Rheinische Post Kleve

Bayer Leverkusen hat sich noch nicht gefunden

- VON SEBASTIAN BERGMANN

BRÜGGE Die Werkself steckt in der Krise. Das wurde beim 0:1 (0:1) von Bayer Leverkusen zum Start in die Champions League beim FC Brügge noch einmal deutlich. Das Gegentor, bei dem Kapitän und Torwart Lukas Hradecky mit dem Ball in den Händen ins eigene Tor fiel, steht dabei symbolisch für die aktuelle Situation der Rheinlände­r, bei denen es an allen Ecken und Enden hakt. Trainer Gerardo Seoane wirkt bei seiner Suche nach einem Weg aus der Misere zunehmend verzweifel­t.

Bei der sechsten Niederlage im siebten Pflichtspi­el baute der Schweizer wie in den Partien zuvor in Mainz (3:0) und gegen Freiburg (2:3) erneut auf eine Dreierkett­e im Spiel mit dem Ball. Sein Plan ging jedoch nicht auf. Bayer stand hinten zwar weitgehend sicher, entwickelt­e aber kaum Offensivdr­ang und beraubte sich damit selbst einer seiner größten Stärken. Kam der Werksklub dann doch einmal gefährlich vor das Tor des belgischen Meisters, war das zumeist das Ergebnis einer Einzelakti­on oder vielmehr ein Zufallspro­dukt.

Seoane reagierte, brachte zur Pause Exequiel Palacios für Charles Aránguiz und stellte auf eine Viererkett­e um. „In der Halbzeit hat er die richtigen Schlüsse gezogen und die Mannschaft richtig eingestell­t“, sagte Sportgesch­äftsführer Simon Rolfes. Doch gleichwohl Bayer das Bemühen nicht abzusprech­en war, und Patrik Schick auch noch zu zwei Abseitstor­en kam, reichte es nicht, um zumindest einen Punkt beim vermeintli­ch schwächste­n Gruppengeg­ner mitzunehme­n. Im letzten Angriffsdr­ittel agierte Bayer wenig kreativ und schlicht zu ungenau.

Die Verunsiche­rung ist derzeit in allen Mannschaft­steilen zu spüren. Seoane, der in seiner Karriere als Trainer bislang nur das Siegen kannte, ist als Krisenmana­ger gefordert. Doch seine Antworten führen bislang nicht zu den gewünschte­n Ergebnisse­n. Das Brügge-Spiel war zudem kein Einzelfall. Immer wieder versuchte der 43-Jährige zuletzt mit personelle­n wie taktischen Wechseln, die Trendwende herbeizufü­hren. Die Resultate blieben jedoch gleich. Rolfes: „Wir können nur nach vorn schauen und versuchen, es besser zu machen.“

Die Werkself steht seit jeher für eine attraktive, spektakulä­re Spielweise. Momentan ist davon aber kaum etwas zu sehen. So droht Bayer nicht nur früh alle Saisonziel­e zu verspielen, sondern auch, sich von dem Fußball zu entfremden, den das Team in der vergangene­n Spielzeit so stark gemacht hat. Ein Trainerwec­hsel steht laut den Verantwort­lichen aber nicht zur Debatte. Bei weiteren Pleiten in Berlin gegen die Hertha, gegen Atlético Madrid und Bremen dürfte es jedoch auch für Seoane eng werden – allen Treuebeken­ntissen zum Trotz.

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