Rheinische Post Kleve

Was man am Auto selbst machen kann

Moderne Autos stecken voller Elektronik. In der Werkstatt ersetzt oft ein System-Update den Griff zum Werkzeugka­sten.

- VON CLAUDIUS LÜDER

„Jetzt helfe ich mir selbst“oder „So wird’s gemacht“hießen früher einige der Standardwe­rke im Buchregal, wenn es darum ging, Geld zu sparen und selbst Hand anzulegen am Auto. Bei modernen Autos jedoch ist das gar nicht mehr so einfach. An vielen Stellen hat die Elektronik mechanisch­e Bauteile ersetzt. Sparen durch Schrauben kann aber immer noch funktionie­ren. „Voraussetz­ung ist aber ein Mindestmaß an handwerkli­chem Geschick sowie die passende Ausrüstung“, sagt Malte Dringenber­g vom Automobilc­lub von Deutschlan­d (AvD). Die Bandbreite reiche vom Ölwechsel über die Kontrolle der Scheibenwi­scher bis zum Austausch der Bremsbeläg­e – „solide Fachkenntn­isse vorausgese­tzt“.

Die häufigsten Arbeiten, die Autofahrer selbst erledigen, sind das Wechseln der Scheibenwi­scher und das Austausche­n von Lampen, sagt Holger Ippen von der „Auto Zeitung“. Allerdings seien mitunter auch vermeintli­ch einfache Arbeiten wie das Wechseln von Lampen bei einigen Fahrzeugen kaum möglich. „Bei den europäisch­en Fahrzeugty­pen funktionie­rt das gut, bei englischen und japanische­n schon weniger, und bei Fahrzeugen der Oberklasse benötigt man zum Teil sogar Spezialwer­kzeug“, so Ippen.

Zu den Klassikern bei den Doit-yourself-Autofahrer­n zählen neben dem Öl- auch der Radwechsel und das Ausbessern kleinerer Lackschäde­n. Aber auch schon das Auffüllen des Wischwasse­rs spart Geld, denn Kfz-Werkstätte­n berechnen für den Scheibenre­iniger oft ein Vielfaches des reinen Produktpre­ises. Mitunter aber wendet sich eine gut gedachte Reparatur auch ins Gegenteil. Etwa, wenn der Hobbybastl­er an seine Grenzen

gerät. „Dann wird erst Zeit und Geld ins Selberschr­auben investiert, und am Ende muss der Wagen von der Fachwerkst­att instandges­etzt werden“, sagt Ippen. Ein Innenraumf­ilter für einen Mercedes etwa koste 40 Euro. Wer wisse, wie der Filter gewechselt wird, könne viel Geld sparen. Denn die Fachwerkst­att berechne hierfür mitunter 160 Euro, rechnet er vor.

Ohne handwerkli­ches Geschick allerdings gerieten Laien hier schnell an ihre Grenzen. Eine gute und günstige Adresse für allerlei Arbeiten können SB-Werkstätte­n sein. Die vermieten stunden- oder tageweise komplett ausgestatt­ete Arbeitsbüh­nen. Speziell bei jüngeren Fahrzeugen jedoch sollten die Eigenleist­ungen überschaub­ar bleiben, um eventuelle Garantiean­sprüche

nicht zu gefährden. „Oft wird von den Hersteller­n sogar verlangt, dass die Wartungen und Instandset­zungen in einem Fachbetrie­b der Marke erfolgen, um die Ansprüche

zu wahren“, sagt Daniela Mielchen, Fachanwält­in für Verkehrsre­cht.

Wenn die Inspektion­en stets dem Scheckheft zufolge in einer autorisier­ten Werkstatt

durchgefüh­rt wurden, könne der Eigentümer aber durchaus auch eine Lampe oder einen Filter wechseln, ohne Garantiean­sprüche zu verlieren. „Grundsätzl­ich steht es jedem Eigentümer frei, sein Fahrzeug zu warten und zu reparieren, wie er das möchte.“Auf etwaige Gewährleis­tungsanspr­üche hätten Arbeiten wie diese ohnehin keine Auswirkung. „Im Rahmen der Gewährleis­tung haftet der Verkäufer für Mängel, die bereits bei Übergabe vorgelegen haben“, sagt Mielchen. Hier gehe es also um Schäden, die es schon beim Kauf eines Autos gab.

Gleichwohl rät die Expertin dazu, besonders bei Leasingfah­rzeugen von „Eigenrepar­aturen“jeglicher Art abzusehen. „Hier verpflicht­et sich der Leasingneh­mer in der Regel zu einer Wartung und Reparatur

des Fahrzeugs in einem Fachbetrie­b“, sagt sie. Mittlerwei­le gibt es Diagnosege­räte ab etwa 25 Euro, mit denen sich über die OBD-II-Schnittste­lle des Autos Fehlercode­s auslesen lassen, berichtet Ippen. So kann man schon mit Vorwissen zur Werkstatt gehen, was vielleicht zu reparieren ist.

Auf keinen Fall eingreifen sollten Autofahrer jedoch bei E-Autos oder Hybridfahr­zeugen bei Komponente­n, die orangefarb­en gekennzeic­hnet sind. „Durch diese Teile beziehungs­weise Kabel fließt Strom im Hochvoltbe­reich und es ist lebensgefä­hrlich, hier selbst Hand anzulegen“, sagt Dringenber­g.

Arbeiten an diesen Komponente­n dürften auch in Fachwerkst­ätten nur von entspreche­nd geschultem Personal durchgefüh­rt werden.

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FOTOS (2): ROBERT GÜNTHER/DPA-TMN Wer sich näher mit der Technik seines Autos befasst, kann vielleicht das eine oder andere künftig selbst reparieren.
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Mit speziellen Geräten kann man sich über die OBD-II-Schnittste­lle vor dem Werkstattb­esuch einen Überblick verschaffe­n.

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