Milch ohne Kuh
Es wird immer weniger Kuhmilch konsumiert – teils aus gesundheitlichen Gründen, beispielsweise wegen Laktose-Intoleranz, oder weil man der Ansicht ist, pflanzliche Milch sei gesünder als tierische. Auswahl gibt es genug.
Getränke aus Mandeln, Erbsen, Reis, Soja oder Cashewnüssen und Hafer sind vegan, oft zuckerund glutenfrei. Milchalternativen besetzen mittlerweile ganze Regale und sind oft einfach nur teuer, und kaum einer dieser Drinks wird aus regionalen Produkten gemacht. Vor allem Hafermilch ist der Renner, wobei streng genommen laut EU-Gesetzgebung gar nicht von „Hafermilch“die Rede sein darf. Denn die Bezeichnung „Milch“ist ausschließlich für tierische Milch von Kuh, Schaf, Ziege oder Pferd reserviert. Im Handel ist der Milchersatz daher unter Fantasienamen, als Haferdrink oder -getränk erhältlich.
Die Zeiten, in denen Hafer nur für Pferde gedacht war oder auf unseren Tellern maximal als Brei oder Flocken landete, sind längst vorbei. Das nährstoffreiche Power-Getreide wird immer beliebter, enthält es doch wesentlich mehr Mineralstoffe und Fette als zum Beispiel Weizen oder Roggen.
Dank der fettreichen Körner lässt sich der Hafer auch zu einer schmackhaften Milchalternative für Menschen mit Laktoseintoleranz, Milcheiweiß-Unverträglichkeit oder veganer Ernährungsweise verarbeiten. Die nahrhafte Hafermilch punktet mit einigen Vorzügen gegenüber beispielsweise Soja- oder Reismilch. Inzwischen sind Haferdrinks in diversen Geschmacksrichtungen und Varianten extra zum Aufschäumen („Barista“) in jedem Supermarkt und in immer mehr Restaurants und Cafés erhältlich.
Einer der Gründe, warum Menschen zunehmend auf pflanzliche Angebote umsteigen, ist die Milchproduktion und ihre Auswirkung auf die Umwelt. Die Massentierhaltung und die industrielle Landwirtschaft schaden Umwelt und Klima. Im Verdauungsapparat der Kuh entstehen bereits einige der klimaschädlichen Gase, aber auch die Futtermittelproduktion trägt einen großen Teil zu den Emissionen bei.
Laut aktuellen Studien liegen auf der Beliebtheitsskala Haferdrinks auf Platz eins – mit knapp 74 Prozent. Neben den großen Anbietern wie Oatly (Schweden) und Alpro (Belgien) tummeln sich bereits zahlreiche kleinere Marken auf dem Markt. Der zweitbeliebteste Milchersatz der Deutschen ist der Umfrage zufolge mit knapp 68 Prozent Mandelmilch, gefolgt von Sojamilch mit knapp 50 Prozent.
Doch welcher Drink schneidet am besten ab? Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat eine Checkliste zur Nachhaltigkeit veröffentlicht. Demnach sind Pflanzendrinks eine klimaschonendere und tierfreundliche Alternative zu Milch. Ihr CO2-Fußabdruck ist je nach Art des Pflanzendrinks nur ein Viertel bis halb so groß wie der von Kuhmilch. Wer besonders auf Nachhaltigkeit achten möchte, wählt Pflanzendrinks, bei denen die namensgebenden Zutaten aus Europa kommen. „Hergestellt in Deutschland“muss nicht bedeuten, dass die Rohstoffe aus Deutschland stammen. Es empfiehlt sich, die Informationen auf der Packung genau zu lesen, wo der verarbeitete Hafer, die Sojabohnen, Mandeln etc. beheimatet sind.
Bei Mandeldrinks gilt es zu beachten, dass die Wasserbilanz schlechter als bei tierischer Milch sein kann. Auch bei Angaben zur CO2-Bilanz ist Aufmerksamkeit gefragt: Beziehen
sie sich auf den Pflanzendrink oder unter Umständen nur auf die Verpackung?
Als beliebteste Milchalternative für Cappuccino oder Latte macchiato gelten Haferdrinks. Durch den relativ neutralen Geschmack passen sie besonders gut zu Kaffee. Wer seinen Kaffee aber gerne etwas süßlicher trinkt, kann auch einen Mandeldrink verwenden oder sogar auf eine leicht gesüßte Geschmacksvariante (etwa Vanille) zurückgreifen. Selbst aus Milchersatz lässt sich ein guter Schaum zaubern. Dazu sollte man auf das enthaltene Eiweiß achten. Dieses ist – egal ob in Kuhmilch oder Milchersatz – für den Schaum-Effekt verantwortlich. In extra gekennzeichneten BaristaMilchalternativen ist oftmals ein besonders hoher Eiweißgehalt zugeführt, sodass das Aufschäumen noch besser funktioniert.
