Sie kennen jeden Knochen und Muskel
Physiotherapeuten erlangen ihr Fachwissen in einer dreijährigen Ausbildung oder in einem Studium. Doch es ist nicht immer leicht, die Patienten dazu zu motivieren, mit ihnen zu arbeiten. Dann sind Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt.
Aus etwa 206 Knochen besteht der menschliche Körper. Mehr als 650 Muskeln sorgen für Beweglichkeit, zusammen mit Gelenken, Sehnen und Bändern bilden sie den Stütz- und Bewegungsapparat des Menschen. Während die Sehnen Knochen und Muskeln verbinden, sichern und bewegen die Bänder die Gelenke.
Für dieses vereinfacht dargestellte Gerüst des Körpers sind Physiotherapeuten zuständig. Sie greifen ein, wenn die Bewegung eingeschränkt und der Halt fehlt. Eine verantwortungsvolle Aufgabe: Deshalb verbringen angehende Physiotherapeuten das erste Jahr ihrer schulischen Ausbildung allein mit Theorie, bevor sie erstmals Hand anlegen in Form mehrerer Praktika in medizinischen Einrichtungen. Es gibt aber auch Praxen und Krankenhäuser, die selbst die Ausbildung anbieten in Kooperation mit einer Schule für Physiotherapie. Der praktische Teil findet dann beim Ausbildungsbetrieb statt.
Das Schulgeld, das Azubis lange Zeit selbst aufbringen müssen, wird in Nordrhein-Westfalen übrigens seit Anfang 2021 für den Besuch staatliche anerkannter Schulen vom Land NRW übernommen. Das gilt für die Ausbildung in allen Gesundheitsberufen, von denen die angehenden Physiotherapeuten zudem den größten Anteil ausmachen.
Nordrhein-Westfalen war das neunte Bundesland, das die Schulgeldfreiheit
einführte. Diese Regelung ist also noch nicht bundesweit einheitlich. Das gilt auch für die Organisation der Ausbildung an den 270 Schulen in Deutschland. Laut Prüfungsverordnung müssen während der dreijährigen Ausbildung insgesamt 1600 Stunden praktische Ausbildung geleistet werden. Wann und wie diese Stunden über die Ausbildungszeit verteilt werden, organisieren die Schulen in verschiedenen Modellen. So kann etwa die Praktikumszeit sowohl auf mehrere Blöcke aufgeteilt werden als auch am Stück stattfinden. Neben der schulischen Ausbildung ist auch ein Hochschulstudium mit Bachelorabschluss im Bereich Physiotherapie möglich. Es dauert je nach Hochschule zwischen sechs und acht Semestern.
Wer sich für den Beruf entscheidet, muss neben dem geforderten Fachwissen auch Einfühlungsvermögen mitbringen, denn nach einer Krankheit oder einem chirurgischen Eingriff ist oftmals nicht nur der Körper der Patienten geschwächt, sondern auch die Seele. Je nach Persönlichkeit der Patienten sind dann auch Geduld und Motivation gefordert. Und natürlich darf man keine Angst vor Körperkontakt haben. Spätere Einsatzgebiete finden ausgebildete Physiotherapeuten in Krankenhäusern, in einer Praxis für Physiotherapie, in Facharztpraxen, Rehazentren oder auch in Sportstätten und Wellnesshotels.