3-D-Telefonate werden bald möglich
Telekom, Vodafone, Telefónica und Orange verbünden sich gegen die US-Rivalen.
DÜSSELDORF Die vier führenden Mobilfunker Europas, Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica (O2) sowie Orange aus Frankreich haben sich verbündet, um Videotelefonie in einer deutlich höheren Qualität als bisher anzubieten. Der Eindruck eines dreidimensionalen, fast realen Kontaktes soll entstehen, indem die Nutzer ihr Gegenüber mit einer 3-DBrille sehen, während eine Software die per Smartphone aufgenommene Person zu einem dreidimensionalen Bild erweitert.
Dem Angerufenen erscheint der Gesprächspartner dann in realitätsgetreuer Abbildung als digitales Hologramm in seiner Virtual-Reality-Brille. Ohren und Hinterkopf werden von Hochleistungsrechnern dem Gesicht hinzugefügt. Übertragen werden die Daten mit der neuen 5G-Mobilfunktechnik, die Daten praktisch in Echtzeit übermittelt. Das Start-up Matsuko aus der Slowakei hilft bei der 3-D-Technik.
Mit dem Bündnis wollen die Branchenriesen verhindern, dass sie bei der 3-D-Kommunikation ebenso abgedrängt werden wie bei Messengerdiensten, bei denen der Facebook-Ableger Whatsapp den globalen Markt beherrscht. Demonstrativ wurde der FacebookKonzern vor einiger Zeit in Meta umbenannt, weil Gründer Mark Zuckerberg erwartet, dass die digitale Welt sich in eine Virtual-Reality-Welt erweitert: „Die Telefonkonzerne wollen so weitere Geschäfte aufbauen, auch weil das reine Verkaufen von Übertragungsdiensten kaum Wachstumsperspektiven bietet“, sagt der Wirtschaftsprofessor Torsten Gerpott: „Sie sehen das Metaverse und entsprechende Aktivitäten als Zukunftschance, die den US-Internetkonzernen nicht allein überlassen werden soll.“Michael Reinartz, Innovationschef von Vodafone, sagt: „Mit Hologrammen und dem Metaversum entstehen neue Formen der Kommunikation. Daran arbeiten wir gemeinsam als
Branche. Ob privat für den Anruf bei Oma, oder für den Business-Call mit Kollegen und Kunden.“Das Entscheidende sei dabei, dass die Unternehmen sich durch die Kooperation auf einen Standard einigen. „Unser Ziel ist, diese neue Form der Kommunikation für alle zugänglich zu machen“, sagt Reinartz. Dies sieht auch der für Partnerschaften zuständige Telekom-Manager Sven von Aschwege so: „Wir sind in einer spannenden Phase. Neue Technologien entstehen und mit ihnen neue Möglichkeiten. Telefonieren, als stünde mein Gesprächspartner vor mir, ist so ein Traum, der nun näher an die Realität rückt.“Das solle herstellerübergreifend funktionieren.
Gut brauchbar wäre die neue Kommunikationsform auch für Arbeiten im Homeoffice sowie für die Unterstützung von medizinischen Eingriffen durch externe Experten. Allzu viel sollte man von der Innovation aber doch nicht erwarten, meint Experte Gerpott: „Ich bezweifle, ob die Menschen solche dreidimensionalen Videotelefonate breit nutzen. Das mag für die Industrie interessant sein, wenn ein Wartungstechniker einem Kollegen ein schadhaftes Bauteil zeigt – und man könnte sich so auch einmal aus dem Urlaub melden. Aber sonst könnte die Begeisterung sich in Grenzen halten“, gibt Gerpott zu bedenken.