Arndt Kirchhoff nennt IG-Metall-Forderung überhöht
DÜSSELDORF Auf Schalke treffen in einer Woche IG Metall und NRW-Arbeitgeber aufeinander. Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Lohn für die 700.000 Beschäftigten bei Metall- und Elektrobetrieben. Arndt Kirchhoff, Präsident von Metall NRW, lehnt das als unrealistisch ab: „Acht Prozent sind absolut unverträglich und überhöht“, sagte Kirchhoff vor Journalisten. „Wir können die Inflation nicht ausgleichen.“Die Tarifpartner hätten die große Verantwortung, eine Preis-Lohn-Spirale zu verhindern. Dies sei die höchste Forderung seit 2008.
Kirchhoff wies auf die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen hin: „So schwierig war es noch nie, das wird ein ziemli- cher Spagat werden.“Vie- le Firmen kämpften mit Lieferproblemen und Fachkräftemangel, zugleich müsse die Transformation vorangehen. „Aber vor allem leiden viele Firmen unter den gestiegenen Energiekosten.“Die Preise für Energie seien um 242 Prozent gestiegen, die für Stahl hätten sich verdoppelt. „Die Energiekrise macht uns die meisten Sorgen.“
Hier sieht Kirchhoff auch Bund und Land in der Pflicht. „Beim Entlastungspaket sind die Unternehmen vergessen worden, die Unternehmen brauchen Hilfe bei den Energiepreisen“, sagte er in Richtung des Bundes. Aber auch das
Land müsse etwas tun. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sollte auf Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) einwirken, damit er die drei verbleibenden Atommeiler weiterlaufen lässt. Habeck habe zwar Fehler gemacht, aber er genieße weiter das Vertrauen der Arbeitgeber. „Da muss nur nachgesteuert werden.“
Kirchhoff kritisierte, dass die IG Metall die vergangenen beiden Tarifabschlüsse „schlecht rede“, bei denen NRW den Pilotabschluss für die deutsche Metallund Elektrobranche geschafft hat. Ob das auch dieses Mal gelingt, ist offen. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, danach sind auch Streiks möglich. Kirchhoff warnte die Gewerkschaft vor harten Auseinandersetzungen: „Wir dürfen den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht verlieren.“
Natürlich wollten auch die Arbeitgeber ihren Belegschaften entgegenkommen, die unter der Inflation leiden. Aber dies müsse für die Betriebe verkraftbar sein, so Kirchhoff. Hohe Einmalzahlungen seien hier ein Weg, da diese nicht zu einer tabellenwirksamen Lohnerhöhung führen. Er begrüßt, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern eine steuerund abgabenfreie Sonderzahlung von 3000 Euro geben können, was Teil des Entlastungspaketes ist. Die Unternehmen würden aber erst einmal abwarten, was die Tarifrunde ergebe.