Erste Beisetzungen im Trostwald
Das 36 Hektar große Waldgebiet, in dem Urnen beigesetzt werden können, ist am Mittwoch durch Vertreter der Stadt eröffnet und durch Vertreter der Kirchen geweiht worden.
HALDERN Ein Holzkreuz, drei Holzstelen, fünf Holzbänke – das ist der Andachtsplatz auf einer kleinen Anhöhe inmitten des 36 Hektar großen Trostwaldes, der jetzt durch Vertreter der Stadt eröffnet und durch Vertreter der Kirchen geweiht wurde.
Als Pfarrerin Sabina Berner-Pip und Pfarrer Michael Eiden, umgeben von Laub- und Nadelbäumen, das „Vater unser“beteten, bekam die Gästeschar einen ersten Eindruck davon, in welcher natürlichen Atmosphäre die Urnenbestattungen im Halderner Wald stattfinden werden.
Dass die Nachfrage nach dieser Alternative zum kirchlichen oder kommunalen Friedhof groß ist, zeigt sich auch daran, dass schon vor der eigentlichen Eröffnung sechs Urnen beigesetzt wurden. Das ist seit dem 1. September möglich und wurde von Trauernden aus den Kreisen Kleve und Wesel genutzt. Neben dem Andachtsplatz mit dem Holzkreuz gibt es auch einen zweiten Platz ohne das Kreuz. Dort können weltliche Bestattungsfeiern abgehalten werden.
Dem Eigentümer des betreffenden Waldgebietes, Emanuel Erbprinz zu Salm Salm, lag es am Herzen, dass der Trostwald durch die örtlichen Geistlichen geweiht wird. Diese werden künftig allerdings schon aus terminlichen Gründen nicht jede Beisetzung im Trostwald begleiten können. Dominic Reinders, Geschäftsführer der Epitaphium GmbH, die den Trostwald in Haldern betreibt, geht in der Anfangszeit von fünf bis sechs Bestattungen pro Woche aus. Möglich wären drei pro Tag.
Diese sind an keine Konfession oder Kirchengemeinden gebunden. Sie können sowohl von Trauerrednern als auch von Pfarrern oder Pastoralreferenten
aus den Kirchengemeinden des Verstorbenen begleitet werden.
Drei Jahre sind vergangen, seit die Idee eines zweiten Begräbniswaldes im Kreis Kleve (der „Friedwald“eines anderen Anbieters liegt in Goch) an die Stadt Rees herangetragen wurde. Die Fürstlich Salm-Salm’sche Verwaltung ist Eigentümerin der Waldfläche, betrieben wird der Trostwald von der Epitaphium GmbH, die in Rees unter dem Namen „Trostwald Haldern“firmiert. Die Trägerschaft liegt wiederum bei der Stadt Rees. Deren Ratsmitglieder hatten schon im Jahr 2021 für die neue Begräbnisstätte gestimmt.
Das Waldstück ist weiterhin öffentlich zugänglich, jedoch gibt die in einem Schaukasten am Parkplatz ausgehängte Friedhofssatzung klare Regeln vor: Wer seinen Hund ohne Leine durch den Trostwald laufen lässt, riskiert eine hohe Geldstrafe. Auch das Campieren, Picknicken oder Feuermachen ist innerhalb des Areals verboten.
Das Konzept hinter dem Trostwald sieht vor, dass eine biologisch abbaubare Urne mit der Asche des Verstorbenen 80 Zentimeter tief im Erdreich vor einem Baum begraben wird. Der Baum kann ausgesucht werden oder er wird – in der günstigeren Kategorie – zugewiesen.
Die Kosten reichen von 490 Euro für eine Einzelbestattung bis zu 6400 Euro für einen Familienbaum, an dem bis zu zwölf Personen beigesetzt werden können. Plaketten mit Nummern und Namen erinnern an die Verstorbenen. Die Laufzeit beträgt – wie auf den Reeser Friedhöfen – mindestens 25 Jahre, kann aber auch für 99 Jahre erworben werden.
Laut Pfarrer Eiden ist es in vielen Fällen gar nicht der Preis, der die Familien davon abhält, den verstorbenen Angehörigen ganz traditionell in einem Friedhofsgrab beizusetzen. „Es sind oft auch der Aufwand und die Kosten für die spätere Pflege des Grabes“, erklärte Eiden. Entsprechend
ist die Zahl der Urnenbestattungen weiter auf dem Vormarsch. Bei der Zeremonie im Halderner Trostwald sprach Ordnungsamtsleiter Frank Postulart von 75 Prozent.
Bürgermeister Christoph Gerwers zeigte sich zufrieden, dass die Reeser Fraktionen – anders als es vor einigen Jahren in Goch der Fall war – geschlossen hinter der Idee des Trostwaldes standen. Auch Theo Kersting, seit 1989 Ortsvorsteher von Haldern, hat im Lindendorf fast nur positive Stimmen zum Begräbniswald gehört: „Die Nachfrage ist groß und wir können den Halderner Wald mit dem Fahrrad erreichen. Bis Goch wäre es eine Tagesreise.“