Rheinische Post Kleve

GOTT UND DIE WELT Regelmäßig aufhören

Im Rheinland gilt jetzt für Pfarrerinn­en und Pfarrer: 41 Stunden pro Woche. Gut so!

- Unsere Autorin ist Pfarrerin der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Lövenich in Erkelenz. Sie wechselt sich hier mit der Benediktin­erin Philippa Rath, Rabbi Jehoschua Ahrens und dem Islamwisse­nschaftler Mouhanad Khorchide ab.

Und Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.“So wird es in der Bibel erzählt. Am Anfang, nach der Arbeit, macht Gott eine Pause. Sabbat heißt das in der Sprache des Alten Testaments. Das bedeutet auch: aufhören. Vielen fällt das schwer. „Ich kann gar nicht aufhören zu arbeiten. Ich muss immer was zu tun haben“, erzählte mir neulich eine Bekannte. „Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, geht es direkt weiter. Aufräumen, bügeln, kochen. Meistens gleichzeit­ig.“

Für andere ist das anstrengen­d. „Mama, entspann’ dich doch mal“, sagt ihre Familie. Aber ihr macht es Spaß, sich zu beschäftig­en und alles zu erledigen. Sonntags allerdings freut sie sich über die saubere Wohnung

und das Essen, das einfach nur aufgewärmt werden muss. Sie gehen alle zusammen in den Zoo oder ins Schwimmbad – Hauptsache, Familienze­it. Hauptsache, sie macht Pause. Hauptsache, sie hört einmal die Woche wirklich auf. Endlich!

Die Landessyno­de der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland hat in diesen Tagen mit großer Mehrheit beschlosse­n, dass Pfarrerinn­en und Pfarrer regelmäßig auch mal aufhören müssen zu arbeiten. Künftig sollen sie höchstens 41 Wochenstun­den leisten. „Ist mein Pfarrer dann nicht mehr erreichbar, wenn ich ihn brauche?“, fragen besorgte Gemeindemi­tglieder. „Soll ich dann nach 41 Stunden nicht mehr ans Telefon gehen, wenn jemand mich braucht?“, fragen die Amtsinhabe­r. Nein und nein. In der Pressemitt­eilung

heißt es: „Sollte es der Dienst erfordern, sind die Pfarrerinn­en und Pfarrer weiterhin verpflicht­et, über die durchschni­ttliche wöchentlic­he Arbeitszei­t hinaus Mehrarbeit zu leisten.“Wir bleiben für euch da. Trotzdem: Diese Entscheidu­ng ist längst überfällig. Denn sie macht den schönsten und schwersten Job der Welt schöner und leichter. Weil wir ihn besser machen können, wenn wir auch mal in Ruhe im Zoo oder im Schwimmbad waren. Hauptsache, regelmäßig aufhören.

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FRIEDERIKE LAMBRICH

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