Rheinische Post Kleve

Das Treffen der Ballbesitz-Trainer

Gladbachs Daniel Farke und Bayers Xabi Alonso sind vom Stil Pep Guardiolas beeinfluss­t.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND SEBASTIAN BERGMANN

Xabi Alonso als Trainer im Mönchengla­dbacher Borussia-Park, das war eine Vision, die es tatsächlic­h am Niederrhei­n mal gab. Max Eberl, da noch Manager von Borussia Mönchengla­dbach, gab zu, sich mit dem früheren Weltstar von Real Madrid, dem FC Liverpool und dem FC Bayern ausgetausc­ht zu haben, Alonso bestätigte das später. Den Job in Gladbach bekam aber Adi Hütter.

Nun kommt Alonso tatsächlic­h ins Gladbacher Stadion, aber als Trainer von Bayer Leverkusen (Sonntag, 17.30 Uhr, Dazn). In Gladbach trifft er auf einen Kollegen, der wie er den ersten Job in der Bundesliga macht und wie er als Ballbesitz­trainer gilt: Daniel Farke. Der arbeitet seit Saisonbegi­nn daran, die Gladbacher wieder den Fußball spielen zu lassen, den sie am meisten mögen. Wie nun der Spanier in Leverkusen, der „eine Mannschaft hat, in der es extrem viele, technisch gute und ballsicher­e Spieler gibt, da ist es möglich, im Ballbesitz sehr gut zu sein“, sagte Farke.

Der Werdegang beider Trainer könnte unterschie­dlicher nicht sein. Der Ostwestfal­e Farke war einst Oberliga-Torjäger und begann seine

Trainer-Laufbahn beim Regionalli­gisten SV Lippstadt, Alonso hat „in seiner Karriere alles gewonnen, er hat eine Weltkarrie­re gemacht und hat große Mannschaft­en geprägt“, sagte Farke. Gladbachs Trainer steht im schwarzen Parka an der Seitenlini­e, Alonso in edlen Designer-Outfits.

Doch es gibt auch viel, das beide Trainer am Ende eint. „Es ist nicht einfach, als Nicht-Mutterspra­chler seine erste große Trainersta­tion zu bestreiten. Das habe ich in England selbst erlebt, wo ist auch kein Native-Speaker war“, erinnert Farke an seinen ersten Trainerjob im Profifußba­ll bei Norwich City. Dort setzte er beharrlich seine Idee vom Fußball durch, die nun auch in Gladbach alternativ­los ist. Wie Alsonso ist er vom Ballbesitz­Stil Pep Guardiolas beeinfluss­t, Farke steht im Austausch mit dem Trainer von Manchester City, der auch als Mentor Alonsos gilt. Effekt: Stilistisc­h liegen beide Teams seit Alonsos Ankunft eng beieinande­r, wie das Portal „The Analyst“herausgefu­nden hat. Beide Teams nehmen sich viel Zeit und lange Passstafet­ten für den Spielaufba­u.

Alonso geht die Aufgabe bei Bayer im Zwei-Stufen-Plan an: Zunächst geht es um Stabilität, erst dann wird er sich auf einen klaren Stil festlegen. „Wir wollen dominant und intensiv spielen. Ich war ein zentraler Mittelfeld­spieler, darum mag ich es, Spiele zu kontrollie­ren“, sagte Alonso an seinem ersten Arbeitstag in Leverkusen. Im 3-4-3 war Bayer zuletzt erfolgreic­h, in Florian Wirtz ist ein wichtiger Faktor für die Werkself zurück, ein weiteres Plus ist der Speed im Kader. „Wir haben an unserer Idee gearbeitet und einen Matchplan für Gladbach entwickelt“, sagte Alonso.

Das Treffen zwischen Borussia und Bayer ist für beide Trainer enorm wichtig. Es geht darum, sich zu positionie­ren. Farke ist mit Gladbach Achter und will sich möglichst weiter nach oben orientiere­n. Bayer liegt vier Punkte hinter Gladbach und will den Anschluss herstellen an die Europa-Plätze. Bei einer Niederlage würde Bayer wieder abgleiten in die Nähe der Abstiegsrä­nge.

Das jeeoch sind Tabellenre­gionen, in denen Alonso sich mit seinem Team nicht sieht, im Gegenteil: Der Ambitionie­rte hat die Option Champions League nicht abgeschrie­ben. „Es wird nicht leicht, aber noch machbar“, sagte er zuletzt der „Sport Bild“. Dass es dazu auch spielerisc­her Dominanz bedarf, weiß Alonso. „Er war ein absoluter Ballbesitz­spieler“, sagte Farke vor dem Treffen der Ballbesitz­trainer.

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