Rose startet mit Wiedersehens-Tour
Der Ex-Trainer von Gladbach und Dortmund übernimmt bei RB Leipzig. Es geht gleich gegen beide Ex-Vereine.
MÖNCHENGLADBACH/LEIPZIG Marco Rose als Hoffnungsträger, das gab es schon. Der nun 45 Jahre alte Fußballtrainer sollte Borussia Mönchengladbach in neue Sphären führen, dafür holte ihn 2019 der damalige Manager Max Eberl von RB Salzburg an den Niederrhein. 2021 sollte Rose Dortmund wieder auf Augenhöhe bringen mit dem FC Bayern. In Gladbach verließ Rose für den BVB ein unfertiges Projekt, Dortmund beendete die Zusammenarbeit nach nur einem Jahr selbst. Nun ist Rose wieder da. In seiner Heimatstadt Leipzig soll er das in sportliche Schieflage geratene Projekt Rasenballsport wieder auf Vordermann bringen.
Ob Rose, seit seiner Demission in Dortmund in Leipzig lebend, der Richtige ist für die Mission, muss sich zeigen. Vieles scheint zu passen. Er ist ein Trainer, der die Mentalität des RB-Universums bestens kennt aus seiner Zeit in Salzburg, wo er die U19 zum Youth-League-Triumph führte und das Seniorenteam zweimal zum Meister und einmal zum Pokalsieger machte. Spieler, mit denen er dort arbeitete, gibt es reichlich im Leipziger Ensemble.
Was Rose tut, wird auch in Gladbach mit Argusaugen beobachtet. Die Fans haben ihm seinen Wechsel von ihrer zur anderen Borussia nicht verziehen und schmähen ihn, wo es geht in den sozialen Netzwerken. Doch hat Roses Rückkehr nicht nur eine emotionale Dimension, die mit Gladbach zu tun hat, sondern auch eine personelle. Denn Rose holt Frank Geideck in sein Trainerteam, der schon in Gladbach einer seiner Assistenten war. Damit endet eine Ära. 13 Jahre war Geideck bei Borussia, 2009 brachte ihn Michael Frontzeck aus Bielefeld mit.
Vor dieser Saison wurde Geideck versetzt in die U23, Daniel Farke, der neue Chefcoach, brachte eine vollständige Crew mit. Schon da wurde spekuliert, dass ein passendes Angebot Geideck wohl weglocken würde. Neben ihm gehört Alexander Zickler zu Roses Staff, wie in Gladbach. René Maric, mit dem es, so ist zu hören, nach der Zeit beim BVB unterschiedliche Ansichten über die Ausrichtung des Fußballs gab, ist nun Co-Trainer bei Leeds United, dafür ist Marco Kurth neu dabei.
Geideck ist ein akribischer Analytiker. In Gladbach hat er diverse Stile kennengelernt bei der Arbeit mit verschiedenen Trainern in Gladbach: Frontzeck, Lucien Favre, André Schubert, Dieter Hecking, Rose und schließlich Adi Hütter. Favre und Hecking waren BallbesitzTrainer, Rose und Hütter aus der RB-Schule. Geideck sprach immer wieder von einem Gebäude, auf das mit jedem Trainer in neues Stockwerk käme, die letzten beiden passten aber nicht zum Rest, die Baustile kamen nicht zusammen. Farkes Auftrag ist nun ein Zurück zu den Wurzeln. Und Geideck will nun mit
Rose Aufbauhilfe in Leipzig leisten.
Dort war der klassische RB-Stil mit Jesse March gescheitert zuletzt, Domenico Tedesco brachte wieder mehr Fußball ein und setzt damit den Weg fort, den zuvor Julian Nagelsmann eingeschlagen hatte: RB spielte eine gute Mischung aus Ballbesitz und RB-Stil, also das, was Rose in Gladbach etablieren sollte. Das war Max Eberls Plan.
Dass das Duo bald bei RB wieder gemeinsame Sache macht, scheint sicher, Eberl soll „Geschäftsführer Sport“werden, dafür müsste ihn Leipzig aus dem bis 2026 datierten, aber ruhenden Vertrag in Gladbach kaufen. Die Klubs verhandeln über eine Ablösesumme, liegen aber wohl weit auseinander. Rose befürwortet ein Eberl-Engagement. „Dann hätte ich einen Mann an meiner Seite, der mir und uns gut tun würde“, sagte Rose. Man kennt sich halt. RB würde mit ihm, Eberl, Zickler und Geideck fast zu Gladbach-Enklave.
Borussia spielt in dieser Saison nicht international, gleichwohl haben die Ereignisse in der Champions League Auswirkungen auf den Klub. Geideck ist weg und am 17. September (18.30 Uhr) kehrt nun mindestens Rose zurück in den BorussiaPark, zum zweiten Mal nach seinem Abgang. Mit dem BVB verlor er in der vergangenen Saison 0:1 in Gladbach, dieses Mal kommt er mit Leipzig. Gegen RB ist es ohnehin immer aufgeladen in Gladbach, nun sind noch mehr Emotionen im Spiel.
Zuvor tritt er bei seinem Leipzig-Debüt gegen den anderen Ex an, den BVB. Und dann, nein nicht bei RB Salzburg in der Champions League, sondern bei Real Madrid – wie 2020/21 mit Gladbach. Rose ist auf großer Wiedersehenstour in seiner RB-Startphase.