Die wichtigsten PflanzendrinkSorten sind:
Sojamilch Der Klassiker ist vielseitig einsetzbar. Aufgrund des enthaltenen Lecithins weist sie gute Backeigenschaften auf und lässt sich in der Regel gut aufschäumen. In ihren Hauptnährstoffen ähnelt sie Milch am stärksten, enthält jedoch bei gleichem Eiweißgehalt teilweise weniger Kalorien, weniger Zucker und weniger Fett.
Mandelmilch Schmeckt leicht süßlich und hat in manchen Fällen einen Marzipangeschmack. Wegen ihres Aromas eignet sie sich gut für Müslis und Smoothies, zum Backen oder für Süßspeisen. Beliebt ist sie auch im Kaffee. Mandeldrinks gibt es aus gerösteten und ungerösteten Mandeln, gesüßt und ungesüßt oder auch mit Vanillegeschmack und in Kombination mit anderen Drinks.
Hafermilch Unter den Pflanzendrinks aus (Pseudo-)Getreide die bekannteste und die am leichtesten erhältliche. Doch auch Produkte aus Dinkel, Quinoa, Hirse, Buchweizen und Amaranth sind auf dem Markt. Sie sind meist kalorien- und fettärmer als (Voll-)Milch. Das enthaltene Fett ist dabei im Vergleich zu Kuhmilch reicher an ungesättigten Fettsäuren. Hafermilch ist beliebt im Kaffee und lässt sich teilweise gut aufschäumen. Getreidedrinks sind lecker im Müsli, für warmes Porridge oder zum Backen.
Reismilch Gehört zwar ebenso zu den Getreidedrinks, ist aber wesentlich neutraler im Geschmack. Reismilch schmeckt wie Getreidedrinks durch die Fermentation meist leicht süßlich. Sie ist proteinärmer als andere Drinks, am allergenärmsten und glutenfrei.
Nussdrinks Milchalternativen auf Nussbasis gibt es aus Haselnüssen, Cashewnüssen und Macadamia. Sie sind überall dort ideal, wo ihr nussiges Aroma zur Geltung kommt – gekühlt und pur, im Kaffee und für die Herstellung von Süßspeisen. Auch einer heißen Schokolade verleihen sie das gewisse Extra. Nussdrinks haben teilweise einen hohen Fettgehalt, dieser stammt jedoch überwiegend aus ungesättigten Fettsäuren. Nüsse, vor allem Cashews, eignen sich perfekt für die eigene Herstellung.
Kokosmilch besteht – verdünnt mit Wasser – zu einem großen Teil aus Kokosnussextrakt und ist eine gute Sahnealternative. Kokosdrinks enthalten weniger als zehn Prozent Kokosmilch oder -fruchtfleisch.
Hanfdrinks Aus Hanfsamen hergestellte Pflanzendrinks werden stetig beliebter. Sie enthalten wertvolle Omega-3-Fettsäuren, sind zudem glutenfrei, arm an gesättigten Fettsäuren sowie cholesterinfrei. Hanfdrinks sind leicht cremig, haben ein nussiges Aroma und lassen sich vielfältig einsetzen.
Lupinendrinks Sie werden bislang eher selten angeboten. Die Süßlupine, die das Eiweiß liefert, kann unter anderem in Deutschland angebaut werden. Das erspart lange Transportwege. Als sogenannte Stickstoffbinder haben Süßlupinen zudem eine positive Auswirkung auf den Ackerboden.
Erbsendrinks Sie gelten als die Neuen mit Potenzial. Aufgrund ihres unaufdringlichen Geschmacks, angenehmer Sensorik und besonders guter Schäumbarkeit erfreuen sie sich bei Kaffeeliebhabern bereits jetzt großer Beliebtheit. Das Geschmacksprofil bewegt sich zwischen getreidig-süßen und herbnussigen Noten. Da die Erbsen von Natur aus über einen äußerst hohen Eiweißgehalt verfügen (mehr noch als Soja-Bohnen), eignen sich Milchalternativen auf Basis der Hülsenfrüchte zudem ideal zur Zubereitung von cremig-samtigem Schaum. Ein zusätzliches Plus: Alle Zutaten können nachhaltig in Europa produziert werden.