Rheinische Post Kleve

Verstappen nimmt es locker

Klappt es beim zweiten Versuch? Der Niederländ­er kann in Japan vorzeitig Formel-1-Weltmeiste­r werden und seinen Titel verteidige­n. In Suzuka warten jedoch schwierige Bedingunge­n. Und auch die Unterstütz­ung der „Orange Army“fehlt.

- VON THOMAS WOLFER

SUZUKA (dpa) Max Verstappen konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als er das Plakat des japanische­n Fans direkt vor sein Gesicht gehalten bekam. „Weltmeiste­r 2022 MAX“, war darauf im Fahrerlage­r von Suzuka zu lesen. Noch ist es nicht so weit, aber erstmals hat es der Red-Bull-Star beim Grand Prix am Sonntag (7 Uhr/Sky) selbst in der Hand, zum zweiten Mal Formel1-Champion zu werden und seinen Titel frühzeitig erfolgreic­h zu verteidige­n. „Es wäre sehr schön, wenn es hier klappt. Aber wenn nicht, dann kann‘s vielleicht beim nächsten Rennen noch wahrschein­licher klappen“, sagte Verstappen, der schon in der Vorwoche die Chance hatte, sich aber weiter keinen Druck macht: „Ich denke nicht wirklich viel darüber nach.“

Muss der 25-Jährige auch nicht. Bei noch fünf ausstehend­en Rennen und üppigen 104 Punkten Vorsprung auf Ferrari-Star Charles Leclerc ist der Aufstieg in den elitären Kreis der Mehrfach-Weltmeiste­r nur noch eine Frage der Zeit. 112 Zähler Polster braucht Verstappen nach dem anstehende­n Großen Preis auf Leclerc. Holt er in Suzuka mindestens acht Punkte mehr als der Monegasse und sechs mehr als Teamkolle

ge Sergio Perez, ist bereits alles klar.

Gelingen würde das unter anderem, wenn der Dominator bei der Rückkehr nach Japan nach zweijährig­er Corona-Zwangspaus­e gewinnt und die schnellste Rennrunde fährt. Auch andere Möglichkei­ten sind denkbar, wichtig ist, dass er vor Leclerc und Perez bleibt, sonst gibt

es Chance Nummer drei in zwei Wochen beim Rennen in Austin in den USA.

„Realistisc­h gesehen wird Max wohl der Champion, wenn es nicht hier geschieht, dann sicher sehr bald“, sagte der so gut wie geschlagen­e Leclerc. Doch Verstappen weiß: „Wir brauchen ein perfektes

Wochenende, damit es klappt, soviel steht fest.“Und das könnte schwierig werden. Im Training musste sich Verstappen als Dritter den beiden Mercedes-Fahrern George Russell und Lewis Hamilton geschlagen geben. Im verregnete­n Japan fuhr Russell am Freitag in 1:41,935 Minuten vor seinem britischen Landsmann

Hamilton die Bestzeit. Verstappen hatte 0,851 Sekunden Rückstand auf Russell.

Schon während der Übungsfahr­ten schüttete es unaufhörli­ch, auch im Rennen soll es solche Bedingunge­n geben. Noch mehr als sonst ist dann fahrerisch­es Können gefragt. Dass Verstappen das hat, stellte er in den vergangene­n Jahren oft genug unter Beweis. Allerdings: In Japan konnte er bislang nicht gewinnen. Mit dem Versuch eines Premieren-Siegs auf einer von ihm noch nicht eroberten Strecke war er auch am vergangene­n Sonntag gescheiter­t, als er in Singapur nur Siebter wurde.

Zwischen den beiden Rennen in Fernost entspannte Verstappen in Tokio. Knapp drei Tage war er mit Freundin Kelly unterwegs, genoss das gute Essen, ging shoppen und lief einfach entspannt durch die Straßen, ehe es weiter nach Suzuka ging. Wie alle anderen Fahrer liebt auch Verstappen den Traditions­kurs. Der erste Sektor ist für die Piloten der schönste der Saison. „Ich freue mich sehr darauf. Es ist eine unglaublic­he Strecke und es sind unglaublic­he Fans“, sagte Verstappen.

Auf die Unterstütz­ung der euphorisch­en niederländ­ischen Anhänger auf den Tribünen muss Verstappen allerdings verzichten. Wegen der strengen Einreisere­geln durch die Corona-Pandemie ist es unmöglich, einfach so in das Land der aufgehende­n Sonne zu kommen. Eigentlich reisen Verstappen seit dem Vorjahr tausende Mitglieder der „Orange Army“hinterher. Dieses Mal wird es deutlich ruhiger werden. Aber groß feiern will Verstappen beim einem möglichen Titelgewin­n offenbar ohnehin nicht, sondern am Sonntagabe­nd lieber einen schnellen Rückflug nach Europa bekommen.

 ?? FOTO: VINCENT THIAN/AP/DPA ?? Beim Rennen in Japan hat Red-Bull-Pilot Max Verstappen seinen zweiten Machtball zu Weltmeiste­rschaft. Der 25-Jährige will sich selbst aber keinen Druck machen.
FOTO: VINCENT THIAN/AP/DPA Beim Rennen in Japan hat Red-Bull-Pilot Max Verstappen seinen zweiten Machtball zu Weltmeiste­rschaft. Der 25-Jährige will sich selbst aber keinen Druck machen.

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