Verstappen nimmt es locker
Klappt es beim zweiten Versuch? Der Niederländer kann in Japan vorzeitig Formel-1-Weltmeister werden und seinen Titel verteidigen. In Suzuka warten jedoch schwierige Bedingungen. Und auch die Unterstützung der „Orange Army“fehlt.
SUZUKA (dpa) Max Verstappen konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als er das Plakat des japanischen Fans direkt vor sein Gesicht gehalten bekam. „Weltmeister 2022 MAX“, war darauf im Fahrerlager von Suzuka zu lesen. Noch ist es nicht so weit, aber erstmals hat es der Red-Bull-Star beim Grand Prix am Sonntag (7 Uhr/Sky) selbst in der Hand, zum zweiten Mal Formel1-Champion zu werden und seinen Titel frühzeitig erfolgreich zu verteidigen. „Es wäre sehr schön, wenn es hier klappt. Aber wenn nicht, dann kann‘s vielleicht beim nächsten Rennen noch wahrscheinlicher klappen“, sagte Verstappen, der schon in der Vorwoche die Chance hatte, sich aber weiter keinen Druck macht: „Ich denke nicht wirklich viel darüber nach.“
Muss der 25-Jährige auch nicht. Bei noch fünf ausstehenden Rennen und üppigen 104 Punkten Vorsprung auf Ferrari-Star Charles Leclerc ist der Aufstieg in den elitären Kreis der Mehrfach-Weltmeister nur noch eine Frage der Zeit. 112 Zähler Polster braucht Verstappen nach dem anstehenden Großen Preis auf Leclerc. Holt er in Suzuka mindestens acht Punkte mehr als der Monegasse und sechs mehr als Teamkolle
ge Sergio Perez, ist bereits alles klar.
Gelingen würde das unter anderem, wenn der Dominator bei der Rückkehr nach Japan nach zweijähriger Corona-Zwangspause gewinnt und die schnellste Rennrunde fährt. Auch andere Möglichkeiten sind denkbar, wichtig ist, dass er vor Leclerc und Perez bleibt, sonst gibt
es Chance Nummer drei in zwei Wochen beim Rennen in Austin in den USA.
„Realistisch gesehen wird Max wohl der Champion, wenn es nicht hier geschieht, dann sicher sehr bald“, sagte der so gut wie geschlagene Leclerc. Doch Verstappen weiß: „Wir brauchen ein perfektes
Wochenende, damit es klappt, soviel steht fest.“Und das könnte schwierig werden. Im Training musste sich Verstappen als Dritter den beiden Mercedes-Fahrern George Russell und Lewis Hamilton geschlagen geben. Im verregneten Japan fuhr Russell am Freitag in 1:41,935 Minuten vor seinem britischen Landsmann
Hamilton die Bestzeit. Verstappen hatte 0,851 Sekunden Rückstand auf Russell.
Schon während der Übungsfahrten schüttete es unaufhörlich, auch im Rennen soll es solche Bedingungen geben. Noch mehr als sonst ist dann fahrerisches Können gefragt. Dass Verstappen das hat, stellte er in den vergangenen Jahren oft genug unter Beweis. Allerdings: In Japan konnte er bislang nicht gewinnen. Mit dem Versuch eines Premieren-Siegs auf einer von ihm noch nicht eroberten Strecke war er auch am vergangenen Sonntag gescheitert, als er in Singapur nur Siebter wurde.
Zwischen den beiden Rennen in Fernost entspannte Verstappen in Tokio. Knapp drei Tage war er mit Freundin Kelly unterwegs, genoss das gute Essen, ging shoppen und lief einfach entspannt durch die Straßen, ehe es weiter nach Suzuka ging. Wie alle anderen Fahrer liebt auch Verstappen den Traditionskurs. Der erste Sektor ist für die Piloten der schönste der Saison. „Ich freue mich sehr darauf. Es ist eine unglaubliche Strecke und es sind unglaubliche Fans“, sagte Verstappen.
Auf die Unterstützung der euphorischen niederländischen Anhänger auf den Tribünen muss Verstappen allerdings verzichten. Wegen der strengen Einreiseregeln durch die Corona-Pandemie ist es unmöglich, einfach so in das Land der aufgehenden Sonne zu kommen. Eigentlich reisen Verstappen seit dem Vorjahr tausende Mitglieder der „Orange Army“hinterher. Dieses Mal wird es deutlich ruhiger werden. Aber groß feiern will Verstappen beim einem möglichen Titelgewinn offenbar ohnehin nicht, sondern am Sonntagabend lieber einen schnellen Rückflug nach Europa bekommen.