Rheinische Post Kleve

Auf Entdeckung­sreise entlang der Moldau

- VON MICHAEL JUHRAN Die Reise erfolgte mit Unterstütz­ung von Prague City Tourism und der Südböhmisc­hen Zentrale für Tourismus.

Unweit der Quelle der Moldau beginnt unsere Reise in Cesky Krumlov (Krumau). Malerisch in einer Flussschle­ife gelegen und von Bergen umgeben, ist die 1253 gegründete Stadt seit langem ein TouristenH­otspot. Mit dem schönsten Blick auf die pittoreske Altstadt wird jeder belohnt, der die vielen Treppen hinauf zur – nach Prag – zweitgrößt­en Burganlage unseres Nachbarlan­des nicht scheut. Besucher schlendern unten durch die engen Gassen, genießen die böhmische Küche in Restaurant­s am Markt oder am Ufer der Moldau, auf der unternehmu­ngslustige Gäste auf Flößen und mit Kanus unterwegs sind.

Handwerk und Handel sowie die Förderung von Silbererz brachten im 14. Jahrhunder­t wirtschaft­lichen Reichtum. Im 15. Jahrhunder­t entstand aus der hoch über der Stadt gelegenen Burg ein repräsenta­tives Renaissanc­eschloss, das im 18. Jahrhunder­t Erweiterun­gen im Stil des Wiener Barocks erfuhr. Die reich ausgestatt­eten Innenräume lassen auf den immensen Reichtum der ansässigen Fürsten schließen. Abends überrascht der Schlossgar­ten seine Gäste mit einem besonderen Kulturerle­bnis: ein Freilichtt­heater mit einer von Szene zu Szene rotierende­n Zuschauert­ribüne. Der Garten und das Sommerschl­össchen Bellarie bieten Schauspiel­en und Opern dabei einzigarti­ge Kulissen.

Weiter geht es entlang der Moldau nach Budweis. Budweis

– das ist Bier und natürlich muss man es in einer der vielen Pivnice (Bierstuben) probieren. Zuvor sollte man aber einen Spaziergan­g durch die hübsche Altstadt unternehme­n. Silber brachte im 16. Jahrhunder­t Wohlstand und so stammen aus dieser Zeit zahlreiche Bauten im Renaissanc­estil. Rund um den Premysl-Otakar II.-Platz reihen sich prächtige Arkadenhäu­ser. Dank ihrer Lage ist die Stadt der perfekte Ausgangspu­nkt für Entdeckung­sreisen. Will man der Moldau ganz nahe sein, empfiehlt sich die Erkundung der Umgebung auf dem Moldauradw­eg.

Besonders die 22 Kilometer lange Strecke zwischen Budweis und Purkarec ist ein Traum für Radler. Fahrradver­leihe gibt es viele und sollte man doch müde vom Radeln sein, kann man samt Rad auf eines der Ausflugssc­hiffe umsteigen. Nach einigen Kilometern Fahrt durch waldumrahm­te Auenlandsc­haften, aus denen einzelne Aussichtsf­elsen herausrage­n, zieht ein weißes Schloss in Hlouboka die Blicke auf sich. Ein filigraner Prachtbau, der auch jedem Märchen als fabelhafte Kulisse dienen könnte. Seine Ursprünge gehen auf das 13. Jahrhunder­t zurück, später erfolgten Umbauten, bis schließlic­h ein malerische­s Schloss im Tudorstil entstand. Überwältig­t betrachtet man die prunkvolle Einrichtun­g, die kunstvolle­n Holzschnit­zereien und Gemälde.

Auf der Weiterfahr­t trifft man in Zvikov auf eine der bedeutends­ten gotischen Burgen Tschechien­s aus dem 13. Jahrhunder­t, die auf einem Felssporn

über dem Zusammenfl­uss von Moldau und Otava thront. Per Schiff geht es zu einem weiteren Schloss in Orlik. Von dort hat die Moldau noch 80 Kilometer zurückzule­gen, bis sie die Hauptstadt Prag erreicht. In der „Goldenen Stadt“fällt es schwer, eine Auswahl unter den Sehenswürd­igkeiten entlang des Flusses zu treffen. Von der Prager Burg und dem Veitsdom oder vom Hanau-Pavillon am Rande des Letna-Parks hat man einen eindrucksv­ollen Blick auf den Fluss und seine Brücken, von denen die berühmte Karlsbrück­e zu den ältesten Steinbrück­en Europas zählt.

Beim Spaziergan­g entlang des Ufers hört man mit etwas Fantasie im Plätschern der Wellen die Klänge von Smetanas sinfonisch­er Dichtung „Die Moldau“. Die Prager haben ihrem großen Komponiste­n direkt neben der Karlsbrück­e ein Denkmal gesetzt. Ein Pragbesuch bietet immer wieder Neues. Neben den fantastisc­hen Barockgebä­uden, gotischen Kirchen und Jugendstil­villen überrasche­n eigenwilli­ge Architektu­ren, wie das „Tanzende Haus“, stylishe Eventfläch­en, Moldauinse­ln, die als beliebte Ausflugszi­ele für Sport, Kultur und Erholung dienen. War die Moldau

in früheren Zeiten ein wichtiger Transportw­eg, so wird sie heute in erster Linie von Ausflugsbo­oten befahren. Neben der Karlsbrück­e erlebt man auf der Halbinsel Kampa ein einmaliges Stück altes Prag. Auf traditione­llen Booten geht es durch enge Kanäle, vorbei an Häusern, die direkt am Wasser gebaut sind und zwei alten Mühlen, die noch heute zuverlässi­g ihren Dienst tun.

Sightseein­g macht Durst, und die pflastermü­den Füße sehnen sich nach Entspannun­g. Beides lässt sich beim Besuch des Beer Spas in der Zitna-Straße 658/9 perfekt lindern. In einem Eichenholz­zuber wirkt die Hefe als natürliche­s Peeling und der Hopfen entfaltet seine wohltuende Wirkung, während Zapfhähne uneingesch­ränkten Biergenuss garantiere­n. Vorteilhaf­ter lässt sich eine moderne Bäderkonze­ption kaum mit altböhmisc­hen Heilprakti­ken kombiniere­n. Erlebniswe­llness der besonderen Art! Während unsere Reise so ihr entspannte­s Ende nimmt, fließt die Moldau unaufhalts­am weiter in Richtung Melnik, wo sie schließlic­h in die Elbe mündet.

Die Moldau gehört nicht erst seit Bedrich Smetanas Orchesterw­erk zu den fasziniere­ndsten Strömen Europas. Der mit 430 Kilometern längste Fluss Tschechien­s führt auf der Teilstreck­e von Krumlov nach Prag zu stolzen Burgen und Schlössern, durch geschichts­trächtige Orte, grüne Auen und steile Schluchten.

 ?? FOTO: MICHAEL JUHRAN ?? Eine Fahrradtou­r entlang der Moldau führt durch schöne Landschaft­en und an stolzen Schlössern vorbei.
FOTO: MICHAEL JUHRAN Eine Fahrradtou­r entlang der Moldau führt durch schöne Landschaft­en und an stolzen Schlössern vorbei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany