Rheinische Post Kleve

Rechnungsh­of hat Zweifel an EU-Hilfe

Mit 800 Milliarden Euro werden Mitgliedst­aaten in der Corona-Krise unterstütz­t.

- VON GREGOR MAYNTZ

BRÜSSEL/LUXEMBURG Äußerlich übt sich der Europäisch­e Rechnungsh­of in gewohnter sprachlich­er Zurückhalt­ung, bescheinig­t der EU-Kommission, insgesamt „angemessen“mit den 800 Milliarden Euro aus dem Corona-Wiederaufb­aufonds umzugehen. Doch angesichts dieses riesigen Volumens lassen die vielen Zweifel im Detail doch aufhorchen. Wird das Geld zu sorglos, zu wenig kontrollie­rt und zu wenig koordinier­t verteilt? Es gebe durchaus „Risiken“bei der erfolgreic­hen Umsetzung der nationalen Aufbauplän­e, erläuterte die zuständige Prüferin Ivana Maletic, nachdem sie sich mit ihren Teams die Programme in Deutschlan­d, Griechenla­nd, Spanien, Frankreich, Kroatien und Italien näher angeschaut hatte. Am Ende mahnte sie „volle Transparen­z und wirksame Kontrollen an“, damit die EU-Mittel auch tatsächlic­h für den vorgesehen­en Zweck verwendet

und die angegebene­n Ziele erreicht werden. Schon bei dieser Bewertung tat sich die Prüfungsbe­hörde jedoch schwer, gebe es doch kaum einheitlic­he Etappenzie­le und Zweckbesch­reibungen. Maltic sprach von einem „Problem“, die Programme der Mitgliedst­aaten vergleiche­n zu können.

Es würden zwar Mindestanf­orderungen erfüllt, doch die konkreten Informatio­nen aus den einzelnen Staaten seien dann doch von sehr unterschie­dlicher Genauigkei­t und Berechnung­stiefe. Vor allem fehlten genaue Verbindung­en zu Vorgaben, die die EU den Mitgliedst­aaten vor der Pandemie gemacht habe, etwa zur Reform des Rentensyst­ems. Ausgerechn­et bei einer alle Ländergren­zen

überwinden­den Pandemie vermissen die Prüfer grenzübers­chreitende Projekte.

Die EU hatte nach zähen Verhandlun­gen das Wiederaufb­auprogramm aufgelegt, um wirtschaft­liche Schäden zu bewältigen, die in der Pandemie durch zahlreiche Einschränk­ungen der Wirtschaft und des öffentlich­en Lebens entstanden waren. Im Mittelpunk­t stehen sollen dabei vor allem solche nationalen Vorhaben, die den Klimaschut­z und die Digitalisi­erung voranbring­en.

Wie bescheiden indes die Erwartunge­n des Rechnungsh­ofes nach der Prüfung geworden sind, kommt in der Bewertung zum Ausdruck, dass aller Voraussich­t nach keine der stichprobe­nartig untersucht­en Vorhaben „zu erhebliche­n Umweltschä­den führen“werde. Einen Teil der Gelder können die EU-Mitglieder inzwischen auch in angepasste Aufbauplän­e stecken, um Entlastung­en angesichts der gestiegene­n Energiepre­ise zu erreichen.

Am Ende mahnte Ivana Maletic „volle Transparen­z und wirksame Kontrollen an“

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