Rheinische Post Kleve

Sinner und Alcaraz liefern Spiel fürs Geschichts­buch

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NEW YORK (dpa) Als um 2.50 Uhr Ortszeit auch das späteste Spiel der US-Open-Geschichte ein Ende gefunden hatte, fielen sich die beiden Tennis-Gladiatore­n Carlos Alcaraz und Jannik Sinner völlig entkräftet in die Arme. Von den Fans im Arthur Ashe Stadium, die zuvor in 5:15 Stunden komplett auf ihre Kosten gekommen waren, gab es Standing Ovations. Das dramatisch­e Viertelfin­alspiel in der Nacht zu Donnerstag beim letzten GrandSlam-Turnier des Jahres wird nicht nur wegen seiner späten Uhrzeit unvergesse­n bleiben.

Die beiden Jungstars lieferten sich einen finalwürdi­gen, ja fast schon epischen Schlagabta­usch mit vielen brillanten Ballwechse­ln und fesselnder Spannung. So einen Auftritt hatte die Tenniswelt auch nur ganz selten von den „Big Three“Rafael Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer gesehen. Am Ende zwang der 19 Jahre alte Spanier Alcaraz den zwei Jahre älteren Italiener Sinner mit 6:3, 6:7 (7:9), 6:7 (0:7), 7:5 und 6:3 in die Knie. Riesigen Applaus bekamen aber beide.

„Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich das geschafft habe“, sagte Alcaraz nach seinem ersten Halbfinale­inzug bei einem Grand-SlamTurnie­r, für den er extrem viel aufwenden und sogar einen Matchball abwehren musste.

Geholfen habe die Unterstütz­ung von den Zuschauern, erklärte der

Weltrangli­sten-Vierte: „Die Energie, die ich um drei Uhr früh auf dem Platz gespürt habe, war unfassbar. “

Alcaraz lobte in seiner Siegesrede auf dem Platz, die ihm nach dem Kraftakt sichtlich schwer fiel, auch Gegner Sinner für den packenden, aber stets fairen Kampf: „Er ist ein großartige­r Spieler, sein Level ist einfach unglaublic­h.“Den niedergesc­hlagenen Südtiroler konnte das wenig trösten. „Ich hatte schon ein paar schwere Niederlage­n, aber das kommt nach ganz oben auf die Liste“, sagte Sinner traurig, „ich denke, dass wird eine Weile wehtun.“

Alcaraz, der erst um 3.45 Uhr nach dem Ende der Pressekonf­erenz zurück ins Hotel fahren konnte, ist damit jüngster Grand-SlamHalbfi­nalist seit Landsmann Rafael Nadal (2005 bei den French Open). Zudem wahrte er die Chance, nach dem Turnier die Führung in der Weltrangli­ste zu übernehmen.

Alcaraz trifft im Halbfinale am Freitag auf Frances Tiafoe. Der 24-Jährige gewann 7:6 (7:3), 7:6 (7:0), 6:4 gegen den keineswegs enttäusche­nden Russen Andrej Rubljow und zog beim Heimturnie­r als erster US-Amerikaner seit Andy Roddick 2006 in die Runde der besten Vier ein. „Er hat viel Selbstvert­rauen im Moment, und der Ort ist für ihn auch ein besonderer“, sagte Alcaraz über Tiafoe. Er erwarte ein „Top-Match“– doch sein Viertelfin­ale wird nur schwer zu toppen sein.

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