Wiedersehen nach 87 Jahren dank eines Tippfehlers
An dieses Wiedersehen hat Hans Tepner (99) aus Viersen nicht mehr geglaubt: „Ulrich, bist du es?“, fragt er, als sein Cousin Ulrich Tepner (89) vor ihm steht. Dem Viersener bricht die Stimme, er blinzelt Tränen weg, reicht ihm die Hand. Dass sie sich jetzt nach 87 Jahren wiedersehen konnten, liegt an einem Tippfehler in einer E-Mail-Adresse.
Hans-Dieter Tepner aus Schwalmtal, einer der Söhne von Hans Tepner, hat lange nach weiteren Familienmitgliedern gesucht. Die weitverzweigte Familie seines Vaters habe bis zum Zweiten Weltkrieg in Königsberg (heute Kaliningrad) gelebt. Danach seien die Verwandten getrennt worden: Ein Teil der Familie wanderte durch Heirat nach Großbritannien aus. Hans Tepner selbst kam in Kriegsgefangenschaft, fand danach Ehefrau Erna und seine Schwiegermutter in Viersen wieder.
Doch immer wieder hat er sich gefragt: Was wurde aus seinem kleinen
Cousin Ulrich? Bis vor 14 Tagen hatte er lediglich ein altes Familienfoto von 1935: Es zeigt Ulrich als Baby, Hans Tepner selbst war damals um die zwölf Jahre alt. Es war das letzte Mal, dass sich die beiden Cousins gesehen haben.
Ein falscher Punkt sorgte für das Wiedersehen: Hans-Dieter Tepner hatte für seine Frau Hiltrud eine neue E-Mail-Adresse angelegt. Als sie diese Adresse weitergab, vertauschte sie einen Bindestrich mit einem Punkt. Und erhielt über Umwege eine Antwort – von einem bis dahin unbekannten Mitglied ihrer Familie. Das Kuriose: Die Familien leben nur rund 30 Kilometer voneinander entfernt: Hans Tepner und seine Familie in Viersen und Schwalmtal, Ulrich Tepner und seine Nachkommen in Erkelenz.
Jetzt wollen die Familien zueinanderfinden, treffen sich am Sonntag erneut. Joshua Dine, ein Nachkomme vom britischen Zweig, arbeitet an einer Familiengeschichte. Die kann er jetzt um ein überraschendes Kapitel ergänzen.