Das Treffen der Ballbesitz-Trainer
Gladbachs Daniel Farke und Bayers Xabi Alonso sind vom Stil Pep Guardiolas beeinflusst.
Xabi Alonso als Trainer im Mönchengladbacher Borussia-Park, das war eine Vision, die es tatsächlich am Niederrhein mal gab. Max Eberl, da noch Manager von Borussia Mönchengladbach, gab zu, sich mit dem früheren Weltstar von Real Madrid, dem FC Liverpool und dem FC Bayern ausgetauscht zu haben, Alonso bestätigte das später. Den Job in Gladbach bekam aber Adi Hütter.
Nun kommt Alonso tatsächlich ins Gladbacher Stadion, aber als Trainer von Bayer Leverkusen (Sonntag, 17.30 Uhr, Dazn). In Gladbach trifft er auf einen Kollegen, der wie er den ersten Job in der Bundesliga macht und wie er als Ballbesitztrainer gilt: Daniel Farke. Der arbeitet seit Saisonbeginn daran, die Gladbacher wieder den Fußball spielen zu lassen, den sie am meisten mögen. Wie nun der Spanier in Leverkusen, der „eine Mannschaft hat, in der es extrem viele, technisch gute und ballsichere Spieler gibt, da ist es möglich, im Ballbesitz sehr gut zu sein“, sagte Farke.
Der Werdegang beider Trainer könnte unterschiedlicher nicht sein. Der Ostwestfale Farke war einst Oberliga-Torjäger und begann seine
Trainer-Laufbahn beim Regionalligisten SV Lippstadt, Alonso hat „in seiner Karriere alles gewonnen, er hat eine Weltkarriere gemacht und hat große Mannschaften geprägt“, sagte Farke. Gladbachs Trainer steht im schwarzen Parka an der Seitenlinie, Alonso in edlen Designer-Outfits.
Doch es gibt auch viel, das beide Trainer am Ende eint. „Es ist nicht einfach, als Nicht-Muttersprachler seine erste große Trainerstation zu bestreiten. Das habe ich in England selbst erlebt, wo ist auch kein Native-Speaker war“, erinnert Farke an seinen ersten Trainerjob im Profifußball bei Norwich City. Dort setzte er beharrlich seine Idee vom Fußball durch, die nun auch in Gladbach alternativlos ist. Wie Alsonso ist er vom BallbesitzStil Pep Guardiolas beeinflusst, Farke steht im Austausch mit dem Trainer von Manchester City, der auch als Mentor Alonsos gilt. Effekt: Stilistisch liegen beide Teams seit Alonsos Ankunft eng beieinander, wie das Portal „The Analyst“herausgefunden hat. Beide Teams nehmen sich viel Zeit und lange Passstafetten für den Spielaufbau.
Alonso geht die Aufgabe bei Bayer im Zwei-Stufen-Plan an: Zunächst geht es um Stabilität, erst dann wird er sich auf einen klaren Stil festlegen. „Wir wollen dominant und intensiv spielen. Ich war ein zentraler Mittelfeldspieler, darum mag ich es, Spiele zu kontrollieren“, sagte Alonso an seinem ersten Arbeitstag in Leverkusen. Im 3-4-3 war Bayer zuletzt erfolgreich, in Florian Wirtz ist ein wichtiger Faktor für die Werkself zurück, ein weiteres Plus ist der Speed im Kader. „Wir haben an unserer Idee gearbeitet und einen Matchplan für Gladbach entwickelt“, sagte Alonso.
Das Treffen zwischen Borussia und Bayer ist für beide Trainer enorm wichtig. Es geht darum, sich zu positionieren. Farke ist mit Gladbach Achter und will sich möglichst weiter nach oben orientieren. Bayer liegt vier Punkte hinter Gladbach und will den Anschluss herstellen an die Europa-Plätze. Bei einer Niederlage würde Bayer wieder abgleiten in die Nähe der Abstiegsränge.
Das jeeoch sind Tabellenregionen, in denen Alonso sich mit seinem Team nicht sieht, im Gegenteil: Der Ambitionierte hat die Option Champions League nicht abgeschrieben. „Es wird nicht leicht, aber noch machbar“, sagte er zuletzt der „Sport Bild“. Dass es dazu auch spielerischer Dominanz bedarf, weiß Alonso. „Er war ein absoluter Ballbesitzspieler“, sagte Farke vor dem Treffen der Ballbesitztrainer.