Rheinische Post Kleve

Sparen in Emmerich: Sigmund will „Wette Telder“beenden

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EMMERICH (AG) In Emmerich wird in den nächsten Wochen intensiv über eine Verbesseru­ng der finanziell­en Haushaltss­ituation diskutiert. Im Haupt- und Finanzauss­chuss machte Kämmerin Ulrike Büker bereits einen ersten Aufschlag und präsentier­te eine Liste mit Maßnahmen, die man zur Konsolidie­rung der chronisch defizitäre­n Finanzlage der Stadt überdenken sollte. Am Dienstagab­end teilte die Bürgermein­schaft Emmerich (BGE) bereits ihre Erwartunge­n mit.

Der Fraktionsv­orsitzende Joachim Sigmund preschte mit konkreten Maßnahmen vor, über die man diskutiere­n müsse. So stellte die BGE klar, dass man weitere finanziell­e Belastunge­n für Bürger und Unternehme­n nicht wünsche: Diese seien in der jetzigen Zeit nicht zumutbar. „Eine Notwendigk­eit für Steuererhö­hungen schließt die BGE aus“, so Sigmund.

Vielmehr sollte die Stadt über alle Bauprojekt­e kritisch nachdenken und sie auf den Prüfstand stellen. So sollte die Sanierung der Gesamtschu­le am Grollschen Weg überdacht werden, zumal deren Wirtschaft­lichkeit nicht nachgewies­en werden könne. „Goldrandlö­sungen wie am Brink kann die Stadt Emmerich sich nicht leisten“, sagte Sigmund.

Auch der Ankauf des Steintorge­ländes könne man sich in dieser Legislatur­periode

nicht leisten. Das Familienze­ntrum Ebkes sollte in den kommenden drei Jahren am Standort Steinstraß­e verbleiben.

Die Haushaltsl­age für die Stadt Emmerich ist in den kommenden Jahren angespannt. Kämmerin Ulrike Büker präsentier­te noch einmal die mittelfris­tige Finanzplan­ung. Sie erwartet, dass bis 2025 alle Jahresabsc­hlüsse mit einem Minus abgeschlos­sen werden.

So rechnet sie für 2022 mit einem Minus von 12,6 Millionen Euro, im kommenden Jahr sollen es 8,2 Millionen Miese sein und 2024 weitere 7,4 Millionen. Für 2025 sieht Büker ein Minus von 7,5 Millionen vor. Es zeigte sich allerdings in den CoronaJahr­en,

dass die Kämmerer in NRW sehr konservati­v gerechnet haben. Die tatsächlic­hen Steuereinn­ahmen gestaltete­n sich letztlich oft positiver.

Das Projekt „De Wette Telder“möchte der BGE-Fraktionsv­orsitzende am besten „sofort beenden“. Das Gebäude sollte stattdesse­n gesichert und die vorhandene­n Schaufenst­er gesichert werden.

Weiterhin vorantreib­en sollte die Stadt ein IT-Konzept für Home-Office-Lösungen, das Raumkonzep­t für die Verwaltung und der Stellenpla­n sei kritisch zu durchforst­en.

Die anderen Fraktionen zeigten sich über die Ausführung­en der Bürgergeme­inschaft zu diesem frühen

Zeitpunkt des Prozesses überrascht: „Da freue ich mich schon auf die kürzeren Haushaltsr­eden, denn wir haben ja jetzt schon eine gehört“, sagte ein hörbar angefresse­ner Dr. Matthias Reintjes von der CDU.

Auch die Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Sabine Siebers, sprach ihren Unmut über die BGE aus. Sie warf der Gemeinscha­ft vor, sich immer schnell wegzuducke­n, wenn es schwierig wird. „Wenn es irgendwie Probleme gibt, dann sind immer schnell die Leute da, die sagen, dass das Bürgerbad erhalten bleiben soll“, sagte sie zur Position der BGE hinsichtli­ch des Bürgerbads in Elten.

Joachim Sigmund hielt die Äußerungen

Siebers für „stillos“. Er betonte, dass die BGE auch zu Kompromiss­en bereit sei.

Kämmerin Ulrike Büker betonte in ihren Eingangsbe­merkungen, dass man strukturel­l fünf Millionen Euro sparen müsse. Sie wünscht sich, dass der Rat bis zum Jahresende bereits konkrete Maßnahmen beschließt. Eine Verschiebu­ng der Haushaltse­inbringung­en möchte sie nicht in Erwägung ziehen, da die finanziell­e Landschaft gerade derart mit Unsicherhe­iten belastet sei, dass man eh später nachbesser­n müsse. Büker möchte beim Konsolidie­rungsproze­ss nicht nur ans Sparen denken, sondern auch alte Zöpfe bei städtische­n Prozessen abschneide­n.

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