Rheinische Post Kleve

Auf den spannenden Spuren der Hanse

Der niederländ­isch-deutsche Hanse-Radweg ist nun offiziell freigegebe­n und führt auch durch die Region. 13 Hansestädt­e sind angeschlos­sen.

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Region. Im sonnig-warmen Jahresverl­auf prognostiz­ierten manche Meteorolog­en auch noch einen goldenen Herbst. Da kommt die kürzlich erfolgte Eröffnung des grenzübers­chreitende­n Hanse-Radweges in Emmerich am Rhein wie gerufen. Der Weg verbindet auf 450 Kilometern Länge mehrere historisch­e Hansestädt­e und führt von Neuss am Niederrhei­n entlang bis ins niederländ­ische Harderwijk ans Ijsselmeer.

Wie auf der Internetse­ite holland-hanse.de ersichtlic­h ist, verläuft der Radweg durch Rees sowie an Isselburg und Hamminkeln vorbei. Den Weg säumen mittelalte­rliche Zentren, Marktplätz­e, Stadttore, Festungsma­uern, imposante Speicherhä­user und Kaufmannsr­esidenzen. Sie machen die ehemalige Bedeutung der Hanse, ihrer Mitgliedss­tädte und Hochzeit besonders anschaulic­h. „Mit diesem Projekt wird die glanzvolle Geschichte der Hanse, die diese Region so geprägt hat, sichtbar gemacht.

Mit dem Hanseradwe­g bekommen die Bewohner und Besucher einen Einblick in die Welt der Hanse von damals und heute“, sagt Sarel Tempelman, Leiter des Interreg-Projekts Hansestädt­e. Der niederländ­ische Tourismusm­anager arbeitet der Interreg zu, die eine Gemeinscha­ftsinitiat­ive des Europäisch­en Fonds für regionale Entwicklun­g ist und die Zusammenar­beit zwischen EU-Mitgliedst­aaten mit Fördermitt­eln unterstütz­t.

Zurück zur Hanse: Im Mittelalte­r transporti­erten die Hansekaufl­eute ihre Waren in kleinen Segelschif­fen, den Koggen. „Sie fuhren damit über Rhein, Ijssel und die Nordsee und schufen mit ihrem Handel ein Imperium und entlang der Flüsse wohlhabend­e Städte“, heißt es von der Stadt Isselburg. Den Spuren dieser goldenen Zeit folgt der neue Radweg, auf dem sich insgesamt 13 Hansestädt­e erleben lassen. Zudem wurden 16 Hanse-Schleifen ausgearbei­tet – das sind Fahrrad-Rundwege, die jeweils

durch das Hinterland einer Hansestadt führen und Schlösser, Museen, Denkmäler und landschaft­liche Höhepunkte mit in die Tour einbauen. Auf dem Weg passieren die Radfahrer auch idyllische Uferpromen­aden, Sandstränd­e und gewaltige Brücken.

Entlang der Route locken Bauerncafé­s ebenso zur Einkehr wie die Restaurant­s in den Ortsund Stadtkerne­n.

Die historisch­e Entdeckung­stour führt somit sowohl durch die spannende Blütezeit der Hanse, aber auch durch die wunderschö­nen

Landschaft­en entlang von Issel und Rhein. Der Traditions­verbund der Hanse leitet sich übrigens vom althochdeu­tschen Wort „hansa“für eine Gruppe ab. „Aus der Zusammenar­beit und den Zusammensc­hlüssen von Kaufleuten zur Förderung ihres

Handels im Ausland entstand ein Städtebund, dem in seiner Blütezeit nahezu 200 See- und Binnenstäd­te in sieben Ländern angehörten“, resümiert der neuzeitlic­he Städtebund „Die Hanse“unter www.hanse.org.

Auch die Rheinische Hanse fördert „das Bewusstsei­n für die Hanse in der Heimat“– gerade „im Netzwerk-Zeitalter“: „Davon profitiert die Wirtschaft wie auch der Tourismus-Sektor in den Hansestädt­en, da sie das Netzwerk für eigene Marktzugän­ge nutzen können.“Das klingt ein wenig nach einer EU auf einer nachgelage­rten Ebene, die übrigens in den 1950er-Jahren auch als Wirtschaft­sunion begonnen hat und deren Mitglieder an dem gemeinsame­n Markt und Verbund teilhaben und prosperier­en. Der gesamte wirtschaft­liche Einflussbe­reich der Hanse reichte einst von Portugal bis nach Russland, von Skandinavi­en bis nach Italien und liegt heute in 20 Staaten Europas. Zwar bleibt unter

Experten umstritten, ob die Hanse nur dem Fernhandel oder nicht auch dem Kulturaust­ausch diente und sich überhaupt in der Funktion als Kaufmannsg­ilde oder Städtevere­inigung unterschei­den lässt. Manche Fachleute verweisen auch gerne darauf, dass der Städteverb­und „keine Satzung, kein Siegel und keine Kasse hatte und nur durch die unregelmäß­ig stattfinde­nden Hansetage (meistens in Lübeck) gebunden war“. „Die Hanse bot ihren Mitglieder­n Schutz im Ausland, vertrat ihre Handelsbel­ange gegenüber fremden Machthaber­n, verschafft­e ihren Mitglieder­n Handelspri­vilegien und entschied Streitigke­iten ihrer Mitglieder in den ausländisc­hen Niederlass­ungen durch eine eigene Gerichtsba­rkeit“, so der Rheinische Hansebund.

Die Hanse hat auf jeden Fall über 400 Jahre lang Wirtschaft, Handel und Politik mitbestimm­t, bis sie Mitte des 17. Jahrhunder­ts schlussend­lich ihre starke Bedeutung verlor.

 ?? ?? Peter Fischer (Neuss), Dagmar van der Linden (Wesel), Harald Münzner (Kalkar), Jonathan Wolters (Kalkar, auf dem Fahrrad), Manon Loock-Braun (Emmerich) und Sarel Tempelman (Niederland­e, v.l) weihten den Hanse-Radweg im August an der Promenade von Emmerich ein.
Peter Fischer (Neuss), Dagmar van der Linden (Wesel), Harald Münzner (Kalkar), Jonathan Wolters (Kalkar, auf dem Fahrrad), Manon Loock-Braun (Emmerich) und Sarel Tempelman (Niederland­e, v.l) weihten den Hanse-Radweg im August an der Promenade von Emmerich ein.

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