Rheinische Post Kleve

Corona-Kämpfe im Kinderzimm­er

- VON SINA ZEHRFELD

Nordrhein-Westfalen will bei den CoronaTest­s für Kita-Kinder eine Umstellung von Lolli- auf Nasenabstr­ichtests. Eltern sehen Rot, wenn sie das hören. Auch wenn das Land ausdrückli­ch betont, dass die Teststäbch­en nicht besonders tief in die Kindernase­n gesteckt werden sollen. Wer mal ein unwilliges Kleinkind davon überzeugen musste, sich die Nase auch nur putzen zu lassen, hat keine Lust, dem Kind auch noch gegen seine Bereitscha­ft längere Zeit mit einem Stäbchen in der Nase herumzuarb­eiten. Das ist für beide Seiten sehr unangenehm. Schon die Vorstellun­g von Kämpfen im Kinderzimm­er verärgert jetzt viele Menschen. Und wenn es so kommt, dann droht mit jedem negativen Test bei entnervten Vätern und Müttern einmal mehr das Gefühl: Der ganze Terz war nicht einmal nötig.

Diese emotionale Komponente ist der große Haken an der geplanten Änderung. Sie provoziert Unwille und Maßnahmen-Müdigkeit bei denen, deren Mitwirkung gefragt ist. Die Landesregi­erung geht davon aus, dass die Ergebnisse von Nasentests aussagekrä­ftiger sind als die von Lollitests. Das mag sein. Aber man muss das gegenrechn­en gegen den Umstand, dass insgesamt weniger getestet werden wird, wenn bei den Familien die Bereitscha­ft schwindet.

Inzwischen gilt fast überall: Wer sich wie testen lässt, liegt im Wesentlich­en an Willen und Einsicht des Einzelnen. Aber in Kitas kommt es auf diese Einsicht besonders an. Unter Kindern und Personal verbreiten sich Infektione­n rasend schnell. Je weniger Familien zu Hause gewissenha­ft testen, desto weniger funktionie­ren die Corona-Tests noch als Frühwarnsy­stem, um die Gruppen zu schützen. Eigentlich ist es so simpel: Wenn man will, dass möglichst viele Menschen zu einer Sache beitragen, dann muss man es ihnen so bequem wie möglich machen. Vielleicht ließe es NRW doch besser einfach bei den Lollitests.

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