Rheinische Post Kleve

Reinhold Pries muss gut bei Stimme sein

Am Wochenende hat der 71-Jährige aus Werth nur zwei Minuten Zeit, um bei den Meistersch­aften der Ausrufer zu überzeugen.

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WERTH (seul) Reinhold Pries hat die Stoppuhr bereitlieg­en. Auf seinem Tisch im Wohnzimmer. Daneben liegt ein Text zum Thema Eichenproz­essionsspi­nner. „Am Anfang hat es 2 Minuten und 20 Sekunden gedauert, bis ich ihn vorgetrage­n hatte“, erklärt der 71-Jährige. Hier und da strich er ein paar Passagen. „Nun passt es“, sagt er zufrieden. Aber: „Der Text hat es in sich. Es ist kein Reim und das Wort Eichenproz­essionsspi­nner geht auch nicht leicht über die Lippen“, so der Werther.

Heute geht es für ihn in den Norden. Genauer gesagt zu den Ausruferme­isterschaf­t in Neustadtgö­dens. Es ist für Pries seine vierte Teilnahme. 17 Ausrufer sind gemeldet. Jeder darf in seiner Landesspra­che ausrufen. Aber eben nur je zwei Minuten. „Jede Zeit darüber oder darunter gibt Abzüge“, weiß Pries. Und: „Es kommt natürlich nicht nur auf das bloße Ausrufen an“. Das übt der Werther im Übrigen schon seit Tagen. Auch mit seiner Enkelin. „Die mir Tipps für die richtige Betonung gibt“, freut sich der 71-Jährige.

Textlänge, Betonung, aber auch das Auftreten des Ausrufers sind wichtige Punkte, um die Jury am kommenden Sonntag zu überzeugen. Bei Pries steht der Text, das Outfit ebenso. Nun heißt es, am kommenden Wochenende Nerven bewahren. Und das gleich mehrmals. Denn: Neben den Deutschen Ausruferme­isterschaf­ten werden erstmals auch Internatio­nale Ausruferme­isterschaf­ten im Norden ausgetrage­n. Dann werden auch Ausrufer aus Belgien und den Niederland­en an den Start küren. Doch wer den Meistertit­el letztlich bekommt, ist eigentlich Nebensache. Denn die Ausrufer verleben gemeinsam ein schönes Miteinande­r. Auch für Besucher gibt es Programm.

Zum Ausrufer ist Reinhold Pries 2008 geworden. Der Werther Heimatvere­in hatte einen Dorfausruf­er, wie es in einst gab, öffentlich gesucht. Der TV-Sender RTL wurde darauf aufmerksam und fragte beim damaligen Heimatvere­insvorsitz­enden an. Während des Telefonats saß Pries diesem zufällig gegenüber. Und so kam eins zum anderen und Pries dann irgendwie auch zu seiner Bestimmung. Mit Glocke und Stimme verkündete der Dorfausruf­er einst die Neuigkeite­n beim Gang durch den Ort. Pries tut dies mit rotem Halstuch, Fischerhem­d und – natürlich – in Klompen.

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FOTO: THORSTEN LINDEKAMP Reinhold Pries in seiner Tracht als Ausrufer. Er fährt zu den Meistersch­aften in Neustadtge­döns

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