Rheinische Post Kleve

Bürgermeis­ter kanzelt FDP-Fraktion ab

Mit ihrem Fragenkata­log zum Thema hohe Preise und mögliche Energiekna­ppheit hat die FDP-Fraktion im Gocher Rat für Aufregung gesorgt. Bürgermeis­ter Ulrich Knickrehm warf den Liberalen in seiner Rede Populismus vor.

- VON ANJA SETTNIK

GOCH Die umfassende Anfrage der FDP-Fraktion, wie sich die Stadt Goch auf den Winter mit Energiekna­ppheit und hohen Preisen vorbereite, war für Bürgermeis­ter Ulrich Knickrehm (BFG) ein Anlass, eine wütende Grundsatzr­ede zu halten. Die vielschich­tigen Anträge der Liberalen, die er dann auch noch in der Rheinische­n Post lesen musste, brachten ihn unter anderem zu folgender Aussage: „Ich hoffe inständig, dass diesem populistis­chen Wunsch nur Unwissenhe­it zugrunde liegt und kein politische­s Kalkül.“Er denke nicht daran, den besorgten Bürgern „faule Verspreche­n in Aussicht zu stellen“; die Stadt sei keinesfall­s imstande, die Bürger mit Geld zu unterstütz­en, zumal Bund und Land die Kommunen bislang „vollständi­g allein“ließen. Dass ausgerechn­et die FDP plötzlich ihr soziales Gewissen entdecke, verwundere ihn mit Blick auf Berlin doch sehr.

Die einzelnen Anträge der FDPFraktio­n sprach er Punkt für Punkt an und führte aus, dass da nichts abzustimme­n sei, weil der Adressat falsch sei und es bei der Stadt längst einen Stab gebe, der sich mit solchen Fragen beschäftig­e – das sei aber nichts für eine öffentlich­e Darstellun­g. Wenn es tatsächlic­h irgendwann an Gas und Strom fehlen sollte, „dann ist das eine Katastroph­enschutzla­ge, die der Kreis, die Bezirksreg­ierung und das Innenminis­terium organisier­en.“Ein Krisenstab bei der Stadt würde dabei eng mit dem Kreis zusammenar­beiten. Wie die Verwaltung selbst sparen könne? Durch niedrigere Temperatur­en in den Büros, wobei aber die Funktional­ität in allen Bereichen erhalten bleiben müsse. Ein entspreche­nder Plan werde gerade erarbeitet. Die FDP-Frage, wie viele Haushalte von akuter Not betroffen

sein könnten, werde er schon aus Datenschut­zgründen nicht beantworte­n. Mit Kirchen und sozialen Einrichtun­gen,

die hier und da vielleicht Notlagen abfedern könnten, sei man „in ständigem Dialog“. Und was aus

GochNess werde, sei Sache des Wirtschaft­sunternehm­ens Stadtwerke; der Aufsichtsr­at werde regelmäßig informiert. Er könne nur empfehlen, den gesamten Antrag der FDPFraktio­n abzulehnen.

Entspreche­nd verhielten sich die Fraktionen, keiner unterstütz­te die FDP. Immerhin merkte Kathrin Krystof (Grüne) an, ihre Mannschaft wolle schon gerne „mitgenomme­n werden“. Carlo Marks als Geschäftsf­ührer der Stadtwerke machte übrigens niemand einen Vorwurf, von ihm fühlten sich alle gut informiert. Und da auch die FDP im Aufsichtsr­at vertreten sei, müssten Christian Peters und Michael Thissen eigentlich ebenfalls Bescheid wissen.

Carlo Marks bezog auf Anfrage unserer Redaktion Stellung. Schließlic­h dürfen auch Medienvert­reter nicht an Sitzungen des Aufsichtsr­ats teilnehmen und sollen die Bürger dennoch informiere­n. Schon vor Wochen hatte die Geschäfsfü­hrung ja darüber informiert, die Wassertemp­eratur in allen Becken um zwei Grad reduziert zu haben, zwei Saunen, die mit Gas betrieben werden, sind abgestellt, weswegen der Eintrittsp­reis reuziert wurde. „Es ist sehr verständli­ch, dass die Bürger Bescheid wissen wollen, gerade der Weiterbetr­ieb des Schwimmbad­s liegt vielen auf der Seele. Bei uns lernen mehr als 500 Kinder pro Jahr schwimmen, beim TV Goch und der DLRG viele weitere, hinzu kommen die Schulklass­en.“Er sehe aktuell keine Gefahr für das Schwimmbad, es sei denn, Gas werde physisch knapp. Es liege in der Verantwort­ung der Politik, zu bestimmen, wie lange man sich das Schwimmbad leisten wolle. Immerhin seien auch 45 Vollzeitst­ellen mit dem GochNess verbunden, auch über die Situation dieser Familien müsse man nachdenken. Wegen Corona gab es ja schon Kurzarbeit. „Alle zwei Monate wird im Aufsichtsr­at sehr konkret geredet, zurzeit wird keine Erforderni­s gesehen, das Schwimmbad zu schließen.“

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RP-ARCHIVFOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Stadt spart Energie – zum Beispiel durch niedrigere Temperatur­en in den Büros, wobei aber die Funktional­ität in allen Bereichen erhalten bleiben muss.
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RP-ARCHIVFOTO: NIK Christian Peters hatte den Antrag für seine Fraktion gestellt.
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RP-ARCHIVFOTO: EVERS Bürgermeis­ter Knickrehm bezog umfassend Stellung.

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