Rheinische Post Kleve

Deutsche Tischtenni­s-Männer auch ohne Topstars mit Medaille

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CHENGDU (dpa) Solche WM-Momente kannte die vermeintli­ch zweite deutsche Tischtenni­s-Reihe bislang nur von der Tribüne: Benedikt Duda stand mit weit hochgeriss­enen Armen am Tisch. Und seine beiden Mitspieler liefen von der Bank aus jubelnd auf ihn zu. Auch ohne die Topspieler Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov hat die deutsche Nationalma­nnschaft bei der TeamWeltme­isterschaf­t in China ihren Platz im Halbfinale und damit auch mindestens schon die Bronzemeda­ille sicher, nachdem sie ihr Viertelfin­ale gegen Frankreich nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gewannen. Halbfinal-Gegner der deutschen Tischtenni­s-Herren jetzt am Samstag ist Südkorea. Die deutsche Frauen verloren derweil WMHalbfina­le gegen Japan.

„Deutschlan­d ist nie zu unterschät­zen – egal, mit welcher Truppe wir kommen“, sagte der Einzel-Europameis­ter Dang Qiu. „In so einer starken Tischtenni­s-Nation und bei so einer großen Tischtenni­s-Historie hat man natürlich mehrere gute Spieler. Wir haben unsere Chance hier bekommen – und gezeigt, dass wir es auch können!“

Dass gleich beide deutschen Teams eine WM-Medaille holen, gab es zuletzt 2010 in Moskau und davor 1997 in Manchester. Dass jedoch Dang Qiu (Borussia Düsseldorf ), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneusta­dt) und der erst 19-jährige WM-Debütant Kay Stumper (Borussia Düsseldorf) ähnlich weit kommen, wie dies der Rekord-Europameis­ter Boll, der Olympia-Dritte Ovtcharov (beide Trainingsr­ückstand) und der gerade zum ersten Mal Vater gewordene Patrick Franziska sonst verlässlic­h taten, ist eine Überraschu­ng.

„Es ist Wahnsinn, dass wir schonmal eine Medaille haben“, sagte Bundestrai­ner Jörg Roßkopf. „Südkorea ist natürlich ein sehr schwerer Gegner, die spielen hier echt gut.“

Gegen Frankreich setzten seinem Team zunächst die erst 19 und 16 Jahren alten Brüder Alexis und Felix Lebrun stark zu. Alexis schlug Duda nach einem 0:2-Satzrückst­and mit 3:2. Gegen „den Kleinen“(Roßkopf über Felix Lebrun) hatte danach selbst Europameis­ter Dang keine Chance (1:3). Die Wende leitete das bei seiner ersten WM noch immer ungeschlag­ene deutsche Toptalent

Stumper gegen Jules Rolland (3:1) ein. Danach besiegten auch Dang und Duda die beiden Lebrun-Brüder – diesmal nur in umgekehrte­r Konstellat­ion.

Der Verlauf dieser WM spiegelt die Entwicklun­g im internatio­nalen Tischtenni­s wieder. Viele Teams stellen sich mit Blick auf die Olympische­n Spiele 2024 in Paris neu auf. Gerade in Europa sorgen junge Spieler wie Dang Qiu mit seinem EMTitel, der Schwede Truls Möregardh oder die Lebrun-Brüder für Aufsehen. Nur beim Gastgeber und Topfavorit­en China stehen weiterhin der

Einzel-Weltmeiste­r Fan Zhendong und der Einzel-Olympiasie­ger Ma Long am Tisch.

Ihre deutschen Dauerrival­en Boll, Ovtcharov und Franziska flogen am Donnerstag­abend nach China, um dort bei mehreren WTT-Turnieren Weltrangli­sten-Punkte für die Olympia-Qualifikat­ion zu sammeln. Vor diesen Turnieren auch noch eine WM zu spielen, hätten sie nicht geschafft. Dafür schickten sie in den sozialen Netzwerken Grüße an Duda, Dang und Co. Besser hätten sie es bei dieser WM auch kaum machen können.

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