Rheinische Post Kleve

Nichts bleibt, wie es ist

Die Erfolgsser­ie „Babylon Berlin“geht in die vierte Staffel. Kann die Handlung mit den schönen Bildern mithalten?

- VON JULIA KILIAN

BERLIN (dpa) Dass sich etwas verändert hat, merkt man bereits in der ersten Folge. Mit der neuen Staffel „Babylon Berlin“, die ab diesem Samstag bei Sky und 2023 dann in der ARD zu sehen ist, kehrt zwar noch immer etwas Glitzersti­mmung zurück, aber die Atmosphäre ist deutlich düsterer. Die Geschichte beginnt diesmal Ende des Jahres 1930 und erzählt auch vom Aufstieg der Nationalso­zialisten in Deutschlan­d. Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) wird bald in einer Uniform zu sehen sein, die noch viele Fragen aufwirft.

Mittlerwei­le ist es fünf Jahre her, dass die erste Folge von „Babylon Berlin“lief. Die Serie galt damals als Sensation, nicht nur wegen des Produktion­sbudgets und der Tatsache, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit einem Bezahlsend­er zusammenar­beitete. Die Serie traute sich auch ziemlich viel.

Äußerst komplexe Erzählsträ­nge zum Beispiel, mit politische­n und historisch­en Verwicklun­gen. In der vierten Staffel geht das nun weiter. Diesmal schiebt Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) den Silvesterd­ienst bei der Mordkommis­sion, als in ein Kaufhaus eingebroch­en wird. Während des Polizeiein­satzes kommt ein Verdächtig­er unter brutalen Umständen zu Tode.

Auch ihre Schwester Toni gerät in Schwierigk­eiten, was Ritter bald vor eine schwierige Frage stellt. Parallel zieht ein SA-Trupp durch die Stadt und zerstört die Läden jüdischer Besitzer. Als Charlotte Ritter erfährt, dass sich auch Gereon Rath der Menge angeschlos­sen hat, gerät die ohnehin nicht unkomplizi­erte

Beziehung der beiden noch stärker ins Wanken.

Die Bilder bleiben auch in der neuen Staffel spannend, wenngleich auch manchmal etwas überreizt. Kommissar Rath jedenfalls sitzt in einer surrealen Sequenz blutüberst­römt im Moos. Nun ja. Ein Bonus ist wie schon in früheren Staffeln die Musik. Max Raabe etwa liefert mit einem Gastauftri­tt das Lied „Ein Tag wie Gold“.

Auch diesmal werden mehrere Geschichte­n parallel erzählt, mit

Schauspiel­erinnen und Schauspiel­ern wie Lars Eidinger, Meret Becker, Hannah Herzsprung, Benno Fürmann, Joachim Meyerhoff und Martin Wuttke. Es geht um kriminelle Polizisten und Ringverein­e, um einen Tanzwettbe­werb im „Moka Efti“, um jüdisches Leben und grassieren­den Antisemiti­smus.

Die Serie ist noch immer gut erzählt und entwickelt gerade dann, wenn man die ersten Folgen geschaut hat, einen ziemlichen Sog. Vorlage für die neue Staffel soll Volker

Kutschers Roman „Goldstein“sein.

„Ein Tag wie Gold / In den Adern hunderttau­send Volt / Eine Nacht wie Samt und Seide“, singt Max Raabe im Titellied. Darin heißt es auch: „Pass‘ auf, weil man sehr leicht vergisst: / Nichts bleibt, wie es ist.“Ein Satz, der im Leben meist stimmt. Bei „Babylon Berlin“verdüstert sich mit der Staffel zwar die historisch­e Lage, aber die Serienmach­er behalten vieles Bewährte bei. Es gab schon schlechter­e Serien-Fortsetzun­gen.

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FOTO: FREDERIC BATIER/X FILME/ARD/SKY/DPA Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) und Rudi Malzig (Johann Jürgens) in einer Szene der vierten Staffel.

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