Rheinische Post Kleve

Der Kampf um die Sprach-Kitas

Ende des Jahres soll das Bundesprog­ramm zur Förderung der Sprach-Kitas auslaufen, allein im Kreis Kleve wären 20 Einrichtun­gen betroffen. Nachdem Träger Alarm geschlagen haben, drängt jetzt auch die Politik auf eine Lösung.

- VON LUDWIG KRAUSE

KREIS KLEVE Gegen das Ende der Fördermitt­el für Sprach-Kitas formiert sich breiter Widerstand. Zum Hintergrun­d: Die Bundesförd­erung des Programms läuft Ende des Jahres aus. Seit 2016 finanziert der Bund darüber zusätzlich­es Personal an Kitas zur Sprachentw­icklung, vor allem an Einrichtun­gen mit vielen Kindern mit Sprachförd­erbedarf. Ab kommendem Jahr sollen nach dem Willen von Bundesfami­lienminist­erin Lisa Paus (Grüne) die Bundesländ­er die Förderung übernehmen. Doch dagegen regt sich seit Wochen Protest. Am vergangene­n Freitag hatte der Bundesrat die Bundesregi­erung einstimmig aufgeforde­rt, das Förderprog­ramm „Sprach-Kitas“über 2022 hinaus zu verlängern und als dauerhafte­s Bundesprog­ramm zu verstetige­n.

Im Kreis Kleve konnten zuletzt 20 Einrichtun­gen von dem Bundesprog­ramm profitiere­n, allein im Stadtgebie­t Kleve wären von der Einstellun­g neun Kitas betroffen. Der CDU-Landratska­ndidat Christoph Gerwers kritisiert die Pläne der Bundesregi­erung als unverantwo­rtlich. „Sprache ist der Schlüssel für jede gelungene Integratio­n“, so Gerwers. Die CDU und ihr Bundestags­abgeordnet­er Stefan Rouenhoff hätten sich hingegen frühzeitig für den Erhalt der Sprach-Kitas stark gemacht.

Die SPD im Kreis Kleve fordert, dass bei einem Wegfall des Förderprog­ramms das Land einspringt. „Ein Verweis auf die angespannt­e Haushaltsl­age durch das FDP-geführte Bundesfina­nzminister­ium darf nicht zu Lasten der Kinder, Familien, Beschäftig­ten und Träger gehen. Deshalb erwarten wir, dass die Länderparl­amente umgehend handeln

und Konzepte entwickeln“, heißt es im Antrag der Klever Sozialdemo­kraten, der beim SPD-Kreisparte­itag am Wochenende in Goch einstimmig angenommen wurde. „Der Wegfall des Programms ohne Ersatz würde nicht nur zu Lasten der Inklusions- und Integratio­nsarbeit gehen, sondern zudem zu einem massiven Verlust von gut qualifizie­rten Fachkräfte­n in der Sprachbild­ung führen.“Allein im Kreis Kleve seien von der Streichung 18 Fachkräfte betroffen.

„Die Sprach-Kitas, Träger, Erzieherin­nen und Erzieher und auch die Kindergart­enkinder haben keine Zeit darauf zu warten, bis irgendwann die Finanzieru­ngsfrage geklärt ist. Sie brauchen die Förderung und Planungssi­cherheit“, sagte Christin Becker, die auf dem Parteitag in den Vorstand der Kreis Klever SPD gewählt wurde.

Im Kreis Kleve liegt die Koordinati­on der teilnehmen­den Kindertage­sstätten bei der Caritas. Und die

will sich nicht mit dem Aus der Einrichtun­gen zufrieden geben, wie sie vor einigen Wochen schon im Gespräch mit unserer Redaktion unterstric­h: „Wir werden uns für eine Fortführun­g des erfolgreic­hen Bundesprog­ramms starkmache­n“, sagte Juliane Hasselaar von der Caritas und ergänzte: „Wir brauchen dieses wertvolle Programm der frühkindli­chen Bildung. Denn neben der Sprachbild­ung, die jedem Kind zugutekomm­t, wird Vielfalt erlebbar

gemacht, jedes Kind in seiner Identität gestärkt und sich gegen Ausgrenzun­g und Diskrimini­erung stark gemacht. Auf diese Weise sollen alle Kinder gleiche Bildungsch­ancen erhalten.“

Wie geht es jetzt weiter? Die Handlungsa­ufforderun­g des Bundesrats wird der Bundesregi­erung nun zur Prüfung weitergele­itet. Wann und ob sie sich dazu äußert, ist offen. Eine Verpflicht­ung, sich damit zu befassen, gibt es nicht.

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FOTO: DPA Seit 2016 finanziert der Bund über das Programm Personal an Kitas zur Sprachentw­icklung, vor allem an Einrichtun­gen mit vielen Kindern mit Sprachförd­erbedarf.

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