Bayer Leverkusen hat sich noch nicht gefunden
BRÜGGE Die Werkself steckt in der Krise. Das wurde beim 0:1 (0:1) von Bayer Leverkusen zum Start in die Champions League beim FC Brügge noch einmal deutlich. Das Gegentor, bei dem Kapitän und Torwart Lukas Hradecky mit dem Ball in den Händen ins eigene Tor fiel, steht dabei symbolisch für die aktuelle Situation der Rheinländer, bei denen es an allen Ecken und Enden hakt. Trainer Gerardo Seoane wirkt bei seiner Suche nach einem Weg aus der Misere zunehmend verzweifelt.
Bei der sechsten Niederlage im siebten Pflichtspiel baute der Schweizer wie in den Partien zuvor in Mainz (3:0) und gegen Freiburg (2:3) erneut auf eine Dreierkette im Spiel mit dem Ball. Sein Plan ging jedoch nicht auf. Bayer stand hinten zwar weitgehend sicher, entwickelte aber kaum Offensivdrang und beraubte sich damit selbst einer seiner größten Stärken. Kam der Werksklub dann doch einmal gefährlich vor das Tor des belgischen Meisters, war das zumeist das Ergebnis einer Einzelaktion oder vielmehr ein Zufallsprodukt.
Seoane reagierte, brachte zur Pause Exequiel Palacios für Charles Aránguiz und stellte auf eine Viererkette um. „In der Halbzeit hat er die richtigen Schlüsse gezogen und die Mannschaft richtig eingestellt“, sagte Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. Doch gleichwohl Bayer das Bemühen nicht abzusprechen war, und Patrik Schick auch noch zu zwei Abseitstoren kam, reichte es nicht, um zumindest einen Punkt beim vermeintlich schwächsten Gruppengegner mitzunehmen. Im letzten Angriffsdrittel agierte Bayer wenig kreativ und schlicht zu ungenau.
Die Verunsicherung ist derzeit in allen Mannschaftsteilen zu spüren. Seoane, der in seiner Karriere als Trainer bislang nur das Siegen kannte, ist als Krisenmanager gefordert. Doch seine Antworten führen bislang nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Das Brügge-Spiel war zudem kein Einzelfall. Immer wieder versuchte der 43-Jährige zuletzt mit personellen wie taktischen Wechseln, die Trendwende herbeizuführen. Die Resultate blieben jedoch gleich. Rolfes: „Wir können nur nach vorn schauen und versuchen, es besser zu machen.“
Die Werkself steht seit jeher für eine attraktive, spektakuläre Spielweise. Momentan ist davon aber kaum etwas zu sehen. So droht Bayer nicht nur früh alle Saisonziele zu verspielen, sondern auch, sich von dem Fußball zu entfremden, den das Team in der vergangenen Spielzeit so stark gemacht hat. Ein Trainerwechsel steht laut den Verantwortlichen aber nicht zur Debatte. Bei weiteren Pleiten in Berlin gegen die Hertha, gegen Atlético Madrid und Bremen dürfte es jedoch auch für Seoane eng werden – allen Treuebekenntissen zum Trotz.