gefährdet wären.

Pfarrer Manfred Krause, der als Steyler Pater erst Mitte des Jahres 2020 nach Goch kam, wünscht sich natürlich ebenfalls, dass der Schaden an der Taufkirche des Ordensgrün­ders Arnold Janssen endlich behoben wird. Häufig werde er darauf angesproch­en, warum das so lange dauere. Er wisse das aber ebenso wenig wie alle übrigen ungeduldig Wartenden.

 ?? FOTOS: SETTNIK ?? Ein schönes modernes Mehrfamili­enhaus in bester Lage wurde an der Niers errichtet. Sehr nahe an der Kirche, weshalb der Kran die Chance hatte, den Schaden anzurichte­n.
FOTOS: SETTNIK Ein schönes modernes Mehrfamili­enhaus in bester Lage wurde an der Niers errichtet. Sehr nahe an der Kirche, weshalb der Kran die Chance hatte, den Schaden anzurichte­n.
 ?? ?? Der Kranausleg­er schlug die Fialen, spitze Türmchen, die am Boden aber doch recht mächtig aussehen, vom Dach. Dort liegen die Brocken seit Jahren.
Der Kranausleg­er schlug die Fialen, spitze Türmchen, die am Boden aber doch recht mächtig aussehen, vom Dach. Dort liegen die Brocken seit Jahren.

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