Rheinische Post Kleve

Pure Freude an der Musik

Der bis zuletzt produktive Sänger, Gitarrist und Komponist David Crosby ist mit 81 Jahren gestorben.

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

Der große amerikanis­che Songwriter David Crosby ist tot. Seine Ehefrau Jan Dance gab bekannt, dass er bereits in der Nacht auf den 19. Januar nach langer Krankheit gestorben sei. Crosby wurde 81 Jahre alt, und gerade in den letzten Jahren fand er noch einmal zu ungeahnter Produktivi­tät. Seit 2014 veröffentl­ichte er fünf Studioalbe­n mit neuem Material. Zuletzt erschien 2021 „For Free“, benannt nach einem Song von Joni Mitchell, seiner früheren Partnerin und Weggefährt­in aus dem Laurel Canyon in Kalifornie­n. Man sollte ihn in Erinnerung behalten mit einem Stück aus diesem Album: In „I think I“singt er mit großem Optimismus: „Ich glaube, ich habe meinen Weg gefunden.“

Dieser Weg war wandlungsr­eich, selten geradeaus. Der Sänger und

Gitarrist mit dem Walrossbar­t wurde 1941 in Los Angeles geboren, galt als rebellisch­er Jugendlich­er, fand Halt in der Folkmusik. Bevor er 1971 sein erstes Solo-Album veröffentl­ichte, hatte er schon zwei Karrieren durchlebt, die sich in die Musikgesch­ichte eingeschri­eben haben: 1964 gehörte er zu den Gründungsm­itgliedern der Byrds, die innerhalb kürzester Zeit eine der erfolgreic­hsten FolkrockGr­uppen wurden und mit Bob Dylans „Mr. Tambourine Man“einen riesigen Hit landeten. Das Markenzeic­hen der frühen Byrds wurde zum Stilelemen­t von David Crosbys Musik überhaupt: Sie begeistert und berührt zutiefst durch betörende Harmoniege­sänge.

1967 wurde Crosby bei den Byrds quasi rausgeworf­en, unter anderem, weil er mit der Band Buffalo Springfiel­d.

Für den Musiker war das kein Tiefpunkt, sondern der Beginn eines neuen Höhenflugs: Mit Graham Nash und Stephen Stills gründete er die Supergroup Crosby, Stills & Nash. Nach einem sehr erfolgreic­hen Debütalbum stieß Neil Young dazu. Zu viert spielten sie das legendäre Album „Déjà Vu“ein, traten 1969 beim WoodstockF­estival auf und schufen eine Gemeinscha­ft, die trotz ewiger Streiterei­en zwischen den großen Musiker-Egos ein Leben lang halten, zu weiteren Alben in den 80er- und 90er-Jahren sowie zu unzähligen Live-Auftritten führen sollte.

Tiefpunkte verzeichne­te Crosby eher im persönlich­en Bereich: In den 80ern verbrachte er mehrere Monate wegen Drogen- und Waffenbesi­tzes im Gefängnis, 1994 unterzog er sich einer Lebertrans­plantation. 20 Jahre später erzählte er dem „Rolling Stone“verwundert: „Ich weiß nicht, warum ich noch am Leben bin, während Jimi (Hendrix) und Janis ( Joplin) es nicht mehr sind.“In dem langen Leben, das ihm vergönnt war, ist die schönste Musik immer zusammen mit Partnerinn­en und Partnern entstanden, mit denen Crosby stimmlich harmoniert­e: Dazu gehörte immer wieder Graham Nash, auf den letzten Alben war es aber auch sein Sohn James Raymond, war es die Lighthouse Band aus Becca Stevens, Michelle Willis und Michael League. Sie werden gewiss sein Erbe hochhalten.

Der Kitt, der sie zusammenge­halten habe, sei die Musik gewesen, schrieb Bandkolleg­e Stephen Stills auf Facebook: Crosby habe eine „geradezu geniale“harmonisch­e Sensibilit­ät gehabt: „Er war ohne Frage ein Gigant von einem Musiker“.

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FOTO: BONDAREFF/DPA David Crosby

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