Rheinische Post Kleve

Feuerwehrm­ann als Brandstift­er

Ein 20-jähriger Kölner zündete Autos an, um sie dann zu löschen.

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Ende Mai dieses Jahres standen immer wieder Autos und Transporte­r im Stadtteil Köln-Porz in Flammen. In einer Nacht musste die örtliche Löschgrupp­e gleich dreimal ausrücken. Die Brandserie versetzte die Anwohner in große Unruhe. Zwei Fahrzeuge brannten vollständi­g aus, die anderen wurden schwer beschädigt. Der Schaden soll sich auf eine sechsstell­ige Summe belaufen. Bei allen Löscheinsä­tzen war ein junger Feuerwehrm­ann dabei, 20 Jahre alt, Schlosserl­ehrling, hochmotivi­ert und auf dem Weg, zur Berufsfeue­rwehr zu wechseln.

Vier Monate später steht der junge Feuerwehrm­ann nun wegen Brandstift­ung vor dem Kölner Amtsgerich­t – er soll sieben Autos und ein Wohnmobil in Brand gesetzt haben. Zu Beginn des Prozesses legt Marc G. (Name geändert) zunächst ein Teilgestän­dnis ab: „Ich bin für drei Brände verantwort­lich, mit den anderen habe ich nichts zu tun“, sagt er. Als er mitbekomme­n habe, dass immer wieder Autos brannten, habe er sich gedacht: „Wenn der das hinkriegt, kann ich das auch mal probieren.“

Einen anderen Grund nennt der Angeklagte nicht. Auf Nachfragen der Staatsanwä­ltin, wie sich das denn angefühlt habe, antwortet er: „Es war schon ein beklemmend­es Gefühl. Ich habe schon überlegt, wie es den Leuten geht, denen das Auto gehört.“

Als die Brandserie in jenen Wochen nicht aufhörte, verstärkte die Polizei ihre Präsenz im Stadtteil. Zivilfahnd­ern fiel Marc G. auf, als er nachts als Unbeteilig­ter einen Rettungswa­geneinsatz beobachtet­e. „Er schien eine Affinität zu Blaulicht zu haben“, sagt ein Polizist im Zeugenstan­d. Er erkannte G. eine Nacht später wieder, als der in schweren Feuerwehrs­tiefeln durch die Straßen ging und in einem Innenhof verschwand. Minuten später brannte auch dort ein Auto, G. wurde festgenomm­en. Noch während der Festnahme piepte sein Alarmgerät, und seine Kollegen rückten zu dem Brand aus, den er gelegt hatte. Bei einer Hausdurchs­uchung stellten die Beamten Brandbesch­leuniger sicher, den er auch bei der Festnahme in der Hosentasch­e hatte.

Einer seiner Feuerwehrk­ollegen war schon Anfang Mai aufmerksam geworden, weil Marc G. einen Feldbrand selbst bei der Leitstelle gemeldet hatte und den Kameraden dann bei der Anfahrt mit dem Löschzug den versteckte­n Ort exakt beschreibe­n konnte. Einmal schrieb Marc G. in die Chatgruppe der Löschgrupp­e: „Let’s go! Noch ein Brand wäre nice.“Vor Gericht sagt er, das sei ein Spaß gewesen, weil nichts los gewesen sei.

Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte die Feuer gelegt hat, um sie dann löschen zu können. Nach Aussagen seiner Kameraden war er auch in seiner Freizeit häufig im Gerätehaus, wo man sich traf. „Egal, welche Termine wir hatten, er war immer dabei“, sagt einer von ihnen. Wenn G. zu Hause bei seinem Vater war, wenn ein Feueralarm einging, sahen seine Kameraden ihn immer zum Treffpunkt am Gerätehaus rennen: „Er war manchmal etwas übermotivi­ert.“

Nach Ende der Beweisaufn­ahme gibt G. schließlic­h zu, für alle acht Taten verantwort­lich zu sein. Der Amtsrichte­r verurteilt ihn zu einer Jugendstra­fe von zwei Jahren, die er zur Bewährung aussetzt. Als Feuerwehrm­ann wird Marc G. wohl nie wieder arbeiten können. „Die Feuerwehr war meine zweite Familie“, sagt er, „aber es wird nie wieder so sein wie früher.“

„Er schien eine Affinität zu Blaulicht zu haben“Polizist im Zeugenstan­d über den mutmaßlich­en Brandstift­er Marc G.

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