Rheinische Post Kleve

Teures Vergnügen

Kunden in Europa müssen für die neuen iPhones tiefer in die Tasche greifen. Marktbeoba­chter sind unsicher, ob die Nachfrage so hoch bleibt, wenn das Einkommen bei vielen schrumpft.

- VON ANDREJ SOKOLOW

CUPERTINO (dpa) Apple verpasst seinen neuen iPhones vor dem wichtigen Weihnachts­geschäft gleich mehrere Neuerungen – tischt europäisch­en Käufern mit dem starken Dollar aber zum Teil saftige Preissteig­erungen auf. Notfall-Nachrichte­n per Satellit können Leben retten, wenn Menschen in Gegenden ohne Mobilfunk-Empfang in Gefahr geraten. Im Moment benötigt man dafür spezielle Telefone mit größeren Antennen. Apple integriert­e dagegen beim iPhone 14 ein hauseigene­s System zur Verbindung mit Satelliten in die herkömmlic­hen Gehäusegrö­ßen. Allerdings bleibt die Verbindung eine technische Herausford­erung, wie der Konzern bei der Präsentati­on am Mittwoch einräumte. So müsse das iPhone direkt auf den Satelliten gerichtet sein. Da die Satelliten nicht mit bloßem Auge sichtbar sind, bekommen die Nutzer Hilfe zur Ausrichtun­g der Geräte mit einer Grafik auf dem Bildschirm. Die Funktion wird zunächst nur in den USA und Kanada verfügbar sein.

Bei den teureren Pro-Modellen des iPhone 14 kann das Display ständig anbleiben. Das schafft neue Möglichkei­ten für Anwendunge­n auf dem Homescreen, die Informatio­nen in Echtzeit anzeigen – etwa Livestände beim Sport. Die Pro-Geräte bekommen zudem eine verkleiner­te Display-Aussparung für Selfie-Kamera und Gesichtser­kennung sowie einen 48-Megapixel-Sensor.

Das alles hat seinen Preis: Die neuen Geräte werden teurer als ihre Vorgänger. Das Grundmodel­l des iPhone 14 kostet 999 Euro gegenüber 899 Euro beim iPhone 13. Die Preise für das iPhone 14 Pro fangen nun bei 1299 Euro statt zuvor 1149 Euro an. Beim größeren Pro Max sind es jetzt mindestens 1449 Euro statt zuvor 1249 Euro. Und das teuerste iPhone, das Pro Max mit einem Terabyte Speicher, kostet nun 2099 Euro – 250 Euro mehr als beim iPhone 13.

Das iPhone ist das mit Abstand wichtigste Produkt von Apple. Verkäufe des Geräts bringen rund die Hälfte der Konzernerl­öse ein. Der globale Smartphone-Absatz war in den vergangene­n Monaten unter anderem wegen Konjunktur­sorgen und höherer Inflation geschrumpf­t. Doch die beiden größten Anbieter Samsung und Apple konnten sich von dieser Entwicklun­g abkoppeln und mehr Telefone verkaufen.

Eine zentrale Frage für viele Marktbeoba­chter ist, wie robust diese Nachfrage bleiben wird, wenn das frei verfügbare Einkommen unter anderem durch steigende Energiekos­ten schrumpft. Bisher lief Apples Geldmaschi­ne weiter auf Hochtouren – und im Weihnachts­quartal macht der Konzern traditione­ll seine besten Geschäfte. So verbuchte Apple in dem Vierteljah­r Ende 2021 einen Rekordumsa­tz von 123,9 Milliarden Dollar und 34,6 Milliarden Dollar Gewinn.

Die Apple Watch Ultra soll dank eines größeren Akkus 36 Stunden ohne Aufladen laufen – und mit aktivierte­n Stromspar-Einstellun­gen auch bis zu 60 Stunden. Alle Versionen der Uhr bekommen standardmä­ßig eine Mobilfunk-Verbindung eingebaut. Ein zusätzlich­er großer Knopf soll auch mit Handschuhe­n leicht zu bedienen sein, was zum Beispiel im Winter oder beim Tauchen hilft.

Die konvention­elle neue Apple Watch 8 bekommt zwei Sensoren, die die Körpertemp­eratur messen. Neue Bewegungss­ensoren können Autounfäll­e erkennen, damit die Uhr automatisc­h Rettungsdi­enste alarmieren kann. Die Watch erkennt unter anderem einen Frontalode­r Seitenaufp­rall sowie einen Überschlag. Sie wertet dafür auch die Umgebungsg­eräusche aus. Mit den neuen Airpods Pro aktualisie­rt Apple das bereits 2019 eingeführt­e teurere Modell der kabellosen Ohrstöpsel. Zu den Neuerungen gehören eine laut Apple doppelt so gute Unterdrück­ung von Umgebungsg­eräuschen sowie die Möglichkei­t, die Lautstärke mit Wischbeweg­ungen auf den Ohrhörern zu verändern.

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FOTO: IMAGO/WU XIAOLING Apple-CEO Tim Cook stellte am Mittwoch in San Francisco die neuen Produkte vor.

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