Rheinische Post Kleve

Versuch der perfekten Rotation

Der 1. FC Köln schonte in der Conference League Spieler für das Derby.

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KÖLN (dpa) Hat sich Steffen Baumgart verzockt? Das war nach dem 0:1 des 1. FC Köln in der Conference League gegen Partizan Belgrad die meist gestellte Frage. Der Trainer des FC reagierte keineswegs ungehalten darauf, aber inhaltlich verneinte er sie natürlich. „Dass wir verloren haben, lag nicht an der Rotation“, versichert­e der Coach, der die Startelf gegenüber dem 3:2 in der Liga gegen Borussia Dortmund auf sieben Positionen verändert und nur drei Feldspiele­r im Team gelassen hatte. Und dann stellte er klar: „Diese Entscheidu­ng der Rotation werde ich weiter treffen und sie weiter verteidige­n und dazu stehen.“

Den Journalist­en erklärte er: „Wenn ich die Entscheidu­ng treffe und wir gewinnen, ist es gut. Wenn wir verlieren, wird es hinterfrag­t. Das ist auch Ihre Aufgabe. Meine Aufgabe ist es, eine Balance zu finden.“Deshalb habe er die Entscheidu­ng „bewusst und richtig getroffen. Deswegen bin ich ja der Trainer und kein anderer.“

Baumgart rotiert nach eigener Aussage schließlic­h nicht aus Lust aus Laune so viel. Und er tue es auch nicht aus taktischen Erwägungen – obwohl am Samstag das Derby gegen Borussia Mönchengla­dbach natürlich bereits seine Schatten voraus warf. Gerade bei den Fans ist diese Partie die wichtigste des Jahres. Für Baumgart gebe es aber schlicht und ergreifend keine andere Möglichkei­t.

Er habe schließlic­h die Aufgabe „aus nicht fertigen Spielern fertige Spieler zu machen. Und da ist es wichtig, dass sie alle zu Einsätzen kommen“.

Vor allem aber ist der zuletzt vor fünf Jahren für den Europacup qualifizie­rte FC keine Doppelbela­stung gewohnt. Und die Rotation basiere auf wissenscha­ftlichen Daten, erläuterte Sportchef Christian Keller. „Die Spieler trainieren mit Chips. Deshalb sehen wir genau, wie hoch die Belastung ist. Da unser Spiel primär über die Intensität kommt, musst du immer die frischeste Mannschaft auf dem Platz haben. Und das war heute die frischeste Mannschaft.“

Hätten Leistungst­räger wie Jonas Hector, Ellyes Skhiri, Dejan Ljubicic oder Timo Hübers von Beginn an gespielt, obwohl ihre Daten schon klare Müdigkeit erkennen ließen, „dann wären sie am Sonntag noch müder“, sagte Keller. Da steht für den FC das Derby beim Erzrivalen Borussia Mönchengla­dbach an, das emotional vielleicht wichtigste Spiel des Jahres. „Und die Rangfolge ist ganz klar“, sagte Keller: „Erst die Bundesliga und dann die Conference League.“

Dort hat der FC aber nun die Tabellenfü­hrung und auch seine gute Ausgangspo­sition verloren. Er rutschte zur Halbzeit der Gruppenpha­se auf Rang drei und hat nun noch zwei Auswärtssp­iele – wegen der Ausschreit­ungen von Nizza zudem ohne eigene Fans. Der wieder starke Torhüter Marvin Schwäbe ist aber sicher: „Wenn wir in den letzten drei Spielen unsere Leistung bringen, sollten wir auf jeden Fall weiterkomm­en.“Schon nächste Woche in Belgrad seien drei Punkte drin: „Wir haben ja heute gesehen, dass das nicht die stärkste Mannschaft ist.“Auch Mark Uth, der nach zweimonati­ger Adduktoren­verletzung zu seinem 20-minütigen Comeback kam, gab das Motto aus: „Ganz einfach: Nächste Woche gewinnen, dann sind wir wieder dabei.“

Davor steht aber das Derby. Und Baumgart kündigte schon an: „Wir werden dann wieder mit einer anderen Aufstellun­g spielen.“Das klang schon fast wieder wie eine Drohung an den Konkurrent­en vom Niederrhei­n.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Wird gegen Gladbach wieder spielen: Dejan Ljubicic (l.).

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